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6. Juni 1924

Meine liebe Maritschy und meine lieben Kinder.

Wenn Ihr diese Zeilen lesen werdet, werdet Ihr unter dem Eindruck meines Todes sein. Es wird Euch gewiss recht wund um’s Herz sein und meine arme Maritschy wird ein gewisses Gefühl der Verlassenheit haben. Meine erste Bitte an alle meine Kinder ist, gut für meine Maritschy zu sein; helft Euerer Mutter über eine böse Stunde hinüber und helft ihr auch weiter, wenn sie hoffentlich recht lange noch bei Euch bleibt; sorgt dafür, dass sie niemals das Gefühl der Verlassenheit erhält.

Meine zweite Bitte an meine Kinder ist: behaltet Euch untereinander lieb. Seid immer brüderlich und geschwisterlich, helft Euch gegenseitig. Ganz besonders empfehle ich Euch allen, meine Kinder, meine kleine Toja. Wenn ich bald sterbe so verliert sie ihren Vater sehr, sehr jung sie bleibt schutzlos zurück & sie bedarf des Schutzes. Ich habe sie nicht lieber gehabt, wie Euch anderen, meine lieben Kinder, nur anders habe ich sie stets betrachtet, weil sie noch so klein und so allein war. Ihr alle seid gemeinsam aufgewachsen, mit noch relativ jungen Eltern, – meine kleine Toja ist so spät gekommen dass sie ohne Geschwister gross gezogen wurde und bereits mit alternden Eltern. Ihr wart alle aus dem Haus, sie allein war geblieben & sie war der Sonnenschein meines Alters. Wenn Ihr manchmal an mich denkt, so denkt dabei immer an unsere Toja und vergeltet ihr was Ihr mir schuldig zu sein glaubt.

Von Euch meine lieben Buben hoffe ich dass Ihr ganze Männer werdet. Ich hinterlasse Euch nicht viel; ich hätte gerne mehr für Euch erarbeitet, nach den financellen Schicksalsschlägen in Böhmen, – es ist nicht viel was ich Euch hinterlassen kann, aber es ist genug wenn Ihr arbeiten gelernt habt. Merkt Euch dass nur die Arbeit das Leben lebenswert macht. Und nun, Gott beschütze Euch alle, vergesst mich nicht ganz, aber seid bald wieder lustig und geniesst Euer Leben. Verzeiht mir wenn ich ungerecht war, – ich habe Euch alle sehr, sehr lieb gehabt. Alle –

Euer Vater

Czernin oder wie ich lernte, den Ersten Weltkrieg zu verstehen

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