Читать книгу Eingezogen. Ein Wehrpflichtiger der NVA erinnert sich. - Hans-Joachim Grünitz - Страница 20

Vereidigt

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Der Tag der Vereidigung, befohlener Höhepunkt im Soldatenleben, war da. Man hatte uns gut vorbereitet. In den letzten Tagen hatten wir nur noch exerziert, das Gelöbnis erläutert und studiert, die Paradeuniformen auf Vordermann gebracht und die Stiefel hochglanzpoliert. Ein solch überragendes Ereignis, das Bekenntnis zu seinem Staat, findet meist in der Öffentlichkeit statt. Das war bei uns auch der Fall. Ein großer Teil der Angehörigen der Soldaten war zu diesem Zweck extra nach Johann­georgenstadt angereist. Das Kasernentor stand ausnahmsweise einmal ganz weit offen, denn es war gleichzeitig Tag der offenen Tür.

Nach der Vereidigung, bei der wir den heißgeliebten Paradeschritt vorführten und den uns vorgesprochenen Text nachsprachen, hatten nach Auflösung der Formation die meisten von uns Freizeit. Die war das Angenehme an der ganzen Prozedur, konnte doch jetzt erstmalig seit der Einberufung persönlich mit Angehörigen gesprochen werden. Ich hatte allerdings ziemliches Pech. Da ich keinen Besuch empfing und aus eventuell noch anderen Gründen, die festzustellen mir unmöglich waren, aber sicherlich einer Laune des Hauptfeld entsprangen, wurde ich zum Küchendienst eingeteilt. So endete für mich dieser Höhepunkt im Soldatenleben weniger angenehm bei Kartoffeln schälen und Töpfe waschen. Kleiner bescheidener Vorteil: ich durfte so viel Kuchen essen wie ich wollte. Kuchen gab es immer an Sonn- und Feiertagen und natürlich auch am Tag der Vereidigung, pro Mann ein Stück. Unter Umständen wurde dieser Kuchen zur Tauschware, denn nicht alle standen da drauf aber viele eben doch, so wie ich. Nachdem die Angehörigen und alle anderen Neugierigen unseren Bettenbau, die Ordnung in den Spinden sowie die erstklassig gebohnerten Fußböden bewundert hatten, fuhren sie nach Hause.

Die Freizeit war beendet und der militärische Alltag hatte uns wieder in seinen Klauen. Jetzt allerdings mit strafrechtlich erweiterten Pflichten, die sich aus der Vereidigung ergaben, was uns durch unsere Vorgesetzten nun auch ausdrücklich klargemacht wurde. Ja, es gab kein Zurück! Das hätte es allerdings vorher auch nicht gegeben, denn in Unehren entlassen zu werden, wer wollte das schon ausprobieren.

Eingezogen. Ein Wehrpflichtiger der NVA erinnert sich.

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