Читать книгу Am Stammtisch der Rebellen - Harry Gmür - Страница 20
II.
ОглавлениеDer City enteilend, betrat Alfred Esch die zweite Brücke, die unterhalb des Sees über den Fluss führte. Tauender Südwind hatte in den Nachmittagsstunden das Grau des Winters dahingefegt. Am Abendhimmel leuchteten Frühlingsfarben, sachte fliehend vor dem bestirnt aufströmenden Dunkel, in gläsernem Glanz. Drüben, am Ende der Brücke, gleich hinter dem Quai, schienen die klotzigen Münstertürme, ledig der trüben Last von Nebel und Frost und Schnee, ihre runden Helme höher zu recken.
Alf freilich achtete kaum auf den gotische Kühnheit träumenden Dom, nicht auf den Himmelsglanz noch auf des Wassers zartblau züngelnde Wellen. Doch war es nicht das jäh entfesselte Licht, war’s nicht das laue Kosen des Windes, das Gedanken, Gefühle, Bilder und Töne so erbarmungslos in ihm durcheinanderwirbelte? Er war nicht derselbe mehr wie vor vierundzwanzig Stunden. Er ahnte: Entscheidungen, die er stets hinauszögerte, sie hatten sich unausweichlich, unversetzbar und dicht vor seinem Fuß ihm in den Weg gestellt. Nie hatte er Erna so unbekümmert um jede glaubhafte Erklärung bis tief in die Nacht hinein sitzen lassen wie gestern Abend. Nie waren sie so kalt gehässig wie diesmal aneinandergeraten. Nicht umsonst war die Frau heute zum ersten Mal, seit er sie kannte, über die Mittagszeit einfach nicht nach Hause gekommen und auch nach Feierabend nirgends aufgetaucht. Gewiss, dies allein hätte ihn nicht hindern können, heuchlerisch wie so oft zuvor die Waffen zu strecken, sich erneut mit der matten Rolle des Dulders und mit dem halben Glück kläglich befristeter Heimlichkeit zu begnügen; er hätte auf diese wenig stolze Weise ohne Zweifel auch diesmal den faulen Frieden um eine beliebige Frist zu verlängern vermocht. Doch wenn er früher, gestern noch, sich sklavisch niedergeworfen hatte vor dem Widersacher, der ihm von außen zugesetzt – heute war er zu schwach, dem Sturm zu trotzen, der aus seinen innersten Zellen heraufkochte.
Das Mädchen Doris war sein Los geworden, die kleine Frau, die sich vordem wie er in schmachvollen Ketten geschleppt. Und er dankte ihr, dass sie ihn drängte, dies Los nicht jämmerlich kriechend, sondern erhobenen Hauptes zu tragen. Doch auch die große Gemeinschaft der Arbeitenden war sein Los. Es hatte wie bei mehr als neunzig vom Hundert seiner Herkunft in seiner Wiege gelegen; er fühlte sich ihm verhaftet mit Herz und Verstand, auch heute, wo man ihn vierspännig und in vergoldeter Karosse in die schweißgedüngten Blumengärten der schweißlos Auserwählten zu entführen suchte. Und wiederum war er dankbar, dass gestern Esslinger ihn aufgerüttelt und dass überdies ausgerechnet auf heute Abend der Verband zu einer großen städtischen Mitgliederversammlung von besonderer Wichtigkeit eingeladen hatte. Alle Motoren sangen in tausend Takten das Feuerlied von der großen Fahrt. Und wenn er noch gezögert hätte, die Bremsen zu lösen, dann hätten seine letzten Bedenken vor dem telephonischen Anruf ersterben müssen, dem lange umsonst erwarteten, kaum mehr erhofften, der ihn an diesem selben Tag erreicht hatte, mittags, als er eben nach Hause gekommen war: Sein Entwurf für das große Wandbild im neuen Erfrischungsraum der Magazine zur Metropole war als der beste befunden worden! Morgen um fünf Uhr sollte er vorsprechen bei Direktor Schmid. Er hatte nicht mehr an ein Gelingen geglaubt. Leo Graf hatte ja von Anfang an daran gezweifelt.
«Deine Arbeit ist so stark», hatte er gerühmt, «dass sie als Kunstwerk bestimmt die ganze Konkurrenz aus dem Felde schlagen müsste. Aber diese Seelandschaft, das ist nicht der geruhsam friedliche, die sanftmütigen Spießer erst recht besänftigende See, den die Direktoren der Magazine ihren Gästen vorzusetzen wünschen. Diese föhngepeitschten Wellen, diese Sturmwolken über der zackig zerrissenen Linie des Gebirgskamms, diese ganze rebellierende Natur ist viel zu fassbar Ausdruck revolutionären Empfindens, als dass die Herren sie verdauen könnten.»
Und nun war ihm trotz allem der Auftrag gesichert, sofern er in einige unwesentliche Abänderungen einwilligte und sofern man sich über die Bedingungen zu einigen vermochte!
Als Alf beinahe den Quai erreicht hatte, warf er einen Blick über die Brücke zurück. Ungefährdet schritt er auf dem Gehsteig rechts, und dennoch blickte er rückwärts wie in der Sorge eines Menschen, der auf offener Straße marschiert und ein Fahrzeug hinter sich anstürmen hört, dessen Lenker – wer weiß es? – betrunken oder übermüdet oder von unsinniger Rekordsucht besessen sein könnte. Er bemerkte jedoch nicht die drei Automobile, die eines hinter dem anderen in gemächlichem Tempo über die allzu schmale Brücke fuhren. Ihn fesselte eine Gestalt, die sich auf demselben Gehsteig in einer Entfernung von zwanzig, dreißig Schritten hinter ihm bewegte. Dieser schiefe Schmalkopf war heute Abend schon einmal eigentümlich vor ihm aufgetaucht. Als Esch sich eben in die Straßenbahn gesetzt hatte, ziemlich früh – wozu hätte er lange auf Erna warten sollen? –, hatte er den Kollegen Kern bemerkt, der von der Plattform her durch das reklameverschmierte Türfenster in das Innere des Wagens schielte. Nichts Ängstigendes vermochte Alf in dem Zufall zu erkennen, der den Burschen nun zum zweiten Mal auf seinen Pfad führte, ihn möglicherweise in wenigen Augenblicken zum Zeugen seiner Begegnung mit Doris werden ließ. Sein Spiel war gemacht, mochte der andere dem Meister hinterbringen, was er wollte! Aber Alfs Stimmung verdarb es, diesen Menschen, den er ohnehin nicht liebte und über den er sich gestern ganz besonders geärgert hatte, in seiner Nähe, hinter seinem Rücken zu wissen. Ohne lange Besinnung tat er deshalb täuschend die wenigen Schritte hinüber auf den linken Fußgängersteig, lehnte sich gleich neben dem breiten Kopf des Betonpfeilers über das eiserne Brückengeländer und senkte den Blick auf die Taucher und Möwen, die fremdartigen Enten, Gänse und Schwäne, die sich unten vor der Ufermauer in ihrem Gehege tummelten. Als er sich umsah, war Kern bereits im Begriffe, den Quai zu überqueren. Drüben hielt der Zögernde ein Weilchen vor der Auslage eines kleinen Uhrengeschäfts an, das sich in einer der einstöckigen Boutiquen am Fuße der Münstertürme befand. Dann wandte er sich nach links, setzte langsam seinen Spaziergang fort, den Quai hinunter. Der Fall war erledigt! Alf setzte nun seinerseits über den Quai, enteilte indessen schleunigst flussaufwärts und erreichte nach hundert und etlichen Metern die kleine Bar, in der er Doris schon am Vorabend getroffen hatte.
Außer zwei wortlos vor ihrem Campari sitzenden Kaufleuten war Alf zunächst der einzige Gast. Nach einigen Minuten freilich betrat ein vierter das Lokal: ein bärenhafter Fünfziger mit bürstenförmig geschnittenem Dunkelhaar, buschigen Brauen und einer linealgeraden Nase, die spitz und mächtig ihrem Träger gegen jeden Widerstand den Weg zu bahnen schien. Der Mann war irgendwie nicht von der geschniegelten Art der meisten Stammkunden. Dennoch setzte er sich, zwei Sessel von Alf entfernt, an die Bar wie ein alter Habitué, steckte sich eine Zigarre in Brand und ließ sich einen Rossi bringen, wobei er gleich zwei Münzen auf den Tisch legte.
Glücklicherweise saß Doris wenige Augenblicke später neben Alf. Ihre Augen leuchteten auf, als er seinen bereits telephonisch erstatteten Bericht über seinen nächtlichen Streit mit Erna ausführlich wiederholte. Als sie seine Wunde bemerkte, küsste sie ihn zärtlich in den Nacken, bis sie in einem Anfall von Wildheit ihre scharfen Zähne tief in die nunmehr doppelt gebrandmarkte Haut grub, dass er fast aufschrie, ob sie verrückt sei. Ohne sich um seinen Vorwurf zu kümmern, versetzte sie darauf mit unvermitteltem Ernst: «Alf, morgen lässt du dir die Haare schneiden, so kannst du einfach nicht länger herumlaufen!» Worauf er ohne Weiteres ihrem Befehl zu gehorchen versprach.
«Übrigens muss ich mit dir sprechen, Alf», sagte sie nach längerer Pause, mit einer Miene, die sich geradezu verdüstert hatte.
«Ich weiß», sagte er ruhig, «du hast kein Geld.»
«Ich habe kein Geld», rief sie erregt, «aber einen Mahnbrief von Müller daheim, dem Hausmeister. So kann es unmöglich weitergehn!»
«Übermorgen haben wir Zahltag», suchte er zu beschwichtigen. «Du weißt, meine geheime Reserve ist futsch. Aber es macht mir nichts mehr aus, dir ausnahmsweise trotz Erna mit meinem Zahltag auszuhelfen.»
«Ausnahmsweise? – Du weißt, ich verlange kein Geld von dir. Aber ich habe auch nichts mehr anzuziehn, nicht ein einziges Kleid, sobald es wärmer wird …»
«Liebes, ich sage dir seit vielen Wochen, dass du nicht ewig so herumsitzen kannst, ohne zu arbeiten!»
«Ich will bestimmt arbeiten, Alf. Aber was werd ich schon verdienen dabei?»
«Für das, was dir dann noch fehlt, werd ich schon sorgen können, Doris», sagte er mit leicht erhobener Stimme. «Sogar wenn es zum Bruch kommen sollte mit dem Meister. Irgendeine Stelle finde ich bestimmt. Und außerdem hab ich heute eine gute Nachricht erhalten.»
«Eine gute Nachricht?»
Er erzählte von seinem Telephongespräch mit dem Sekretär des Direktors Schmid. Und selbstverständlich freute er sich nicht in erster Linie des Honorars wegen, sondern vor allem wegen der Arbeit selbst über den Erfolg. Sein Name als Künstler war gemacht, wenn dieses Werk ihm gelang. Aber er brauchte dem Mädchen gar nicht zu sagen, welch ein Glücksfall es für sie beide war, gerade jetzt auf einen Betrag von acht- bis zehntausend Kronen zählen zu können. Jawohl, acht- bis zehntausend, weniger konnten die Magazine ihm wohl nicht anbieten für eine Malerei, die volle zwölf Meter in der Breite maß. Ein namhafter Künstler hätte mindestens das Doppelte verlangt.
«Zehntausend Kronen!», jubelte sie heraus. «Du, wir werden zusammen in die Ferien fahren, versprich mir’s, wir werden auf alles pfeifen und eine große Reise unternehmen!»
«Ja», sagte Alfred, «sobald ich fertig bin mit dem Bild und auch du ein halbes Jahr tüchtig gearbeitet hast.»
«Weißt du», meinte sie, «du könntest mich doch einfach engagieren als Reisebegleiterin, die Begleiterin des berühmten jungen Malers Alfred Esch, das wäre nicht so langweilig wie Gläser waschen oder Strümpfe verkaufen, und mehr verdienen würd ich hoffentlich auch dabei!»
«Du unheilbares närrisches Faulpelzchen!», schalt er sie lachend. Dabei warf er einen verstohlenen Blick auf seine Uhr. «Doris», fuhr er gestraffter fort, «wärst du mir übrigens böse –»
Sie fuhr ihm plötzlich mit der Hand über die Lippen und drängte ihren Mund dicht an sein Ohr. «Wir sprechen viel zu laut», flüsterte sie. «Alles hört uns zu in dieser Kapelle. Dem Dicken neben mir wächst demnächst ein Eselsohr. Er ist Privatdetektiv, sitzt oft auf Ehebrecherjagd im Kakadu.»
Alf gab seiner Unbesorgtheit durch ein Achselzucken Ausdruck. «Der Geck dort drüben, der dich ständig angafft, stört mich mehr», sagte er bissig. «Geld hat er sicher, nach dem Aufputz zu schließen, aber Anstand nicht für einen Fünfer.»
In der Tat: Der jüngere Herr, der kurz nach Doris unter der Tür erschienen war und sich ans obere, geschweifte Ende des Bartisches gesetzt hatte, starrte dem Mädchen unverwandt und mit einer fast befehlenden Härte ins Gesicht, die geringen Respekt vor anderen und vor allem ganz unzweideutige Ansprüche verriet. Sein kräftig gebauter Körper steckte in einem schlanken Prince de Galles, ein schnurgerader Scheitel schied sein dunkles Haar in zwei Wellen von brillanter Geschliffenheit, in an sich gefälligem Ebenmaß standen die Züge seines nicht allzu schmalen Gesichts, das lediglich eine fingerlang die linke Wange durchfurchende Narbe verunzierte. In der dunklen Krawatte schimmerte eine große Perle, deren milder Schimmer in seltsamem Gegensatz zu dem stechenden Glanz der bräunlichen Augen stand.
«Ein Dreilappenfreier», sagte Doris leise. «Einer der Gestopftesten, die sich hier herumtreiben. Glaubt, wer er sei – aber er wird uns nicht auffressen. Ja, und was wolltest du sagen vorhin, als ich dich unterbrach?», erinnerte sie sich plötzlich. «Weswegen sollte ich dir böse sein?»
Er sprach nun durchwegs gedämpft, immerhin führte er eine ganz persönliche Unterhaltung mit dem Mädchen, die weder des einen noch des anderen Mithörers bedurfte. «Im Volkshaus», erklärte er, «findet heute Abend eine große Malerversammlung statt. Seit Jahren war ich auf keiner Versammlung mehr, und du kannst dir denken, wie gerne ich gerade heute den ganzen Abend bei dir bliebe. Aber du weißt, was du mich versprechen ließest gestern spät, und siehst du, ich fühle heute nur einen Wunsch in mir: dieses Versprechen nicht schlecht und recht, sondern über und über zu erfüllen. Mir wäre zu Mute, als wiche ich einen ersten Schritt zurück, als hätte der Meister eine erste Runde gewonnen, wenn ich heute nicht hinginge …»
«Klar, Alf, du musst hingehn», sagte sie, den Ärger, der sie zuerst befallen hatte, überwindend. «Du musst’s ihnen richtig zeigen; die werden ja kochen, wenn sie etwas erfahren! Alf, was du heute alles auf dich nimmst! Ich komme nicht aus dem Staunen heraus über deine Verwandlung.»
«Du kannst ja in der Zwischenzeit ins Kino gehen», sagte Alf, sehr erleichtert wegen des fast unerwarteten Verständnisses, das er fand.
Sie rümpfte das Näschen. «Allein geh ich nicht ins Kino», erklärte sie rundweg. «Weißt du was? Ich komme mit dir zur Versammlung!»
«Was denkst du!», lachte er. «Die ist doch nur für ausgewiesene Mitglieder!»
«Ach, irgendwie kannst du mich doch hineinschmuggeln!», drängte sie beharrlich.
Er schüttelte den Kopf: «Ausgeschlossen!»
«Du willst nur nicht, sonst brächtest du’s fertig!»
Sie hatte nicht ganz unrecht. Die Saalkontrolle, wenn sie überhaupt in Funktion trat, hätte vermutlich einen eingeführten Verbandsfremden durchgelassen. Aber er mochte nicht. Sein Erscheinen war ein ernsthaftes Bekenntnis, das die Kollegen verstehen und begrüßen würden. Sein Erscheinen in Begleitung dieses reizenden, doch auch in Kleidung und Schuhwerk, in Gefärbtheit und Entfärbtheit höchst auffallenden Mädchens hätte als eine geschmacklose theatralische Demonstration gewirkt, die lediglich Befremden erregt hätte.
«Aber Liebes, sei doch nur ein kleines bisschen vernünftig!», suchte er sie zu beschwichtigen.
«Nun, wenn du nicht willst, lass ich’s eben bleiben!», sagte sie frostig. «Aber ich geh nicht ins Kino, ich geh lieber tanzen; die neue Kapelle im Miranda soll phantastisch sein.»
Er schwieg und blickte an ihr vorbei zu dem, wie ihm schien, unbeteiligt paffenden Dicken hinüber, damit sie das Gift nicht bemerkte, das ihm gallig in die Augen stieg. Doch gelang es ihm nicht, die schwellende Ader zwischen Stirn und Schläfe vor ihr zu verbergen.
«Bist du böse, Alf?», fragte sie, wiederum zärtlich, weil sein Zorn sie erlabte. «Ich werde ganz brav sein. Und überhaupt – vielleicht geh ich doch ins Kino. Und ich werde dich erwarten von halb elf an im Neu-Guinea.»
Er küsste sie, ziemlich beruhigt, und beglich seine Trinkschuld, nicht ohne Doris im Schatten unterhalb der Kante des Bartisches einen kleinen Schein zuzustecken.
«Ich bleibe noch ein paar Minuten», beschloss sie, da die Filmvorstellungen eine Viertelstunde später als Alfs Versammlung begannen und sie ohnehin den Spielplan in der Zeitung durchsehen musste.
Ehe Esch zehn Schritte quaiaufwärts getan, wandte er sich unwillkürlich um: Eben schloss sich die Tür der Bar zum zweiten Male, und diesmal war’s tatsächlich der angebliche Detektiv, der das Lokal verlassen hatte. Das mochte ein Zufall sein, doch für den Fall, dass es keiner war, gelüstete es Alfred, dem Mann und seinem Auftraggeber einen Streich zu spielen. Zur Linken zweigte ein Gässchen ab, ein wenig enger noch als jenes benachbarte, in dem sich das Schwarze Lamm befand. Esch bog ein und legte mit einiger Beschleunigung einen guten Teil des dunklen, menschenleeren Pfades zurück, bevor er unversehens stehen blieb, sich an die Hausmauer lehnte und die Hände gemütlich in die Manteltasche schob. Sein Ohr hatte ihn nicht getäuscht: Der andere war ihm nachgeschlichen. Zögernd setzte der verdutzte Jäger seinen Gang fort; was blieb ihm übrig, wenn er sich nicht ganz offen verraten wollte. Ohne sich zu rühren, pfiff Alf zwei Takte einer Schlagermelodie, als jener achtlos an ihm vorüberschnaufte.
Weiter oben bewegte sich der Mann auf eine der wenigen sichtbaren Haustüren zu, öffnete sie kurz entschlossen und verschwand. Für Esch war dies das Signal, hemmungslos das Gässchen hinunterzurennen. Als er wieder ganz unten stand und zurückblickte, kam der schwere Leib des anderen oben vor der Haustür gerade wieder zum Vorschein. Aber nun war es zu spät für den Verfolger, der es sich nicht leisten konnte, seinem Opfer einfach nachzurennen wie ein Laufhund nach dem Hasen. Eine Minute später sprang Alf auf dem Großen Platz auf die Plattform eines Straßenbahnwagens, der sich eben in der Richtung nach dem Arbeiterviertel in Bewegung setzte. Von dem plumpen Sendling der Steinmeyers war in dem Menschengewimmel auf dem Platz keine Spur zu entdecken.