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Die Landwirtschaft im Wormser Raum

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Aus dem vorher Gesagten ergibt sich fast zwangsläufig, dass der Landwirtschaft ein eigener Abschnitt gewidmet wird, auch wenn sie in der Wirtschaftsbilanz von Worms heute nur noch eine untergeordnete Rolle spielt. Dabei wird die Strukturveränderung dieses Wirtschaftszweiges nach dem Zweiten Weltkrieg knapp beleuchtet und ein besonderes Augenmerk auf den Weinbau gerichtet.

Die rheinhessische Landwirtschaft ist über Jahrhunderte hinweg als Gemischtwirtschaft zu typisieren. Ackerbau und Viehzucht, ergänzt durch Sonderkulturen von Wein, Obst und Gemüse prägen die Betriebe. Um 1950 dominierten in erster Linie Klein- und Mittelbetriebe. Das geht aus der Grafik 4a deutlich hervor. Von den 1230 Betrieben im heutigen Wormser Stadtgebiet bewirtschafteten 560 (= 46 %) weniger als 2 ha und weitere 418 Betriebe (= 34 %) zwischen 2 und 10 ha. Dagegen existierten nur knapp 250 Betriebe (= 20 %) mit mehr als 10 ha Nutzfläche. Diese Strukturen änderten sich bis zur Jahrtausendwende dramatisch. Die Gesamtzahl der bäuerlichen Unternehmen sank auf 270, eine Schrumpfung auf gut ein Fünftel der Situation des Jahres 1950. Dabei erfolgte der stärkste Einbruch zwischen 1960 und 1970. Genauso dramatisch wie der Rückgang der Zahl der Betriebe ist die Veränderung in den Betriebsgrößenklassen. Im Jahr 2000 wurden nur noch 110 Klein- und Mittelbetriebe (bis 10 ha) gezählt, womit ihr Anteil nur noch 40 Prozent beträgt. Die Quote der großen Unternehmen über 10 ha ist dagegen auf 60 Prozent gewachsen, vor allem die Betriebe über 20 ha haben sich seit 1950 von 35 auf 122 fast vervierfacht. Die Gründe für diese Umstrukturierungen sind vielschichtig, lassen sich aber stark vereinfacht so zusammenfassen: Die Öffnung der Märkte brachte sinkende Preise und erzwang höhere Produktivität. Diese war nur durch stärkere Investition in die Mechanisierung und Rationalisierung zu erreichen. Dies konnte die Mehrzahl besonders der kleineren Betriebe nicht leisten. Sehr erschwerend machte sich hier die Besitzstruktur bemerkbar; denn die in der Region traditionelle Realerbteilung hat eine Besitzzersplitterung in Parzellengrößen erbracht, auf denen Maschineneinsatz kaum noch lohnt. Im Durchschnitt muss ein Betrieb 20 bis 25 solcher über die Gemarkung verteilten Zwergparzellen bearbeiten, was zusätzlich erheblichen Wegezeiteinsatz erfordert.

Genauso umwälzend waren in diesen 50 Jahren die Veränderungen in der Bewirtschaftung (Grafik 4b). Nur noch oder immerhin noch 25 Prozent der Betriebe betreiben die klassische rheinhessische Mischwirtschaft von Viehhaltung und Ackerbau, wobei sich die Viehbestände allerdings gewaltig verkleinert haben. (Rinder: 1950 ca. 1800 Stück, 2000 noch 250 Stück; Schweine: 1950 3800 Stück, 2000 800 Stück; Pferde: 1950 900 Stück, 2000 90 Stück). Dies hat natürlich auf die Bodennutzung entscheidenden Einfluss. Grünland- und Futterpflanzen für die Rinderhaltung streben in der Bodennutzung heute gegen Null, genauso wie der Hackfruchtanbau (Kartoffeln als Schweinefutter) auf Kosten des Getreideanbaus zurückging. Erst in jüngster Zeit wächst der Anteil der Hack früchte wieder, allerdings werden nun überwiegend Zuckerrüben angebaut. Die für die rheinhessische Mischwirtschaft ebenfalls typischen Streuobstwiesen sind heute aus dem Kulturlandschaftsbild verschwunden. In der Größe hat sich die gesamte ackerbaulich genutzte Fläche von knapp 6000 ha im Jahre 1950 auf ca. 4500 ha im Jahr 2000 verringert. Im gleichen Zeitraum wuchs der Rebflächenanteil von 350 ha auf fast 1600 ha an und besetzt damit heute 25 Prozent der Landwirtschaftsflächen mit weiterhin wachsender Tendenz. Das seit Jahrhunderten dem Raum zuerkannte Attribut »Land der Traube und Ähre« trifft heute mehr denn je zu. Wegen dieser – nicht nur optisch – den Raum prägenden Kraft des Weinbaus soll ihm ein etwas vertiefender Abschnitt gewidmet werden.


Grafik 4: Die Entwicklung von Betriebsstruktur und Bodennutzung in der Landwirtschaft von Worms zwischen 1952 und 2000 a. Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in den Betriebsgrößenklassen b. Die wichtigsten Bodennutzungsarten

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