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1. Einführung
ОглавлениеForschung zum Thema der Höflichkeit ist zu einem festen Zweig innerhalb der Pragmatik geworden, seit Lakoff (1973), Brown/Levinson (1978/1987) und Leech (1893; s.a. 2014) Politeness zum Gegenstand der Linguistik gemacht haben. Diese Pioniere wollten pragmatische Variationpragmatische Variation in natürlichen Sprachdaten erklären (im Rahmen der pragmatischen Wende), dies freilich noch mit Denkmodellen, die Regeln und Universalien im Blick hatten. Ihre Arbeit sollte die nachfolgende Generation von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern auf dem Gebiet der Höflichkeitsforschung nachhaltig beeinflussen. Ungefähr seit den 1990er Jahren beschränkte sich die Analyse von Sprachdaten allerdings nicht mehr auf gesichtsbewahrende (face-maintainingface-maintaining)1 und gesichtsaufwertende (face-enhancingface-enhancing) Strategien; neu wurde sie auch auf Konfliktfälle und Beispiele von gesichtsschädigenden (face-aggravatingface-aggravating) Situationen ausgedehnt. Außerdem lassen sich zunehmend Diskussionen um angemessene methodische und theoretische Zugänge zu Höflichkeit beobachten sowie die Tendenz, sich konzeptuell und methodisch von anderen Disziplinen inspirieren zu lassen (z.B. von der Identitätskonstruktionsforschung). Diese Entwicklungen bewirkten eine starke Dynamisierung des Forschungsgebietes und trugen damit zur gegenwärtigen Debatte um die (Re)Definition der Disziplin bei. Maßgeblich geprägt hat diese Auseinandersetzung Jonathan Culpeper. Als einer der ersten weitete er sein Forschungsinteresse auf Unhöflichkeitsphänomene (z.B. 1996, 2005, 2010, 2011; Culpeper et al. 2003; Bousfield/Culpeper 2008) sowie auf fiktionale und historische Daten (z.B. 1996, 1998, 2010; Culpeper/Kádár 2010; Culpeper/Demmen 2011) aus und hinterfragte hartnäckig die Grundannahmen der bisherigen Forschung (z.B. 2012; Culpeper/Haugh 2014; bzw. das großangelegte Projekt des Palgrave Handbook of Linguistic (Im)Politeness von Culpeper/Haugh/Kádár, 2017). Im Folgenden sollen zwei derzeit viel diskutierte mit diesen Entwicklungen zusammenhängende Aspekte vertieft werden, die besondere Aufmerksamkeit verdienen: das Themenspektrum der Höflichkeitsforschung sowie die Entwicklung eines interdisziplinären Ansatzes innerhalb der Interpersonalen Pragmatik.