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10. Elegie

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Glück und Unglück in der Liebe kennzeichnen als Gegensätze die Darstellung des eigenen Liebesverhältnisses. Dabei ist typisch für Properz, daß die beiden Zustände oft in extremer Übersteigerung geschildert werden. Und wie der Dichter in der 8. Elegie diese extremen Seelenzustände an sich selbst dargestellt hatte, tut er es in der 9. und 10. Elegie an den Freunden Ponticus und Gallus, jenen sieht er in einen Strudel schmerzvoller Leidenschaft hinabgezogen, diesen auf dem Gipfel erwünschtesten Glücks.

An Gallus war schon die 5. Elegie gerichtet. Dort warnte er ihn, sein Verhältnis zu Cynthia zu stören oder sich gar ihr zu nähern. Nun ist er ihm dankbar, daß er der Augenzeuge einer seligen Liebesbegegnung mit einem anderen Mädchen hatte sein dürfen,161 und er will ihm für dieses Vertrauen einige gute Ratschläge geben, die ihm dazu helfen sollen, daß diese schöne Verbindung dauere.

Mit dem dreifachen Ausruf o iucunda quies, o ... iucunda voluptas, o quotiens vergegenwärtigt der Dichter das Entzücken, das er über das Liebesglück des Freundes empfindet.162 Er war Zeuge, wie sich das Paar in erster Liebe gefunden hat. Mit vielen Worten wird das Glück der beiden beschrieben. Er sah, wie sie ihnen in tiefer Bewegung die Tränen in die Augen traten,163 und dem Liebenden vergingen in der Umarmung des Mädchens die Sinne.164 Trotz der fortgeschrittenen Nacht konnte das Paar nicht von seinem Liebesspiel lassen,165 und entzückt stammelten sie Liebesworte (Vers 1–10).

In der nächsten Partie, Vers 11–20, verspricht der dankbare Dichter nicht nur Verschwiegenheit,166 durch seine eigenen Liebeserfahrungen kann er gute Ratschläge geben. Er gibt sich also wie in der vorigen Elegie als einen Kundigen und Kenner in allen Liebesdingen. Er könne einen Streit der Liebenden schlichten, ein widerwilliges Mädchen zur Liebe überreden und er könne auch Liebesschmerzen besänftigen. Das alles verdanke er Cynthia, die ihn gelehrt hat, wovor man sich in einem Verhältnis hüten müsse und wie man die Liebe erhalten könne. Die hier beanspruchte Rolle als Ratgeber in Liebesdingen ist in der gesamten Liebeselegie ein sehr verbreitetes Motiv.167 Am ausführlichsten entfaltet ist es bei Ovid in den drei Büchern seiner Ars.

Im dritten Teil der Elegie, in den Versen 21–30, geht der Dichter zu direkten Ratschlägen an den Freund über. Wenn das Mädchen zornig ist, solle er ihr nicht widerreden. Nie solle er hochmütig sein und verstimmt schweigen und ja nicht vergessen, ihr Geschenke zu geben. Launen und Unfreundlichkeiten müsse er unbedingt meiden und, was er versprochen habe, müsse er halten;168 denn Mißachtungen vergesse sie nicht. Mit einem Wort, je unterwürfiger der Liebhaber ist, desto mehr wird er Erfolg haben. Sein Mädchen wird ihn lieben, wenn er nie an anderes denkt und ihr immer in treuer Liebe ergeben ist. Die Grundhaltung der Liebeselegie, die Ergebenheit und Unterwürfigkeit des Liebenden, erscheint so als der sicherste Weg zum Liebesglück.

Das Gedicht steht in seiner Liebessicht in vollem Kontrast zu der an denselben Gallus gerichteten Elegie 1,5. Dort hatte ihn Properz gewarnt, Cynthia näherzutreten; denn er würde allen Jammer und alle Qualen, die er selbst in seiner Liebe durchlebt, auch erfahren müssen. Nun aber rät er in den letzten Versen des Gedichtes Gallus zu eben einem solchen bedingungslosen servitium amoris, vor dem er ihn damals gewarnt hatte. Liegt der Unterschied in der Person der Geliebten? Muß Gallus von seinem Mädchen nicht solche Grausamkeiten befürchten, wie er sie selbst von Cynthia erfährt? Aber solch ein Verhalten wird ja in den Versen 21–26 durchaus vorausgesehen. Dann kann Properzens Meinung nur sein, daß eine wahre Liebe trotz aller mit ihr verbundenen Schmerzen das Erstrebenswerteste im Leben ist.169

Die Elegien des Properz

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