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Gegen Gleichheit und Pluralismus
ОглавлениеNicht nur die in der Gründungsfestschrift der Marko-Germania zu Pinkafeld postulierte Ablehnung der österreichischen Nation und das Bekenntnis zum „deutschen Vaterland“ lassen deutliche Distanz dieser Verbindung zur Bundesverfassung erkennen. Diese beschreibt Österreich als „pluralistische Demokratie“. In ihrer Festschrift aber warnt Hofers Burschenschaft ausdrücklich vor dem „gefährlichen Begriff“ des Pluralismus, dem sie sich als „wertkonservative Gemeinschaft“ entgegenstelle.42
Auch der in der Bundesverfassung festgeschriebene Gleichheitsgrundsatz, ein Grundprinzip liberaler Demokratie, wird von der Marko-Germania relativiert. Im Gegensatz zur „sozialistischen Gleichmacherei“ müssten Burschenschafter einem „elitären Rollenbild“ gerecht werden, „weg von der Ideologie der Masse“.43
Die „Herrenrasse“-Dünkel der Nazis sind wieder da, wenn auch in einer sprachlichen Form, die vor Strafverfolgung schützt. An der Bedeutung aber hat sich nichts geändert: Aus dem Arier-Paragrafen ist das „Abstammungsprinzip“ geworden, die „Herrenrasse“ ist dem „elitären Rollenbild“ gewichen, das „Führersystem“ verschwindet hinter unverfänglichen Worthülsen wie „Durchgriffsrecht“, „weg von der Ideologie der Masse und der sozialistischen Gleichmacherei“.
* Ende der 1990er-Jahre distanzierte sich J. H. von der gewaltbereiten Neonazi-Szene. Um seinem beruflichen Fortkommen nicht zu schaden wurde auf die Nennung des vollen Namens verzichtet.
* Zur Burschenschaftlichen Gemeinschaft (BG) zählen in Österreich: Graz: Alemannia, Arminia, Carniola, Cheruskia, Frankonia, Germania; Leoben: Leder; Innsbruck: Brixia, Suevia; Salzburg: Germania; Wien: Alania, Aldania, Albia, Bruna Sudetia, Gothia, Libertas, Moldavia, Nibelungia, Olympia, Silesia, Teutonia.