Читать книгу Eingezogen. Ein Wehrpflichtiger der NVA erinnert sich. - Hans-Joachim Grünitz - Страница 19

Ein ignoriertes Gespräch

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Der Zeitpunkt der Vereidigung der Truppe rückte immer näher. Eines Tages machte der Zugführer, ein Oberleutnant, Einzelgespräche mit jedem Soldaten. Da wir ja zu Grenzsoldaten ausgebildet werden sollten, wollte er unter anderem wissen, wie wir uns bei einer eventuellen Grenzverletzung verhalten würden. Ob wir Hemmungen hätten, die Schußwaffe anzuwenden. Ich sagte ihm ganz klar, daß ich bei einer direkten Bedrohung meiner Person oder meiner Genossen, also aus Notwehr, Waffen anwenden, sie aber in anderen Fällen niemals benutzen würde. Ich würde nicht auf Flüchtende schießen, wie auf Hasen. Ein eventuelles Todesurteil zu fällen, egal aus welchen Gründen auch immer, fühlte ich mich nicht im Recht. Der Genosse Oberleutnant fand das zwar nicht so toll und meinte, es gäbe ja auch subversive Grenzverletzer, die bei uns eindringen würden. Abschließend gab mir mein Zugführer noch zu verstehen, daß sich meine Meinung im Laufe der Zeit schon noch ändern werde, denn zur ideologischen Bildung habe man ja in den Grenztruppen extra ein halbes Jahr Zeit und damit hatte sich der Fall für ihn erledigt. Probleme wollte der anscheinend nicht haben. Ich auch nicht, also lief vorerst alles ganz normal weiter. Allerdings sollte dieses Gespräch nicht das letzte dieser Art gewesen sein.

Eingezogen. Ein Wehrpflichtiger der NVA erinnert sich.

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