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Zur Vernetzung der Stadt Worms mit dem Umland

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Wie im Vorwort betont, sollen aus dem großen Bereich der Stadtgeografie neben der Bevölkerungsstruktur nur knapp Fragen der Zentralität von Worms angesprochen werden, wobei teilweise das Pendlerwesen als Messlatte herangezogen werden kann. Das Faktum Zentralität erwächst aus dem Dilemma, dass einerseits ein in einer Region annähernd vergleichbares Lebensniveau der Bewohner in Bezug auf Ausbildung, Arbeitsplatz, Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen und angemessene Freizeitgestaltung gewährleistet sein muss, andererseits nicht jede Gemeinde diese Ansprüche erfüllen kann und auch gar nicht soll. Die Folge ist, dass sich in Einzelgemeinden bestimmte Angebote so stark konzentrieren, dass Nachbargemeinden mitversorgt werden können. Und je nach Art und Maß der Bedarfsdeckung entsteht eine Hierarchie von Zentren. So soll zum Beispiel ein Unterzentrum für die umliegenden Gemeinden eine weiterführende Schule, eine kleine medizinische Station, eine größere Sportanlage und Einkaufsmöglichkeiten für den täglichen Bedarf vorhalten. Ein Mittelzentrum soll ein breiteres Konsumangebot, Krankenhäuser und ein Spektrum von Fachärzten, Gymnasien und Fachschulen, Bibliotheken, öffentliche Verwaltung usw. bereitstellen und damit alle Gemeinden, auch die Unterzentren, versorgen. Und darüber steht schließlich das Oberzentrum, das zum Beispiel mit Hochschulen, Theater, Spezialkliniken, Sportstadien, Kaufhäusern und Spezialgeschäften, höheren Verwaltungseinrichtungen den Bedarf einer größeren Region abdeckt.

In diesem Schema ist Worms leicht in die Kategorie des Mittelzentrums einzuordnen; allerdings sind die einzelnen Angebotsfelder unterschiedlich stark ausgeprägt. So ist die Stadt im Bereich des Gesundheitswesens Zentrum eines großen links- und rechtsrheinischen Einzugsgebietes. Als Verwaltungsstandort hat sie dagegen durch die Gebietsreformen an Bedeutung eingebüßt, ebenso steht sie als Einkaufsziel unter Konkurrenzdruck anderer Gemeinden (v.a. im rechtsrheinischen Bereich). Auf dem kulturellen Sektor wiederum hat die Stadt infolge ihrer reichen Ausstattung mit Bibliotheken, Veranstaltungen, Fachschulen, historischen Attraktionen ein Angebot, das an die Erfordernisse eines Oberzentrums fast heranreicht. Im Einzelnen sollen diese Zentralitätskriterien von Worms nicht näher untersucht werden. Das würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, denn vor allem eine exakte Quantifizierung ist mit großem Aufwand verbunden. Anhand des Pendlerwesens zum Arbeits- bzw. Ausbildungsplatz soll aber die räumliche Vernetzung mit dem Umland kurz aufgezeigt werden. Dies ist auch statistisch abzusichern. Das Zahlenmaterial dazu basiert auf der letzten, allerdings leider schon 18 Jahre zurückliegenden Volks- und Berufszählung von 1987. Die daraus abgeleiteten Aussagen sind aber bis heute unverändert gültig.

In Worms sind etwa 32.000 Menschen erwerbstätig, wobei sie sich auf die Sektoren Land- und Forstwirtschaft (2,5 %), produzierendes Gewerbe (43,3 %), Handel und Verkehr (20,9 %) sowie öffentliche und private Dienstleistungen (33,3 %) sehr ungleich verteilen. Diese Zahlen sagen aber erst etwas über die spezifische Erwerbsstruktur der Stadt aus, wenn man sie mit denen der großen Nachbarn Mainz und Ludwigshafen vergleicht. In Mainz sind über 51 Prozent im Dienstleistungssektor beschäftigt, während das Produktionsgewerbe mit 30 Prozent hinter Worms bleibt. Umgekehrt dominiert in Ludwigshafen dieser Produktionsbereich mit 65 Prozent, während nur 23 Prozent in der Dienstleistung stehen. Die Stadt Worms sieht sich also auf den bedeutsamen Beschäftigungsfeldern Produktion und Dienstleistung äußerst starker Konkurrenz ausgesetzt. Dies drückt sich im Bild der Erwerbstätigen deutlich aus. Im Stadtgebiet wohnen zwar 31.000 Beschäftigte, davon haben aber über 8000 ihren Arbeitsplatz außerhalb der Stadt. Dafür pendeln knapp 10.000 Menschen in die Stadt ein. Daraus errechnet sich zwar ein positiver Saldo von etwa 1700 Personen, eine Größenordnung, die im Vergleich zu anderen Zentren aber sehr gering ist. In Mainz beträgt der Saldo 36.000, in Ludwigshafen sogar 45.000. Worms steht mit diesem Wert auch weit hinter Kreuznach, Alzey und Sobernheim, aber etwa auf dem Niveau von Bingen. Dieser Vergleich zeigt das Problem der Stadt im Überlappungsbereich von Zentren höherer Anziehungskraft überdeutlich: Worms kann im Beschäftigungsbereich nicht den dominanten Einfluss auf sein Umland ausüben, wie es seiner Einwohnerzahl nach zu erwarten wäre.


Tab. 3: Das Pendlerwesen von Worms

Ein ähnliches Bild ergibt sich für Worms als Ausbildungsstandort. 2500 täglich nach Worms einreisenden Besuchern der Fachhochschule, der Realschulen, Gymnasien, Berufs- und Berufsfachschulen stehen 900 Ausbildungsauspendler gegenüber. Auch hier ist also der Saldo mit 1600 positiv, aber im Vergleich mit anderen Zentren wiederum sehr klein. In Mainz liegt der Wert weit über 20.000. Selbst Bingen liegt weit vor dem viel größeren Worms, das damit ebenso wie als Erwerbsstandort in der Rangfolge von Rheinland-Pfalz im hinteren Mittelfeld der Mittelzentren steht.

Eine Betrachtung der räumlichen Anordnung der Pendlerströme ermöglichen die Zahlen (s. Tab. 3). Die Anziehungskraft von Worms ist stark auf die unmittelbaren Anrainerkreise beschränkt. Fast 70 Prozent der Einpendler kommen aus den zwei Landkreisen Alzey-Worms und Bergstraße. Schon für die Nachbarn Frankenthal, Bad Dürkheim, Donnersberg und Mainz-Bingen ist Worms fast nur noch von marginalem Interesse. Ludwigshafen zieht aus Frankenthal 5200, aus Bad Dürkheim 11.000 und aus dem Donnersbergkreis 1350 Personen an; ganz zu schweigen von Mainz, das selbst aus dem Wormser Kerngebiet, dem Kreis Alzey-Worms, 8200 Pendler und damit mehr als Worms selbst anlockt. Die Wormser Auspendler zieht es vor allem nach Ludwigshafen und Mannheim.

Insgesamt lässt sich also ablesen, dass Worms ein gut ausgestattetes Mittelzentrum ist, eng vernetzt mit seinem Umland. Es wird aber schwer sein, vor allem auf dem Erwerbssektor, aber auch als Einkaufszentrum eine höhere Anziehungskraft auf sein Umland zu entwickeln. Nicht nur die Situation zwischen den rheinland-pfälzischen Konkurrenten Mainz und Ludwigshafen ist dafür verantwortlich, sondern – fast noch schwerwiegender – die Lage im Spannungsfeld von Rhein-Main- und Rhein-Neckar-Ballungsraum, zu denen Worms jeweils eine mehr randliche Position einnimmt.


Grafik 10: Die Zahl der jährlichen Gästemeldungen in Worms seit 1980 und der Anteil der ausländischen Gäste


Grafik 11: Die Auslastung des Bettenangebotes in Worms im Lauf des Jahres 2001

Neben den Pendlerbewegungen sind auch die Touristenströme Indiz für die Attraktivität einer Stadt. Hier haben sich in Rheinhessen – mit weitem Abstand hinter Mainz (4100 Betten mit 620.000 Übernachtungen) – Worms und Bingen an zweiter Stelle positioniert. Im Jahr 2001 stellt Worms in 22 Betrieben etwa 850 Betten zur Verfügung. Diese wurden von über 47.000 Gästen in 97.000 Übernachtungen in Anspruch genommen (s. Grafiken 10 und 11), ein leichter Anstieg seit 1980. Gleichzeitig ist die Zahl der ausländischen Gäste aber deutlich zurückgegangen. Die Kapazität der Hotelbetriebe ist damit nur zu 33 Prozent ausgelastet. Besonders die Wintermonate sind für das Gewerbe problematisch, während die Sommermonate, besonders der September, befriedigende Ergebnisse zeitigen. Aber auf diesem Sektor ist eine Steigerung der Anziehungskraft von Worms leicht vorstellbar. Die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Besichtigungstourismus sind durch die eindrucksvollen Zeugen einer reichen Geschichte gegeben. Vielleicht hilft dieses Buch mit, sie einem weiteren Publikum und damit potenziellen Gästen bekannt zu machen.


Karte 1: Das Wormser Stadtgebiet


Karte 2: Worms in seinem Umland

Geschichte der Stadt Worms

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