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„Afrika den Afrikanern“

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Auch auf dieser Konferenz offenbarte sich Nkrumahs Haltung: wer Ghana das wirtschaftlich günstigste Angebot macht, wird bevorzugt. Stipendien werden aus allen Ecken und Winkeln der Welt angenommen. Touré und Nkrumah sind dennoch Afrikaner und keine Anhänger westlicher und östlicher Politik, sie sind Nationalisten par excellence, aber auch fanatische Verfechter des Panafrikanismus.

Wenige Wochen nach der Geburt der Republik Guinea war Sekou Touré nach Accra geflogen, um mit Nkrumah über einen gemeinschaftlichen Weg für die Zukunft zu reden. Beide suchen nach einer Möglichkeit, einen neuen „afrikanischen Charakter“ zu entwickeln, einen „afrikanischen Lebensstil“ zu prägen, ja, vielleicht sogar eine rein afrikanische Religion zu schaffen, die organisch aus dem Animismus ihrer Vorväter gewachsen ist.

Als ich mich in Conakry beim Chef der Surete meldete, um ihm meinen Paß vorzulegen, drückte er mir ein Blatt der Regierung in die Hand, in dem das gemeinsame Kommuniqué der beiden Regierungschefs veröffentlicht war:

„Angeregt durch das Beispiel der dreizehn amerikanischen Kolonien, die nach Erlangung der Unabhängigkeit eine Konförderation schufen, aus der später die Vereinigten Staaten von Amerika wurden, haben Ghana und Guinea, obwohl sie durch die Elfenbeinküste voneinander getrennt sind, beschlossen, sich zu einer Union zusammenzuschließen.“ – Heute hört man nicht mehr viel von dieser Union.

Um Touré brüderlich zu helfen, gab ihm Nkrumah einen Kredit von über zehn Millionen Pfunde mit auf den Heimweg. Tatsächlich, Ghana verteilt Kredite, es hat keine Staatsschulden, und das Durchschnittseinkommen pro Kopf und Woche ist höher als in Spanien, Jugoslawien oder Bulgarien.

Ghana ist reich und von allen westafrikanischen Staaten dank britischer Unterstützung in seiner wirtschaftlichen Entwicklung am fortgeschrittensten. Dennoch sind sich besonders seine jungen Führer darüber klar, daß man europäischer Hilfe auch weiterhin dringend bedarf. Im Lande weilen jetzt nicht weniger Weiße als zu britischen Zeiten; aus allen Ländern hat man Fachkräfte verpflichtet, und noch immer gibt es dort genügend Briten die der jungen Republik helfend und beratend zur Seite stehen.

Die Wirtschaft Ghanas, das so groß wie Großbritannien ohne Nordirland ist, stützt sich immer wesentlicher auf den Fleiß der „Kakaobauern“. Ein Plantagenarbeiter war es, der ein paar Kakaobohnen aus São Tomé nach der Goldküste brachte und kurz vor der Jahrhundertwende seine Landsleute die nicht einfache Kunst des Gärens und Trodmens der Bohnen lehrte. Heute stammt ein großer Teil der Kakao-Weltproduktion aus Ghana. Aber auch Gold, Diamanten, Mangan und Bauxit könnten das Land noch reicher werden lassen. Um die Zukunft Ghanas braucht man keine Sorgen zu haben.

An einem Freitag, dem angeblichen Unglückstag der Segler, fuhr ich aus Accra ab. Das Unglück ließ auch nicht lange auf sich warten …

Doch der Reihe nach. Anfangs nahm ich Kurs auf die Dampfer, die auf Reede lagen und in der hohen Dünung von Brandungsbooten umtanzt wurden. Dann stieß ich auf eine ganze Flottille von Fanti-Einbäumen, die gemeinsam auf Fischfang ausgezogen waren; mir schien, die Zahl der Fischer auf dem Wasser müsse die der Fische unter dem Wasser bei weitem übertreffen.

Noch einmal schaute ich mir Frederiksborg an, das alte dänische Schloß, in dem Nkrumah heute sein Quartier aufgeschlagen hat, dieses Mal jedoch vom Meer aus. Sein grelles Weiß leuchtete mir noch lange aus dem fahlen Harmattangrau nach. Wenige Stunden später schon segelte ich an dem neuen Hafen Tema vorbei, dessen Fertigstellung damals ganz Ghana sehnsüchtig erwartete. Der leere, mustergültige Hafen glich in seiner Anlage einem Riesenspielzeug.

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