Читать книгу Eingezogen. Ein Wehrpflichtiger der NVA erinnert sich. - Hans-Joachim Grünitz - Страница 7
Die ersten 14 Wochen
ОглавлениеDie ersten Wochen sind die Schlimmsten, erzählte man sich. Das trifft für den normalen Rekruten in der sogenannten Grundausbildung für etwa 4 bis 6 Wochen zu. Nicht aber in unserer Truppe. Die Zeit bis zum ersten Ausgang sollte 14 Wochen dauern. Uns kam sie unendlich vor. Das Leben hatte sich gravierend geändert. Man war irgendwie nicht mehr Subjekt, sondern nur noch Objekt. In allen Lebenslagen geführt, gelenkt und geleitet von Befehlen. Übermittelt meist durch Unteroffiziere, von denen es damals leider auch einige gab, deren Intellekt wohl keinen anderen Beruf zuließ. Allgemein bekannt war, daß viele der sogenannten 10-Ender, also zehn Jahre dienende Berufsunteroffiziere von der Armee geworben wurden, egal zu welchen Leistungen sie in der Schule fähig waren. Ähnliches traf auf einige Offiziere zu, die an der damaligen EOS (Erweiterte Oberschule, entspricht dem heutigem Gymnasium) nur zum Abitur kamen, weil sie sich für die Offizierslaufbahn verpflichteten. Wie gesagt, das traf für einige Armeeangehörige zu, nicht für alle. Ich habe auch Vorgesetzte, sowohl Unteroffiziere als auch Offiziere, mit menschlicher Stärke und großen Fähigkeiten kennengelernt. Nicht vergessen sind auch all jene, die sozusagen zwangsweise 3 Jahre dienten, nur um später einen Studienplatz zu bekommen, und das waren nicht wenige. Zwischen den Unteroffiziersdienstgraden und den Offizieren gab es noch den Fähnrich. Nicht jeder BU (Berufsunteroffizier) wollte oder konnte nach 10 Jahren Armee so einfach in das Zivilleben wechseln. Die Fähnrichschule war sozusagen der Ausweg für einen weiteren Werdegang in der Truppe.