Читать книгу Eingezogen. Ein Wehrpflichtiger der NVA erinnert sich. - Hans-Joachim Grünitz - Страница 8
Frühsport
ОглавлениеBesonderes Vergnügen muß es manchem Unteroffizier gemacht haben, den militärischen Tag zu beginnen. Und zwar um 6.00 Uhr früh mittels Trillerpfeife auf hallenden Fluren, Türen aufreißend und laut brüllend »Kompanie, Nachtruhe beenden!«. Dann hieß es raus aus den Betten in Sekundenschnelle, der Kreislauf wird´s danken. Schnell zur Toilette. Der nächste Befehl kommt bestimmt. Kurz darauf: »Fertigmachen zum Frühsport. Sportzeug kurz. Zeit fünf Minuten«. »Alles raustreten zum Frühsport!«. »Im Laufschritt marsch, marsch!«. Normales Gehen war ohnehin verpönt. Also nichts wie runter die Treppen, raus auf den Kasernenhof und zur Einstimmung erst mal immer schön im Kreise mit Einlagen, wie Schlußstrecksprung, Liegestütze etc. Und dann in eine andere Ecke des Hofes, denn dort lagen sie schon und warteten auf uns, die schön bunt (!) angestrichenen Panzerkettenglieder. Beliebte, kraftfördernde, aber erst mal entkräftende Trainingsgeräte.
Nach diesem Treiben war meist die erste Hürde des militärischen Dienstplanes genommen. Der Frühsport konnte aber auch in einen 3000 Meter-Lauf ausufern. Dann rannten wir aus dem Kasernengelände hinaus, durch die Urlauberstadt, vorbei an früh aufgestandenen, neugierig gaffenden Touristen, direkt zu einem Wanderweg, um auf diesem dann immer hin und her zu rennen. Die Uffze paßten auf, daß auch ja keiner abduckte. Da diese Genossen aber auch nicht immer dienstlustig waren, hatten wir hin und wieder auch mal Glück. Es waren eben immer die kleinen Dinge, die kleinen fast unscheinbaren Vorteile, welche man für sich zu nutzen wußte und die einem jedesmal wie ein Sieg vorkamen.
Nun war die morgendliche Zeremonie des Mannschaftswaschens an der Reihe. Mehrere Züge mußten es fertig bringen mit wenigen Waschgelegenheiten, die irgendwie an Viehtränken erinnerten und scheinbar nur mit Kaltwasserhähnen ausgestattet waren, auszukommen und das selbstverständlich nach vorgegebener Zeit. Das Wort »Dusche« war in dieser Kompanie nur als Massendusche bekannt und das auch nur einmal in der Woche.