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4. Fazit
ОглавлениеDie besprochenen Beispiele beleuchten schlaglichtartig die semantisch-pragmatische Komplexität vieler Dialoge in den Fontane-Romanen. Dies dürfte einerseits mit dem Bemühen Fontanes zusammenhängen, die gesprochene Sprache möglichst wirklichkeitsgetreu nachzuempfinden. Andererseits sorgt das Bestreben, ebenso die soziale Milieu-Zugehörigkeit, bestimmte regionale Unterschiede, verschiedene Bildungsniveaus und überhaupt die Zeit des ausgehenden 19. Jahrhunderts einzubeziehen, für eine starke Ausdifferenzierung des Sprachverhaltens der beteiligten Protagonisten.
Vor diesem Hintergrund ist auch die Ausprägung verbaler Höflichkeit zu sehen. Die obigen Ausführungen sind keineswegs ein Beleg für die These, Höflichkeit sei prinzipiell unübersetzbar. Sie zeigen aber gleichwohl, wie sinnvoll es möglicherweise ist, Höflichkeitsaspekte relativ zu speziellen Handlungsbereichen zu untersuchen und sie von vornherein mehreren Textbildungsebenen zuzuordnen. Als zielführend erweist sich in dem Zusammenhang, grundsätzlich zwischen Haupt- und Zusatzhandlungen zu unterscheiden: Die Signalisierung von Höflichkeit geschieht häufig in Form einer Modifikation übergeordneter Handlungen wie MITTEILEN, AUFFORDERN oder BEWERTEN und kann die Ebenen der Selbstdarstellung, Beziehungsgestaltung, Kommunikationsmodalität und der Text- oder Ablauforganisation betreffen. Und genau hier dürfte das zentrale Problem für die Übersetzung von als höflich wahrgenommenen Äußerungen liegen. Es ist vielfach schwierig oder gar unmöglich, in der Zielsprache Äquivalente zu finden, die nicht nur die gegebene Haupthandlung übertragen, sondern auch den jeweils mitgemeinten Zusatzhandlungen entsprechen. Dies zu veranschaulichen, sollte das Ziel des vorliegenden Beitrags sein.