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Von der Pfeffer- zur Elfenbeinküste

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Von Kap Palmas, dem südöstlichsten Felsvorsprung Liberias, nach Abidjan sind es etwa 250 Seemeilen. Die Elfenbeinküste unterscheidet sich in nichts von der Pfefferküste, wie man einst Liberias Küste nannte: beide sind meist flach, und hinter dem Strandwall, auf den die Brandung, die Kalema, mit großem Getöse donnert, erstrecken sich oft große Lagunen mit Mangrovensümpfen weithin ins Land.

An den Bezeichnungen Pfeffer-, Elfenbein-, Gold- und Sklavenküste erkennt man, welche Waren früher in jenen Gegenden für den Export gediehen. Von der Pfefferküste – die Engländer sagen Grain Coast, und die Seeleute vergessen dabei das „g“ und machen die Körnerküste zu einer Regenküste – stammten die Paradieskörner, der Guineapfeffer, der in Europa ebenso gerne zum Würzen von Speisen gebraucht wurde wie der Pfeffer von der indischen Pfefferküste. Man versuchte sogar, ihn zum Bittermachen des Bieres zu verwenden. Heute habe ich Eingeborene niemals Paradieskörner benutzen sehen; sie hielten sich alle an den viel schärferen Cayennepfeffer.

Abidjan, die moderne Hauptstadt der Elfenbeinküste, liegt an der riesigen Lagune Ebrit! und erlangte erst Bedeutung, als die Franzosen die Lagune durch einen Kanal mit dem Atlantik verbanden.

Als ich mit der Tide durch den Kanal und die Lagune segelte, sah ich viele Dampfer Kaffee, Kakao, Bananen und sogar Baumwolle laden. In kurzer Zeit sollen auch die Bauxit-, Eisenerz- und Manganlager der Elfenbeinküste ausgebeutet werden, und das Land wird dann seine hervorragende Stellung, die es im Exporthandel innerhalb von Westafrika innehat, weiter festigen können.

Ein Schlepper kam gefährlich nahe an mich heran und bot mir an, die LIBERIA abzuschleppen; ich lehnte sein Angebot ab und gelangte mit Hilfe der Seebrise auch ohne ihn in die Baie du Banco, in der ich vor einer Werft Anker warf. Keine hundert Meter entfernt lud ein deutscher Dampfer Baumstämme.

Sofort kamen ein paar Franzosen und wollten mir helfen. Läuft man einen französischen Hafen an (wenn man Abidjan so nennen darf), so findet man immer schnell Kontakt zu den Einwohnern, wird eingeladen und lernt Land und Leute kennen.

Schon vor einigen Jahren hatte ich die Elfenbeinküste besucht; damals war sie noch Kolonie, und die Franzosen bedachten die Neger mehr als nötig mit vertrauten Tiernamen. Ein Jahr später war ich wieder dort, und die Tiernamen galten nur noch den Tieren, aber Schwarz und Weiß begegneten sich noch immer voller Mißtrauen. Und bei meinem jetzigen Besuch war die Elfenbeinküste innenpolitisch unabhängig und die Atmosphäre gereinigt; die Afrikaner zeigten sich zugänglicher und arbeiteten mit größerem Eifer und Interesse. Das hatten die Franzosen anscheinend nicht erwartet.

Überhaupt schien mir die Lage in Abidjan ruhiger und entspannter als in den anderen westafrikanischen Ländern zu sein, die ich zuvor besucht hatte; meine Freunde führten das auf die einsichtige Politik des Ministerpräsidenten Felix Houphouet-Boigny zurück.

Houphouet-Boigny ist Häuptlingssohn, reicher Plantagenbesitzer, afrikanischer Arzt – er studierte in Dakar – und hat hohe Posten in der französischen Regierung innegehabt. In der Elfenbeinküste ist er Führer einer Partei, die mehr den Charakter einer Volksbewegung besitzt und deren Ziel die Unabhängigkeit war. Unabhängig ist das Land heute, doch im Gegensatz zu Sekou Touré legt Houphouet-Boigny noch immer Wert auf die Zusammenarbeit mit Frankreich.

„Wir braumen einander“, erklärte er. „Ich weiß, daß unsere Wirtsmaft ohne französisme Hilfe zusammenbremen würde, daß französismes Kapital für uns unerläßlich ist. Was wir von den Franzosen wollen, ist die Anerkennung der Integrität des schwarzen Mannes, Amtung und Liebe.“

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