Читать книгу Die Elegien des Properz - Hans Peter Syndikus - Страница 13
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Das erste Buch
Einleitung
Wie Properzens Blick auf seine Vorgänger in der Elegie 2,34,85–92 zeigt, stand schon im Mittelpunkt von Gedichtbüchern der Neoterikergeneration und dann des ersten Elegikers Gallus die Gestalt einer bestimmten Geliebten. Properz verstärkte noch diese Tendenz und stellte mehr noch als Catull, dessen Werk unter den Vorgängern einzig erhalten ist, eine einzige Frau in den Mittelpunkt seines ersten Gedichtbuches, das er als noch sehr junger Mann veröffentlichte. Er gab ihr den Poesienamen Cynthia und begann programmatisch mit ihrem Namen den ersten Vers des ersten Gedichtes. Wie die Elegie 2,24,1f. nahelegt, war ‚Cynthia‘ sogar der ursprüngliche Titel des Buches. Der Dichter macht bereits in den ersten Versen deutlich, daß diese Frau ihn ganz in ihrer Gewalt hat und daß er ihr willenlos ergeben ist. Bereits in den Gedichten dieses Buches werden alle Höhen und Tiefen dieser Beziehung ausgelotet: In der 3. Elegie stellt er sich so verzaubert von der Schönheit der schlafenden Geliebten dar, daß sie ihm wie ein überirdisches Wesen erscheint. In der 4. macht er deutlich, daß keine Frau mehr Reize für ihn hat, außer der einen. In der 6. schlägt er den Vorschlag, eine Laufbahn in der Politik aufzunehmen, aus; er will nur der Geliebten leben. In der 7. zeigt er, daß seine Dichtung nur die kleine Form der Liebesdichtung kennt, nicht die des in Rom viel angeseheneren Epos. In der 8. schließlich triumphiert er, daß die Geliebte ihn, den ‚armen‘ Poeten, einem rechen Rivalen vorzieht. Aber das Liebesglück wird von der ersten Elegie an, die wohl als das zum Abschluß der ersten Elegiensammlung geschriebene Prologgedicht die Grundthemen des Buches angibt, überschattet. Klagen und Jammer treten mehr hervor als Töne des Jubels und Glücks. Immer wieder hat der Dichter über Kälte, Abweisung, Trennung, ja Untreue zu klagen. Aber auch wenn sich Cynthia von ihm abwendet, kann er von seiner Liebe nicht lassen. Er ist davon überzeugt, daß sie sein ganzes Leben ausfüllen wird (1,4,3f.; 1,12,19f.). Ein Thema, das bei ihm eine geringere Rolle spielt als bei den Neoterikern Catull und Calvus, ist ein Kreis von Freunden, die in einer Reihe von Gedichten angesprochen werden. Mit diesen Freunden verbindet ihn vielfach das gleiche Interesse an der Dichtung, aber er interessiert sich auch für ihre Liebesbeziehungen. Schließlich stellt er sich und seine Herkunft, wie es seit hellenistischer Zeit üblich war, in den beiden kurzen Schlußgedichten dem Leser vor. Das Erscheinen des schmalen Gedichtbuches ließ offenbar die literarische Welt Roms aufhorchen. Im 2. Buch erwähnt er den Eindruck, den er vor allem auf die Jugend Roms gemacht hat, und obwohl sein erstes Buch ganz und gar unpolitisch war, ja sich von der politischen Welt distanzierte, lud ihn der allmächtige Maecenas in seinen literarischen Zirkel ein, in dem viele bekannte zeitgenössische Dichter versammelt waren.