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Die Basler Mission als Pionier
ОглавлениеDen Händlern folgten die Missionen, die in den ersten Jahren der Besiedlung weit mehr geleistet haben als die Kolonialmächte, wenn auch viele Leute bedauern, daß sie die gut gewachsenen Eingeborenenmädchen in Kleider steckten.
Schon 1827 begann die „Basler Mission“, die vorwiegend aus Deutschen bestand, ihre Arbeit in der Goldküste. Sie hat sich nicht auf bloße Hilfsaktionen beschränkt. Helfen ist viel leichter als unterrichten und erziehen. Sie hat vielmehr Schulen, Ausbildungsstätten für Facharbeiter und Krankenhäuser gebaut.
Die britischen Gouverneure der früheren Goldküste haben mehrfach nachdrücklich darauf hingewiesen, daß der britische Erfolg ohne die Vorarbeit der Basler Mission nicht denkbar gewesen wäre. So sagte Sir John Maxwell 1929: „Basler Missionare haben die erste gute Straße von der Küste landeinwärts gebaut. Als noch niemand daran dachte, war es die Basler Mission, die den Mangel an Handwerkern in diesem Lande sah und sich mit Erfolg bemühte, ihm abzuhelfen. Sie hat sich schon vor vier Jahrzehnten die größte Mühe gegeben, junge Leute des Volkes zu Schreinern, Zimmerleuten, Schmieden, Schustern auszubilden. Und nicht nur zum Segen des Landes selbst: an der ganzen Westküste Afrikas waren diese Handwerker der Basler Mission bekannt und gesucht, von Sierra Leone bis hinunter zum Kongo. So ist die Goldküste in ganz Westafrika bereits ein berühmtes Land gewesen, als man von den anderen Kolonien noch kaum sprach. Das hat sie der Basler Mission zu verdanken.
Ghana wäre niemals so schnell selbständig geworden, wenn nicht die Missionare still und demütig so viel für dieses Land getan hätten. Um die Jahrhundertwende waren nahezu alle Beamten und Angestellten der Kolonialverwaltung in den Ausbildungsstätten der Basler Mission erzogen worden, und es ist gut, diese Fakten in Erinnerung zu bringen, denn es wird die Zeit kommen, da die Missionsarbeit in den jungen Staaten vergessen ist.
Selbst heute ist es noch so, daß Facharbeiter der Goldküste den Nachbarländern ihre Hilfe anbieten. Als ich, zum Beispiel, in Liberia arbeitete, beobachtete ich, daß dort nahezu alle Facharbeiter aus Ghana stammten. Auch die Afrikanische Fruchtcompagnie Laeisz & Co. in Sinoe mußte Goldküstenleute anheuern, als sie vor wenigen Jahren mit dem Aufbau ihrer Plantage begann; fähige Liberianer schien es einfach nicht zu geben.
Rund ein Fünftel der fünf Millionen Ghanesen sind heute Christen, darunter die führenden Schwarzen des Landes. Auch in allen anderen westafrikanischen Ländern sind die meisten führenden Afrikaner in Missionsschulen erzogen worden.
Wenn hier und da darauf hingewiesen wird, daß die christliche Missionierung in Westafrika trotzdem weniger Erfolg habe als die mohammedanische, so kann man einen Hauptgrund dafür vielleicht in dem Verzicht sehen, den Afrikaner leisten müssen, die sich christianisieren lassen: den Verzicht auf die Polygamie, die in allen Landesbezirken vorherrscht. Wichtiger aber noch ist die Tatsache, daß der Islam „frontal“ aus dem Norden vorrückt, die Christianisierung sich hingegen auf die Umgebung der Missionsstationen konzentriert.
Mit der starken Guineaströmung gelangte ich schnell nach Osten und passierte in der Nacht Takoradi, dessen Lichter weit aufs Meer hinausschimmerten. Takoradi ist einer der größten Häfen Westafrikas, in dem vor allem Bauxit, Holzstämme und Kakao verschifft werden.
Berühmte Festungen zogen an mir vorüber: das Fort San Sebastian in der Shama Bay, das berühmte Schloß Elmina, mit dessen Bau die Portugiesen bereits im Jahre 1482 begonnen hatten, das cremefarbene Cape Coast Castle und das Fort Nassau. Endlich kam Accra. Im trüben Harmattan, dem trockenen Saharawind, glich es einer Geisterstadt.