Читать книгу Die Elegien des Properz - Hans Peter Syndikus - Страница 37

2. Elegie

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Catull hatte in seiner Elegie c. 68 die ihn zum ersten Mal besuchende Geliebte seine strahlende Göttin genannt und ihr Erscheinen wie die Epiphanie einer Liebesgottheit gefeiert. Dann verglich er ihre Liebe mit der Laodamias, einer der großen Liebenden der griechischen Sage.39 Bei Properz ist die Erhebung der Geliebten in mythische Höhen eines der auffallendsten Kennzeichen seiner Dichtung. Wie verzaubert von ihrem Anblick hatte er sie in der Elegie 1,3 mit griechischen Heroinen verglichen, und in der Elegie 1,19,7–10 hatte er wie Catull auf die Liebe von Laodamia und Protesilaos angespielt. Unsere Elegie dient aber nun im ganzen dazu, Cynthia wie eine Erscheinung aus der höheren Welt der griechischen Göttinnen und Heroinen zu feiern.

Zu Gedichtbeginn berichtet Properz, daß er sich einen Augenblick frei von der Liebe glaubte und meinte, ohne sie ruhig leben zu können.40 Aber das war Illusion, schnell war er wieder von seiner Leidenschaft überwältigt. Wie in der Schilderung des ersten Ergriffenseins von Cynthia in der Elegie 1,1 ist es der Anblick der Geliebten, der ihn verzaubert. Ungläubig staunt er in Vers 3, daß eine solche Schönheit in unserer Alltagswelt leben kann. Wie Catull im 68. Gedicht ist er von der Schönheit der Geliebten wie von etwas Überirdischem berührt. Da führen ihn die Gedanken in die Welt der griechischen Sage, die ihm allein adäquate Bilder für sein Schönheitserlebnis zu bieten schien. Er versteht nun den Göttervater,41 der zu so vielen Schönen der Vorzeit hinabgestiegen ist. Cynthia erscheint ihm wie eine jener Gestalten. Wenn er in Vers 6–8 ihre goldglänzenen Haare, ihre hohe Gestalt und ihren stolzen Gang mit griechischen Göttinnen, Hera und Athene, vergleicht,42 ruft er Bilder majestätischer Götterdarstellungen vor Augen, wie sie in den römischen Wandgemälden oder bei den Statuen in den Tempeln und auf den Plätzen Roms zu sehen waren. Insbesondere die mit dem Haupt der Gorgo geschmückte Brust der Athene erinnert an solche Kunstwerke.43 In den Versen 9–11 werden die Mythenvergleiche ungewöhnlicher. Der Raub der Heroine Isomache und die Liebesvereinigung von Hermes und Brimo am Ufer eines thessalischen Sees gehen wohl auf nicht mehr erhaltene Dichterstellen zurück, aber die Fülle der griechischen Namen ist auch um des Klanges willen gewählt. Man soll also nicht zu sehr fragen, warum Pallas Athene Dulichias ... ad aras schreitet, warum die geraubte Lapithin Isomache44 heißt und warum sich das Götterpaar an den Boebeidos undae liebt.45 Properz spielt hier wohl auf abgelegene Sagen an;46 wichtiger ist ihm aber gewiß der Sprachklang: Die fremd und verlockend klingenden griechischen Worte sollen den Zauber einer höheren, poetischen Welt ausstrahlen. Der letzte Mythenvergleich in Vers 13f. übersteigert das bisher Gesagte: Die drei Göttinnen des Parisurteils müßten vor der Schönheit Cynthias zurückstehen. Auch dieser Vergleich ruft künstlerische Assoziationen hervor: Das Parisurteil war ein beliebtes Motiv der römischen Wandmalerei.47 Aber das letzte Distichon mit seiner Angst, das Alter könne einst Cynthias Schönheit vernichten, führt aus dem Zauberland der Phantasie wieder in die gegenwärtige Realität zurück und verbindet den Schluß mit dem Gedichtbeginn mit seinem Verwundern, daß etwas so Überirdisches im Irdischen verweilen könne.

Die Elegien des Properz

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