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Abschied vom „Lagos Yacht Club“

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Im Yachtclub fragte mich eines der Mitglieder: „Nun, was halten Sie von Lagos?“

„Well, viele freundliche Menschen und viele bissige Moskitos in einer sehr kontrastreichen Stadt.“

Der Brite lachte, ohne auf meine nichtssagende Antwort einzugehen: „Wir Briten verstehen uns nur auf drei Dinge: den Afrikanern reines Wasser zu geben, religiös tolerant zu sein und gute Schulen zu bauen.“

Von den Franzosen bin ich mehrfach gefragt worden, wer denn nun die bessere Kolonialpolitik treibe, sie oder die Engländer?

Beide Länder haben viel zu viele Kolonien besessen, als daß sie allen die notwendige Fürsorge hätten angedeihen lassen können. Vereinzelt haben beide Hervorragendes geleistet; Westafrika ist im allgemeinen von beiden vernachlässigt worden, wenn sie auch sein Gold und seine Diamanten geschätzt haben. Von einer „besseren“ Kolonialpolitik kann man kaum reden, höchstens von einer andersartigen.

Nachdem ich noch den Kompaß im Hafen kompensiert2 hatte, rüstete sich die LIBERIA IV, deren Umsteueranlage inzwischen wieder lief, zur Abfahrt. Es ließ sich nicht vermeiden, daß ich ein großes Geleit von Booten des Yachtclubs erhielt, als ich durch die Lagune und den Kanal dem Meer entgegenkreuzte. Das letzte Boot, das mich in der Dämmerung und im Nebel verließ, gehörte dem Clubsekretär Roy Fluellen, bei dem ich so häufig an der „Marina“, der Hauptstraße von Lagos, zu Gast war.

Immer noch herrschte nebliges Harmattanwetter. Nicht einen einzigen klaren Tag hatte ich in Lagos erlebt; die Sonne hatte stets einen ausgeprägten Ring um sich herum gehabt. So schlimm sei der Harmattan bisher noch nie gewesen, war mir von Seeleuten und Landratten versichert worden. Tags zuvor war gerade ein Dampfer gegen die Mole der EIder Dempster Lines gerannt. Die Einheimischen sehen diesen Guineaharmattan gern, denn er bringt kühlere oder trockenere Luft aus dem Norden, vor allem nachts. Dafür nehmen sie die feine Staubschicht aus der Sahara, die in ihre Häuser dringt, schon in Kauf.

Auf dem Meer war die Sicht zuweilen bis auf eine halbe Seemeile beschränkt. Weil sich hier außerdem die Strömung völlig unberechenbar verhält, kommt es häufiger zu Schiffsunglücken, als sich bei dem sonst so ruhigen Wetter vermuten läßt. Der Kapitän der „Atlantik“ hatte mir erzählt, er sei mit der Strömung nach Kamerun gefahren und 14 Tage später wiederum mit der Strömung zurück nach Lagos gekommen!

In dieser Ecke, dem Golf von Biafra, treffen der Guineastrom und der kalte Benguelastrom aufeinander. Ihr Zusammentreffen ist heute so, aber morgen bestimmt anders. Es gibt keine Strömungsgesetze in diesem Winkel. es sei denn, das Gesetz des Zufalls. Um so mehr mußte ich mich auf eine genaue Navigation konzentrieren, um mein neues Ziel, den Hafen Santa Isabel auf Fernando Póo, zu erreichen.

1 Schiff mit zwei Bootskörpern.

2 Ausgleichen von ablenkenden magnetischen Kräften, die vom Schiffskörper ausgehen, durch Anbringen von kleinen Magneten in der Nähe des Kompasses.

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