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Zur Bevölkerung der Stadt Worms

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In Worms lebten zur Jahrtausendwende knapp 84.000 Einwohner auf einer Fläche von 108 km2, was einer Dichte von 765 E/km2 entspricht. Die Grafik 7 zeigt die Entwicklung zu dem heutigen Zustand auf: Um 1800 waren es 5000 Bewohner, und es dauerte ein halbes Jahrhundert, bis sich die Zahl verdoppelt hatte. Danach verstärkte sich der Wachstumsprozess, um zwischen 1890 und 1900 eine bis heute nicht mehr erreichte Steigerungsrate von 30 Prozent zu erlangen (1890: 25.000 E., 1898: 34.000 E.). Fortschreitende Industrialisierung und Landflucht bedingen sich gegenseitig. Dieser Expansionsdynamik der Stadt wurde durch die Eingemeindung von Hochheim, Neuhausen und Pfiffligheim (1898) mit zusammen über 6000 Einwohnern Rechnung getragen. Zwischen 1900 und 1950 war das Wachstum nur noch minimal, der zahlenmäßige Anstieg beruht auf der Eingemeindung von Herrnsheim, Horchheim, Leiselheim und Weinsheim von 1942. In dieser Phase ist die Kurve der Grafik 7 sehr unruhig. Die Zeit des Ersten und Zweiten Weltkriegs wird durch Einbrüche dokumentiert, wobei die Evakuierung nach der Zerstörung der Stadt 1945 besonders herausfällt. Das Absinken der Einwohnerzahl auf 36.000 (1.4.1945) wurde aber bis zum Ende des gleichen Jahres zum großen Teil wieder ausgeglichen. Trotzdem dauerte es bis 1955, bis die Vorkriegszahlen wieder erreicht wurden. Auch bis heute wäre die Bevölkerungszahl ohne die Eingemeindung von 1969 (Abenheim, Heppenheim, Ibersheim, Pfeddersheim, Rheindürkheim, Wiesoppenheim mit zusammen fast 15.000 E.) nur sehr schwach angewachsen.

Mit dieser Zunahme der Bewohnerzahl ging natürlich eine bauliche Verdichtung einher, die aber regional sehr unterschiedlich ausfiel. Im Kernstadtbereich stieg die Dichte in den letzten zwei Jahrhunderten von 330 auf ca. 1800 E./km2, fast eine Versechsfachung. Hier wohnen also 2,5-mal so viele Menschen pro Fläche wie im eingangs genannten Durchschnitt der Gesamtstadt (765 E/km2); in manchen Bereichen, so zum Beispiel im Gebiet von Neuhausen, erreicht die Dichte sogar noch ein Vielfaches davon. Auch Pfeddersheim, Rheindürkheim und Wiesoppenheim haben mit Werten von vier- bis fünffacher Verdichtung fast Kernstadtdimension. Ganz anders sieht es dagegen in den randlich gelegenen Stadtteilen Abenheim, Heppenheim und Ibersheim aus. Hier hat sich die Einwohnerdichte in 200 Jahren nur verdoppelt.


Grafik 7: Die Bevölkerungsentwicklung von Worms seit 1800


Grafik 8: Der Altersaufbau der Wormser Wohnbevölkerung im Jahre 2000 (1 % = 837 Einwohner)

Über die gegenwärtige altersmäßige Zusammensetzung der Wormser Bevölkerung gibt Grafik 8 Auskunft. Die angewendete Form der Darstellung des Anteils der Altersgruppen an der Gesamtbevölkerung, getrennt nach Geschlecht, wird landläufig als »Bevölkerungspyramide« bezeichnet; denn aus biologischer Sicht müsste der Anteil von jung nach alt abnehmen, folglich die Basislänge (= jüngste Gruppe) am größten sein, nach oben (= älter) kürzer werden und so im Umriss eine pyramidale Form annehmen. Für viele Länder der Erde (v.a. »Dritte Welt«) trifft dies auch zu.

Doch ein Blick auf die Grafik 8 zeigt für Worms ein ganz anderes Bild. Der Anteil der Altersgruppen wächst von unten nach oben und erreicht bei den 30- bis 40-Jährigen ein Maximum. Erst oberhalb davon kann man in Ansätzen von einer Pyramide sprechen. Anstatt eines pyramidalen Umrisses zeigt die Grafik nun einen baumartigen mit Stamm und sich verjüngender Krone. Etwas ironisch spricht man von der Altersverteilung in Form eines Weihnachtsbaumes. Dieses Bild findet man heute in allen westlichen Industrienationen, gleich ob man die Altersgliederung einer kleinen Stadt oder eines ganzen Staates darstellt; jede Abwandlung ist nur graduell. Dabei lässt sich der obere »Stammbereich« bzw. die untere Grenze der »Baumkrone« an den Zahlen der heute 30- bis 35-Jährigen, das heißt an den Geburtsjahrgängen ab 1965, sehr exakt festmachen. Ursache dieses global auftretenden Phänomens ist die Einführung der Antibabypille 1964, weshalb man auch vom Pillenknick spricht. In Worms lässt sich das sehr deutlich an der biologischen Bevölkerungsbilanz ablesen: 1965 wurden noch 354 mehr Geburten als Sterbefälle registriert, 1969 waren es lediglich 29. Seitdem ist die Bilanz immer negativ mit einem Überschuss von etwa 200 Sterbefällen.

Bei genauerem Hinsehen zeigt die »Baumkrone« selbst eine deutliche Asymmetrie. Bei den 30- bis 40-Jährigen überwiegt der Anteil der männlichen Bevölkerung (53 %). Der Grund dafür lässt sich aus dem vorliegenden Datenmaterial nicht zahlenmäßig belegen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird dieser Überschuss aber durch Gastarbeiter hervorgerufen, die gerade in diesem Alter häufig ohne Familien in Deutschland sind. Noch deutlicher ist die Ungleichverteilung zwischen Männern und Frauen jenseits der 65 Jahre. Das starke Übergewicht der weiblichen Bevölkerung ist einmal bedingt durch die deutlich höhere Lebenserwartung der Frauen, dass es aber ein so derartiges Ausmaß annimmt (63 % bis 84 %), hängt mit der großen Zahl der Gefallenen im 2. Weltkrieg zusammen, die ja den Jahrgängen 1900 bis 1925 angehörten.

Interessant ist die Beobachtung, dass diese beschriebene Altersstruktur in den Wormser Stadtteilen z.T. beachtliche quantitative Abweichungen zeigt. In Pfiffligheim, Leiselheim, Horchheim und Weinsheim sind zwischen 27 % und 28 % der Bevölkerung älter als 60 Jahre und nur 18 % jünger als 20. Umgekehrt leben in Herrnsheim, Wiesoppenheim, Rheindürkheim und Ibersheim deutlich mehr unter 20-Jährige als über 60-Jährige. Offensichtlich sind hier die Wohnverhältnisse für Familien mit Kindern günstiger. Die Altersstruktur des Innenstadtbereiches entspricht in etwa den Werten der Gesamtstadt, obwohl doch gerade hier die stärkste Überalterung zu erwarten wäre. Grund dafür ist der hohe Anteil ausländischer Bürger, die mit relativ hohen Kinderzahlen zu einer Verjüngung dieser Stadtteile beitragen.

Zuletzt noch einige Daten zu der nicht-deutschen Bevölkerung. In Worms wohnen zur Zeit 9200 Ausländer, womit sie 11 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen. Dies liegt über dem Durchschnitt von Rheinland-Pfalz (8 Prozent), aber weit unter dem Wert der Nachbarstädte Mainz und Ludwigshafen (über 18 Prozent). 55 Prozent der Wormser Ausländer sind Männer, was auf das oben angesprochene Übergewicht in der Alterspyramide hinweist. Ihre Wohnplätze sind sehr ungleich über das Stadtgebiet verteilt. In der Innenstadt macht ihr Anteil 18 Prozent aus, wobei in manchen statistischen Bezirken von Stadtzentrum und südlicher Innenstadt auch Werte über 30 Prozent erreicht werden. In allen anderen Stadtteilen ist der Anteil sehr viel niedriger mit einem Minimum von 2,2 Prozent in Heppenheim. Damit ist in Worms die gleiche Tendenz zu beobachten wie in allen deutschen Städten: Aus den Innen- bzw. Altstädten ziehen die deutschen Familien in die durchgrünten Randgebiete, die entstehenden Freiräume werden durch Ausländer aufgefüllt. Durch ihre große Kinderzahl wird der hohe Anteil der zurückbleibenden älteren deutschen Bewohner statistisch verschleiert. Dass mit dieser Konzentration von Nichtdeutschen in bestimmten Stadtregionen – was in dieser Größenordnung schon an »nationale Viertelbildung« gemahnt – große Probleme der Integration verbunden sind, liegt auf der Hand.


Grafik 9: Die Herkunft der nicht-deutschen Wohnbevölkerung von Worms im Jahr 2001 (in Klammer die Zahl der Herkunftsländer)

In Worms sind Bürger aus 126 Ländern der Erde wohnhaft, eine überraschend große Zahl. Das Gros, nämlich 40 Prozent, stammt aus der Türkei (s. Grafik 9). Stark sind auch noch Südeuropa, vor allem der Balkanraum, und das östliche Europa vertreten; über 35 Prozent stammen aus diesen Ländern. Resteuropa und die anderen Kontinente entsenden das letzte Viertel aus immerhin 100 Ländern, wobei manche dementsprechend nur mit weniger als fünf Personen vertreten sind.

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