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7. Elegie

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Nach drei Gedichten, in denen das Glück, und dreien, in denen die Schmerzen und Leiden des Liebesbundes das Thema waren, wendet sich das 7. einer Bedrohung dieses Bundes von außen, von der politischen Welt her zu. Der siegreiche Octavian scheint nach dem Ende des Bürgerkriegs neben anderen Gesetzen zur Stabilisierung der Verhältnisse auch den ersten Versuch einer Ehegesetzgebung unternommen zu haben, womit er der altrömischen Sitte in Ehe und Familie wieder Geltung verschaffen wollte. Als das aber in der völlig veränderten Gesellschaft Roms verbreiteten Unwillen hervorrief, gab er offensichtlich den Versuch auf, ohne freilich auf sein Vorhaben für immer zu verzichten.99 Aus Properzens Worten und den später in den Jahren 18 v. Chr. und 9 n. Chr. erlassenen Ehegesetzen kann man sich ein Bild machen, wie das frühere Gesetz ausgesehen haben wird. Das Problem für Properz war offensichtlich, daß er Cynthia wohl wegen ihres notorischen Lebenswandels nicht heiraten konnte und daß er andererseits als Junggeselle gravierenden Auflagen unterworfen worden wäre.

Properz spricht in Vers 1 Cynthia an,100 was dann in Vers 9, 11 und 19 aufgenommen wird, und von sich und Cynthia spricht er in Vers 2, 3 und 14 in der Wir-Form. Aber der distanzierte Vers 1: „Sicherlich hast du dich über die Aufhebung des Gesetzes gefreut“, ist in einer realen Gesprächsituation unmöglich. Natürlich wäre hier ein Präsens, etwa: „Jetzt freust du dich mit mir, daß ...“. Auch der Einwand in Vers 5 paßt nicht in ein Gespräch mit Cynthia, und schließlich ist von ihr in Vers 15 in der 3. Person die Rede. Die Anreden zeichnen also kein wirkliches Gespräch nach, sondern dienen wie oft bei Properz der Verlebendigung des Sprechens.

Die beiden ersten Distichen schildern die Lebenssituation: Das Gesetz, über das die beiden Liebenden einst bitter geweint hatten,101 weil es ihren Bund bedrohte, ist aufgehoben, und Properz ist davon überzeugt, daß sich auch Cynthia darüber gefreut hat. Aber erstaunlich sicher betont Properz in Vers 3, daß er im Ernst keine Aufhebung des Bundes von außen gefürchtet habe: Selbst Juppiter könne ein wahres Liebespaar nicht trennen.

Der naheliegende Einwurf in Vers 5 „Aber der große Caesar“, der auf einen möglichen politschen Zwang hinweist, führt in Vers 5–14 zu einer grundsätzlichen Auseinandersetzung mit der augusteischen Sittengesetzgebung, die umso grundsätzlicher ist, als nach der Aufhebung des Gesetzes eigentlich nichts mehr zu fürchten war. Im Eingangsgedicht des 2. Buches hatte Properz seine Stellung zur augusteischen Herrschaft beschrieben. Er anerkennt Augustus’ Herrschaft, aber als Dichter der Liebe und der kleinen Form könne er dazu nichts beitragen; er möchte gewissermaßen in seinem bescheidenen Winkel seinen eigenen Göttern opfern. Properz hatte hier also die große Welt und seinen privaten Lebensbereich klar geschieden. Nun mußte er aber erkennen, daß die hohe Politik auch in seine persönliche Welt eingreifen wollte.102 Er verschweigt nun nicht, wie ungehalten er darüber war. Klar und mutig weist er den Eingriff des Herrschers zurück: In der Liebe gelte die staatliche Macht, die er in der politischen Welt ja durchaus anerkennt (Vers 5f.), nicht: Er wolle lieber sterben als den Liebesbund mit Cynthia verraten und eine Ehe eingehen.103 Eine solche Heirat wäre für ihn und Cynthia unerträglich, wie zwei Szenen, die er in Vers 9–12 vor Augen stellt, zeigen können. Der Dichter stellt sich vor, daß ihm als Ehemann Cynthias Türe für immer verschlossen bliebe und daß die Flöten seines Hochzeitszuges Cynthia dumpfer als Begräbnismusik erklängen.104 Geradezu herausfordernd fährt er fort, er könne keine Soldaten für künftige Vaterlandskriege zeugen. Aus seinem Samen erwüchsen keine Krieger.

Nach der Abweisung der Forderungen der Politik bekennt sich Properz in den Versen 15–20 rückhaltlos zu seiner Liebe. In Vers 15 variiert er das Motiv Kriegsdienst im Sinne der erotischen Poesie, die gerne die Mühen einer Liebschaft mit denen des Soldatenlebens verglich.105 Wenn er sagt, er würde gerne als Soldat seiner Geliebten folgen und da wäre ihm kein Schlachtroß zu feurig, meint das Bild, die Mühen und Kämpfe der Liebe, nicht die der römischen Welt seien seine Wirklichkeit, seine vera castra. Den Gegensatz hatte er schon ganz ähnlich in der Elegie 1,6,29f. ausgedrückt: Er sei nicht für Ruhm und Waffen geschaffen, seinen Kriegsdienst leiste er in der Liebe.106 Von diesem Kriegsdienst allein habe er seinen Ruhm bis ans Ende der Welt,107 fährt er dann fort und schließt wie die vorherige Elegie mit einer sentenziös formulierten Liebeserklärung an Cynthia, die er allein liebe und von der er allein geliebt werden möchte; das sei ihm wichtiger als der Name Vater (Text: patrio nomine).

Die Elegien des Properz

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