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3. Jüngere Geschichte des Begriffs und der Nachbarbegriffe

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Die Formel „Didaktik der Mehrsprachigkeit“ (↗ Einleitung) findet sich erstmals bei Mario Wandruszka (1979: 313, 323ff.). Im Kern geht es bereits um das „kontrastive Lernen“ von Sprachen, SprachaufmerksamkeitSprachaufmerksamkeit und das reflexive VergleichenVergleichen sprachlicher Strukturen; aber, dies betont Wandruszka (1986), immer auch um Einsichten in den kulturellen Reichtum einer sich in vielen Sprachen ausdrückenden res publica litterarum. Mit Blick auf das damalige „Europa der Sechs“ bzw. die damalige Europäische Gemeinschaft entwarfen die ‚Homburger EmpfehlungenHomburger Empfehlungen‘ (Christ 1980) das Modell der sog. sprachenteiligen GeseSprachenteiligkeitllschaft, deren Bürgerinnen und Bürger von den meisten Anderssprachigen aus den sechs Ländern verstanden wurden. Die Empfehlungen nehmen Schlüsselbegriffe der späteren SchulsprachenpolitikSchulsprachenpolitik vorweg: Begegnungs-, Fundamental-, Verkehrs-, Erschließungssprache, Sprachlernprozesse, bilinguale Klassen und bieten damit ein Curriculum für eine lebenslang auf- und weiterbaubare Mehrsprachigkeit. In Weiterführung der ‚Vorschläge für einen erweiterten Fremdsprachenunterricht‘ (Bertrand & Christ 1990) konkretisieren die ‚Umrisse der MehrsprachigkeitsdidaktikMehrsprachigkeitsdidaktik‘ die bisherigen Ansätze um ein auf VernetzungVernetzungvon Sprachen von Sprachen basiertes Konzept des Lernens und des Lehrens von (zunächst) rezeptiver Mehrsprachigkeit (Meißner 1995). In den ‚Umrissen‘ tauchen erstmalig grundlegende Begriffe wie TransferbasisTransferbasis, interlingualer TransferTransferinterlingualer und didaktischer TransferTransferdidaktischer, SprachlernkompetenzSprachlernkompetenz (↗ Art. 20) auf. Die ‚Umrisse‘ betonten zugleich programmatisch, Prozesse des interlingualen IdentifikationstransfersIdentifikationstransfer zunächst romanischer Sprachen durch Deutschsprachige analysieren zu wollen, um die Praktikabilität des interkomprehensiven Ansatzes in schulischem und außerschulischem Unterricht zu erproben und zu dokumentieren (↗ Art. 63, 70, 88; zu Interkomprehension und LernerautonomieLernerautonomieund Interkomprehension; zu Interkomprehension und Lerner u.a.m.). Weitere Bezugsfelder waren die empirisch begründete Entwicklung einer erweiterten TransfertypikTransfertypologie und Studien zum Zusammenhang von Interkomprehension, Mehrsprachigkeit, Selbstwirksamkeit und Sprachlernmotivation (↗ Art. 64). In der Aktivierung des lernrelevanten Vorwissens liegt auch die Verbindung von InterkomprehensionInterkomprehensionu. Tertiärsprachen zu einer Methodik der TertiärsprachenTertiärsprachen (↗ Art. 86).

In der Romania sind didática do plurilinguismo und didactique de l’intercompréhension zumeist Synonyme. Der Begriff interkompréhension, intercompreensāo… schließt an die Fähigkeit der Romanophonen zum spontanen lesenden und hörenden Verstehen der Schwestersprachen an. Den Erstbeleg lieferte wohl Francis Debyserdidactique de l'intercompréhensionErstbeleg (1984). Schon 1975 hatte Louise Dabène ein Modell für das Erlernen typologisch nahverwandter Sprachen präsentiert, und 1971 hatte der Augsburger Romanist Fritz Abel beschrieben, wie sich im (deutschen) Französischunterricht rezeptive Kenntnisse des Spanischen vermitteln lassen. 1990 gibt die Fédération Internationale des Professeurs de Français (F.I.P.F.)Fédération Internationale des Professeurs de Français (F.I.P.F.) dem Wort intercompréhensionintercompréhension eine sprachpolitische Prägung. Wie sie unterstreicht, erweitert doch die romanische Interkomprehension den kommunikativen Radiuskommunikativer Radius z.B. des Französischen von 107 Millionen nativer Sprecher (Statista 2018) tendenziell auf 700 bis 800 Millionen nativer und auf viele Millionen sekundärer Sprachteilhaber. Intercompréhension gerät nun in die Nähe der SprachlenkungSprachlenkung (Schmitt 1988). Spätestens mit Sammelbänden wie der von Blanche-Benveniste & Valli 1997 erreicht der Neologismus dann die internationale Fachöffentlichkeit, wozu auch zahlreiche europäische Projekte beitrugen.

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