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14. Elegie

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Properz charakterisiert nicht selten sein Liebesleben oder seine Liebesdichtung durch Gegenüberstellungen. In der an Bassus gerichteten Elegie 1,4 stellt er seine nur Cynthia geltende Liebe den wechselnden Liebschaften, die dieser Bekannte vorzieht, gegenüber. In der wie unser Gedicht an Tullus gerichteten Elegie 1,6, Vers 19–30, wird ein der Ehre und dem Ruhm geweihtes Leben in römischer Tradition seinem Liebesleben gegenübergestellt. In der darauf folgenden Elegie 1,7 sind die Gegensätze das herkömmliche hochstilisierte Epos und die eigene leichte Liebesdichtung. Hier nun wird der in Rom so geschätzte Reichtum und der Luxus, den er gewährt, der Welt der Liebe, also seiner persönlichen Welt entgegengesetzt.211 In der Distanzierung von Reichtum und Luxus stimmt Properz mit der üblichen römischen Kulturkritik überein, die in dem nach Italien strömenden Reichtum ein Grundübel sah, das zum moralischen Niedergang führte. Aber im Unterschied zu dieser Kritik greift Properz hier den Luxus des Freundes nicht an.212 Der Reichtum kann ihm durchaus glückliche Stunden verschaffen, nur gewährt die Liebe tieferes Glück: Sie ist in Properzens Augen der größere Reichtum.

In der ersten Periode, Vers 1–8, erscheint der angesprochene Freund als ein Mensch, der über grenzenlosen Reichtum verfügt. Aber mag er auch am Tiberufer in Muße den besten Wein213 aus kostbaren Schalen trinken,214 mag er die Aussicht auf den Strom und die vorbeiziehenden Schiffe genießen und mögen seine Parkanlagen mit so hochragenden, prächtigen Bäumen bestanden sein,215 wie sie sonst nur in nie geschlagenen Bergwäldern zu finden sind,216 so könne alles das doch nicht dem Glück gleichkommen, das Properz die Liebe gewährt. Diesen weitausholenden Vergleich beschließt ein sentenzenhaft zugespitzter Satz: Amor steht nicht dem größten Reichtum nach.

Die zweite mit nam eingeleitete Versreihe, Vers 9–16, begründet diese Behauptung: Wenn die Geliebte lange, glückliche Nächte und Tage heiteren Zusammenseins mit ihm verbringt, sei das, wie wenn das Gold des Paktolos in sein Haus strömte,217 und das seien für ihn Perlen des Roten Meeres, Kostbarkeiten also, die man in Rom für die größten Reichtümer ansah. Seine Freuden überträfen das Glück reicher Könige, und er hoffe nur, daß dieses Glück sein Leben lang währt. Der wieder mit nam eingeleitete Vers 15f. bringt antithetisch eine zweite Begründung: Unglück in der Liebe könne auch durch den größten Reichtum nicht ausgeglichen werden. Und persönlich werdend, bekennt er, wenn ihm die Liebesgöttin nicht hold ist, gäbe es für ihn keine Freuden.218 So schließt auch der zweite Abschnitt sentenzenhaft zugespitzt.

Die dritte Versreihe, Vers 17ff., feiert mit einem dreimal zu Beginn der Verse einsetzenden illa die Liebesgöttin in hymnischen Tönen219 und entfaltet ihre Macht. Sie bezwingt die tapfersten Helden und erweicht einen harten Sinn. Sie tritt über die Schwelle der Reichsten220 und raubt ihnen in ihren Luxusbetten den Schlaf.221 Wie die beiden ersten Versgruppen schließt auch die dritte sentenzenhaft. Properz variiert den Schluß der zweiten Versreihe:222 Wenn ihm die Liebesgöttin hold ist, sind ihm auch ein Königreich und der größte Reichtum gleichgültig.

Die einfachen Gedanken des Gedichtes erhalten dadurch poetischen Glanz. daß die Welt des Reichtums durch ungewöhnliche Kostbarkeiten vergegenwärtigt wird und daß die Kostbarkeit dieser Dinge durch gewählte Namen vor allem aus der fremden östlichen Welt zusätzlichen Glanz erhält. In vergleichbarer Weise schildert Horaz in der Ode 3,16 die Welt des Reichtums, der er seine schlichte Lebensweise gegenüberstellt, mit glanzvollen Vorstellungen und mit Worten, die eine lange poetische Tradition geadelt hat. Aber gerade das zeichnet die schlichte eigene Welt aus, wenn sie all diesem äußeren Glanz überlegen ist.

Die Elegien des Properz

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