Читать книгу Eingezogen. Ein Wehrpflichtiger der NVA erinnert sich. - Hans-Joachim Grünitz - Страница 9
Essen ist Dienst
ОглавлениеWas jetzt kam, wurde ausdrücklich als »Dienst« ausgewiesen, das Frühstück. In der Tat waren bei der Armee sämtliche Mahlzeiten Dienst und Erscheinen somit Pflicht. Man ging, wie immer in Marschordnung, Bestecktasche und Plastetasse in der Hand, zum Speisesaal. Der war in einem separatem Gebäude, in dem sich auch die Küche befand, gleich neben unserem Quartier untergebracht. Der Weg dorthin konnte allerdings hin und wieder ziemlich lang werden. Zum Beispiel, wenn das befohlene Lied nicht laut genug vorgetragen wurde oder der Gleichschritt nicht klappte. Drei bis fünf Runden um den Kasernenhof waren dann nicht unüblich. Das Frühstück bestand aus Brötchen und Marmelade, etwas Wurst und wer wollte Mehlsuppe. Die Krönung war der Malzkaffee oder auch der Tee. Diese aus Aluminiumkannen in unsere roten oder blauen Plastetassen, welche es übrigens auch in Kindergärten und an Schulen gab, gefüllten Flüssigkeiten schäumten jedesmal so verdächtig, daß die Erkenntnis nicht ausblieb, hier muß noch was anderes drin sein. Hartnäckig hielt sich das Gerücht, es handele sich um das sogenannte »Hängolin«, der Spitzname für einen chemischen Zusatz zur Dämmung sich regender Manneskraft.