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Maskenball

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Damit es an solchen Tagen nicht gar zu geruhsam zuging, war zwischendurch »Maskenball« angesagt. Tolle Erfindung, durften wir doch nach vorgegebenen Zeiten die Uniform in all ihren Spielarten wechseln und dann immer wieder zum Appell antreten. Wurden Zeiten nicht geschafft, gab es eine Sonderrunde. Oder aber es wurde BA-Appell befohlen. Dann durften wir mit all unseren Bekleidungs- und Ausrüstungsgegenständen, eingewickelt in unsere Zeltplane, auf dem Kasernenhof erscheinen. Glücklicherweise war die Ausrüstung damals in ihrem Umfang relativ bescheiden.

Überaus bescheiden war die Ausgangsuniform. Diese bestand im Sommer aus Hose und Paradejacke, getragen mit Schirmmütze, Lederkoppel und schwarzen Halbschuhen. In die Jacke wurde eine weiße Kragenbinde eingeknöpft. Ein Oberhemd und Binder gab es für die einfachen Grundwehrdienstpflichtigen nicht. Die Jacke wurde somit direkt über dem Unterhemd getragen. Das hatte im Sommer natürlich auch Vorteile, denn diese Uniform war ohnehin aus dickem, schwerem und dazu noch kratzigem Stoff. Noch um einige Kilo schwerer war der Mantel, von uns »Pferdedecke« genannt. Dieser wurde im Ausgang getragen wenn »Winter« befohlen war. Bei der Armee ist es nämlich Winter oder Sommer und damit kalt oder warm, wenn die Militärführung dies festlegt. Zu unserem Bedauern stimmten aber Befehle und real existierende Witterung meistens nicht überein. Die Ausgangsuniform zu tragen, hatten wir aber bisher immer noch keine Gelegenheit. Die ersten Wochen der Grundausbildung waren scheinbar unendlich.

Damit keine Langeweile aufkam und um Zeiten zu überbrücken, wenn mal keine Ausbildung war, standen sogenannte Putz- und Flickstunden auf dem Dienstplan oder wurden einfach eingeschoben. Hier hatten wir Gelegenheit, unsere BA-Gegenstände sauber und in Ordnung zu halten. Wer es noch nicht konnte, lernte spätestens jetzt, mehr oder weniger gut, Knöpfe anzunähen, Dreiangel und kleine Löcher zu reparieren, aufgeplatzte Nähte zuzunähen oder Socken zu stopfen oder letztere wegzuwerfen und neue zu kaufen. Die gab es nämlich in der MHO, der Militär-Handelsorganisation. Und hier gab es auch Kragenbinden, von denen man nicht genug haben konnte. Eine wahre Sammlerleidenschaft war ausgebrochen, denn immerzu die schnell verschmutzenden Kragenbinden zu waschen, war doch sehr zeitraubend und nervig. Diese weißen Kragenbinden hatten wir auch in unserem Felddienstanzug zu tragen. Jeden Tag wurde kontrolliert, ob die auch sauber waren!

Naturgemäß war der Felddienstanzug am stärksten strapaziert, sollte aber trotzdem immer sauber sein. Die Pflege des Anzuges, wir nannten ihn scherzhaft »ein Strich, kein Strich«, weil er zwecks Tarnung ein Muster aus lauter senkrechten Strichen hatte, bestand vorwiegend im Ausbürsten, Ausklopfen und Fleckentfernung. Von Zeit zu Zeit wurde das gute Stück laut Befehl des Hauptfeldwebels in die Reinigung gegeben. In dieser Zeit mußte dann wohl das DhS, das Diensthabende System, eine Art Einsatz- und Gefechtsbereitschaft für den Ernstfall, gefährdet gewesen sein, da bei uns Reservekampfanzüge eher die Rarität waren. In die Pflegearbeiten wurden all unsere Ausrüstungsgegenstände mit einbezogen. Das ging soweit, daß wir die Metallteile der Gasmaske mit neuer grüner Farbe versahen, damit der Rost unsichtbar wurde. Gut, daß es diese Stunden gab. Sie waren immer auch eine Verschnaufpause, zumal sie oft nicht sinngemäß genutzt wurden.

Eingezogen. Ein Wehrpflichtiger der NVA erinnert sich.

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