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IV.

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Nach Alfs Weggang hatte Doris sich vom Barmann eine Zeitung erbeten und sich in die Anzeigen der Lichtspieltheater vertieft. Wohl hatte sie den hastigen Aufbruch des Detektivs bemerkt, doch machte sie sich darüber keine Gedanken.

Es gab allerhand zu sehen in den nahezu fünfzig Kinos der Stadt, allein gar manches Programm kam für Doris von vornherein nicht in Frage. Da waren die Wildwester, in denen halsbrecherisch geritten und mörderisch drauflosgeschossen wurde, aber wenig geschah, was ein Mädchenherz wirklich hätte bezaubern können. Da war Der Rote Falke von Bagdad, der neueste amerikanische Millionenfilm aus dem geheimnisvollen Orient mit seinen Harems und Folterkammern, nach dem Doris ebenso geringe Sehnsucht verspürte. Auch der Revue-Film Broadway-Phantasien lockte sie kaum. Wohl schätzte sie gekonnte Tanzdarbietungen im Programm eines besseren Vergnügungslokals, doch nicht diese endlos gehäuften und oft recht rohen rhythmischen Effekte. Da lief andererseits freilich ein österreichischer Operettenfilm, in dem es sicher nicht an süßen Worten und noch süßeren Walzerklängen fehlte, und selbstverständlich war es das Gefühlvolle, das Doris in erster Linie ansprach. Aber allzu einfältig durfte man ihr die Dinge dann doch nicht präsentieren. Sie wollte weinen vor Rührung, aber über eine Geschichte, in der alles so aussah, als ob es sich in Wirklichkeit so und nicht anders zugetragen hätte. Vom Winde verweht, ja, das war eine mächtige Sache gewesen! Da hatte sie ihren Tränen ungehemmt freien Lauf lassen können. Fast bedauerte sie, dass Alf ihr damals auseinandergesetzt hatte, wie abgefeimt es war, Menschen, die für nichts als für die Fortdauer ihrer Sklavenhalterherrlichkeit zu den Waffen gegriffen, in dieser Weise als edle, ungerecht verfolgte Märtyrer vorzustellen. Aber sie hatte den Film eben schon gesehen, und ein zweites Mal mochte sie trotz allem nicht hingehen. Auch die unbarmherzig lebensnahen Fahrraddiebe und den großartigen Charakterspieler Michel Simon in der Doppelrolle eines heuchlerischen Ehrenmanns und seines ehrlich verkommenen Zwillingsbruders hatte sie gemeinsam mit Alf besucht. Schade, dass der russische Farbenfilm über das Leben des Komponisten Glinka nur in einem abgelegenen Vorstadtkino gezeigt wurde, sie hatte einmal gehört, die Russen brächten sehr schöne Filme zu Stande und es sei bedauerlich, dass man sie so selten zu sehen bekomme. Aber so blieb praktisch nichts als Charlie Chaplins Limelight übrig, von dem alles sprach und auf den sie sich schon so lange freute. Und auch damit war’s nichts, denn erstens hatte sie sich vorgenommen, gerade diesen Film nicht ohne Alf zu erleben, und zweitens dauerte das Programm drei volle Stunden, so dass sie sich nicht rechtzeitig hätte im Neu-Guinea einfinden können. Sie wusste wirklich nicht, was sie tun sollte. Wenn sie sich am Ende doch für das Dancing entschied?

«Sie gehen ins Kino, Fräulein?», wurde sie plötzlich angesprochen von ihrem Nachbarn zur Rechten. Dieser Nachbar war jener Herr in Prince de Galles, der in der Zwischenzeit unbemerkt seinen ursprünglichen Hocker mit dem Sitz neben dem Mädchen vertauscht hatte.

«Ich weiß nicht», sagte sie. «Ich finde nichts, was mir zusagt. Und zudem langweilt’s mich, allein zu gehn.»

«Es wundert mich, dass Ihr Begleiter Sie verlassen hat», forschte er sich heran. «Ich an seiner Stelle, ich hätte es nicht gewagt, eine schöne Frau wie Sie mitten in dieser Bar sich selbst zu überlassen.»

«Mein Freund weiß, dass er mir vertrauen darf», erwiderte sie kühl.

«Ein glücklicher Mensch, Ihr Freund!», lächelte der Prince de Galles. «Aber einen Drink werden Sie hoffentlich nicht ausschlagen!»

«Wenn es Ihnen ein Vergnügen macht!», sagte sie achselzuckend. Die ungebetene Unterhaltung war ihr ganz angenehm; sie schlürfte Zeit, bis es für das leidige Kino zu spät wurde. Doris bestellte sich einen Rum mit Coca-Cola und verschmähte auch die galant offerierte Zigarette nicht, die er mit goldverkleidetem Feuerzeug in Brand steckte.

«So, und was fangen Sie nun an mit dem angebrochenen Abend?», fragte er hintergründig.

«Um halb elf treffe ich meinen Freund, bis dahin wird sich schon eine Lösung finden.»

«Früher sah ich Sie gelegentlich drüben im Kakadu, aber in den letzten Monaten blieben Sie unsichtbar.»

«Ich hoffe sehr, es auch in Zukunft zu bleiben!»

«Sofern Sie trotzdem gelegentlich über eine freie Stunde verfügen», sagte er, während ein stechender Glanz erneut in seine bräunlichen Augen trat, «ein andermal, oder auch jetzt, wenn Sie wollen: Ich stehe selbstverständlich zu Ihren Diensten. Sie wissen ja ungefähr, wer ich bin und dass Sie bei mir nichts zu bereuen haben.»

«Ich danke für Ihr Angebot», lachte sie ihm geradeheraus ins Gesicht. «Dass Sie Geld haben, ist mir nicht unbekannt. Außerdem können Sie sein, wer und was immer Sie wollen, ich habe Ihnen deutlich genug zu verstehen gegeben, dass ich von solchen Scherzen nichts mehr wissen will!»

«Bitte entschuldigen Sie!», versetzte er mit spöttisch übersteigerter Höflichkeit. «Ich wollte Sie nicht kränken, im Gegenteil! Ich bewundere übrigens Ihre Haltung. Ihr Freund sieht nicht aus, wie wenn er Ihnen allzu viel bieten könnte. Nicht manche an Ihrer Stelle wäre fest geblieben!»

«Wenn mein Freund nur den zehnten Teil von Ihrem Geld hätte», sagte sie beleidigt, «würden die Frauen in seiner Gegenwart an Sie nicht einmal einen Blick verschwenden!»

Worauf er in lautes, verlegenes Lachen ausbrach.

Eine Weile schwiegen die beiden. Der dicke Detektiv war in der Zwischenzeit in aller Stille zurückgekehrt. Er saß nun zuoberst auf dem aussichtsreichen Sessel, den anfänglich Doris’ neuer Gesellschafter eingenommen hatte. Offenbar hatte er es doch nicht auf Alf abgesehen. Im Übrigen wusste das Mädchen immer weniger, was sie in den nächsten beiden Stunden beginnen sollte. Schade, dass der Prince de Galles sich nicht diskreter benehmen wollte. Nicht, dass er ihr gefallen hätte. Aber seine Gepflegtheit, sein geschliffenes Auftreten, seine selbst im Unverschämten gewandte Ausdrucksweise ließen sich nicht abstreiten. Und mochte sie sichs zehnmal ausreden: Es schmeichelte ihr, dass er sich dermaßen auf sie versteifte, er, den drüben im Kakadu fünfzig Augen förmlich durchlöchert hätten.

«Wenn Sie es fertigbringen, sich einen Abend lang einigermaßen anständig aufzuführen», sagte sie plötzlich, «so bin ich bereit, Sie ins Miranda zu begleiten. Die Attraktionen sind dort immer recht gut, und das neue Orchester soll fabelhaft sein.»

Er griff sich mit der Rechten an die Krawatte und zerrte sie mehrmals hin und her. «Ich käme mit dem größten Vergnügen, aber es ist unmöglich», sagte er betrübt. «Es wäre eine Katastrophe, wenn ich mit Ihnen gesehen würde.»

«Eine Katastrophe?», rief sie verwundert. «Was für eine Katastrophe kann es für Sie geben? Sie sind doch keinem Menschen Rechenschaft schuldig!»

«Sie geben sich falschen Vorstellungen hin», sagte er kopfschüttelnd. «In meiner Stellung kann ich es mir nicht leisten, dass die halbe Welt über mein Privatleben klatscht und tratscht. An und für sich nicht, wegen meiner Gattin nicht und ganz besonders meines Vaters wegen nicht, der für solche Nachlässigkeit nicht das geringste Verständnis aufbrächte. Sie haben sicher gemerkt, dass ich mich in einem Lokal wie dem Kakadu stets allein aufhalte und mich so zurückhaltend wie irgend möglich zu benehmen suche.»

«Wobei kein Mensch den leisesten Zweifel am Grunde Ihrer Anwesenheit hegt», unterbrach sie ihn ironisch. «Sehn Sie, alles, was Sie mir da erzählen, ist recht und schön. Ihre Position, gewiss! Ihre Frau, die Sie mit jeder bessern Marschkatze hintergehn, selbstverständlich! Ihr Vater, sonnenklar, ein in Ehren ergrauter biederer alter Spießbürger –»

«Mein Vater – ein Spießbürger?!» Der Prince de Galles war so heftig aufgefahren, dass er mit der Rechten sein halb volles Glas zu Fall brachte, zum ganz besonderen Vergnügen des Barmanns, der sich beeilte, die vergossene Flüssigkeit mit einem Lappen aufzuwischen. «Nun», fuhr er fort, «ich weiß ja nicht, was Sie unter einem Spießbürger verstehen. Ich glaubte halbwegs, Sie wüssten, wer ich bin. Haben Sie zufällig schon einmal gehört von einem gewissen Generaldirektor Doktor h. c. Fridolin Weber?»

Er hatte den Namen eines der vier, fünf reichsten und mächtigsten Wirtschaftskapitäne des ganzen Landes genannt. «Warum fragen Sie nicht gleich, ob ich nicht schon einmal von einem gewissen Ford oder Rockefeller gehört habe?», antwortete Doris fast ungehalten.

«Nun, dieser Fridolin Weber», sagte der Prince de Galles, «vielleicht entspricht er wirklich der Vorstellung, die Sie sich von einem Spießbürger machen: Jedenfalls ist er mein Vater.»

An derartige Möglichkeiten hatte das Mädchen allerdings keinen Augenblick gedacht. Sie ließ sich indessen nicht aus der Fassung bringen.

«Der ist Ihr Vater?», rief sie aus. «Meine Komplimente, Herr Weber, Sie haben sich Ihre Eltern wirklich vorsichtig ausgewählt! Und was den Spießbürger betrifft, so werd ich den Ausdruck wohl teilweise zurücknehmen müssen. Aber glauben Sie ja nicht, dass Sie mir deswegen nun entwischen können! Im Gegenteil – nun gehen wir erst recht zusammen ins Miranda!»

Sie versetzte ihm einen kameradschaftlich derben Schlag auf die unbenarbte Wange.

«Unmöglich, ich kann nicht!», wehrte er sich verzweifelt. «Aber vielleicht», er flüsterte ihr, plötzlich neuen Mutes voll, ins Ohr, «vielleicht überlegen Sie sichs nun doch anders, nun, wo Sie mich kennen! Sie wohnen ja wohl nicht allzu weit von hier … Ich sage Ihnen offen, Sie gefallen mir unsinnig. Hat man Ihnen schon gesagt, welch wundervolle Augen Sie haben? Sie sollten meine Freundin sein, wirklich, im Ernst! Und jedenfalls würde ich Ihnen mehr geben, sehr viel mehr, als ich je für eine Frau gegeben habe …»

Er wühlte längere Zeit in der Innentasche seiner Jacke und zog schließlich etwas daraus hervor – ein braun bedrucktes Papier, das er nervös auseinanderfaltete, ehe er es dem Mädchen mit zitternden Fingern hinüberstreckte.

Es war, sie irrte nicht, ein Tausendkronenschein. Doris starrte hin: Das Papier veränderte sich nicht. Die drei Nullen, die in den sichtbaren Ecken hinter der Eins in Reih und Glied standen, blieben drei bedeutungsschwere Nullen. Vorübergehend zwar verwandelte es sich in einen dünnen Schleier. Dahinter tauchte das armselige Fünfkronenscheinchen auf, mit welchem der gute Alf seine Doris vor einer Viertelstunde versehen hatte. Und sichtbar wurde der grüne Einzahlungsschein, den ihr Müller, der Hausmeister, mitsamt einem grobschlächtigen Binnenbrief hatte zugehen lassen. Aber diese Gesichte verflüchtigten sich, und es war wiederum das solide, Tod allen Nöten der kommenden Wochen verheißende Papier, das vor des Mädchens Auge bebte. Sie griff nach dem Schein, den er ihr gleich überließ, während seine Mund- und Augenwinkel zu einem bübisch triumphierenden Lächeln sich verzogen. «Ich danke Ihnen, Herr Weber», sagte sie trocken. Drei Atemzüge lang hielt sie den Schein vor sich, unterhalb der Kante des Bartischs, doch ohne sich im Übrigen darum zu kümmern, ob irgendein Fremder den Vorgang beachtete. Dann zerriss sie das Papier an den Querfalten entlang in vier gleiche Teile.

«Ihr Sekretär wird Ihnen den Lappen wieder zusammenleimen!», sagte sie, während sie Weber, ehe er sichs versah, die Fetzen in die Tasche steckte. Und dann, zu dem weiß uniformierten würdevollen Barmann gewandt: «Wir gehen! Entschuldigen Sie, der Herr möchte zahlen!»

Stumm, mit geradezu verängstigter Miene, beglich Kronprinz Weber seine Zeche. In der Eile ganz ohne Hilfe schlüpfte Doris währenddessen in ihren schwarzen Mantel, den sie an diesem Abend pelzlos trug.

«Als sogenannter Gentleman werden Sie mich nicht allein nach dem Miranda hinübergehen lassen!», befahl sie, als sie die Straße betraten.

Sie eilte, um nichts bekümmert, kurzen, doch raschen Schrittes den Quai hinunter. Er folgte ihr, zwei Nasenlängen zurückliegend, nach wie vor schweigsam und mit halb verstörtem Blick. Und er ließ nicht von ihr, als sie nach einem Gang von knappen fünf Minuten durch die schmalen Gässchen der rechtsufrigen Altstadt ein Stockwerk hoch die Treppe hinaufstieg, über die man das Dancing Miranda erreichte.

Das geräumige Lokal befand sich in einem Hotelneubau, der vor wenigen Jahren an der Stelle abgebrochener uralter Häuser errichtet worden war. Es wirkte mit seinen Winkeln und hellen Holzwänden gemütlich, wie man es in der Altstadt nun einmal erwartete, und war trotzdem von unaufdringlicher Eleganz. Unter den Gästen, die sich im Verlaufe des Abends in stattlicher Anzahl an der langen Bar wie an den kleinen, tuchbedeckten runden Tischchen niederließen, befanden sich ausländische Geschäftsreisende neben einheimischen Kaufleuten, Ärzten und Advokaten, von denen etliche ihre elegante Freundin, einzelne gar die eigene Gattin mitgebracht hatten. Zwei, drei verliebte Pärchen erwärmten mit ihren flüchtig getauschten Küssen die Atmosphäre, ohne den soliden Rahmen in Brand zu stecken. Doris bemerkte freilich nach kurzer Zeit auch einen Junggesellen, der allabendlich ruhelos und trinkend seine Pilgerfahrt durch ein gutes Dutzend Bars absolvierte: den langen Zahnarzt Schuhmacher mit dem leuchtend kahlen Schädel über dem derb geröteten Gesicht. Sie erkannte die kleine, schwarze Rosita mit ihrem ewigen Werner Lenz, dem Nichtstuer, der sich allem Anschein nach wieder einmal ein neues Gewand, einen olivgrünen Gabardineanzug von stutzerhaftem Zuschnitt, von ihr hatte garnieren lassen. Und auch die hübsche braunhaarige Pierina saß an der Bar, offensichtlich der Meinung, es werde sich zwischendurch auch hier etwas anschaffen lassen. Doch im großen Ganzen verkehrte hier ein halbwegs distinguiertes Publikum, das in den unzähligen schäbigeren, wenn nicht billigeren Vergnügungsstätten des Viertels kaum jemals zu sehen war. Die neue Kapelle spielte wirklich sehr angenehm, die sechs ungarischen Balletteusen und das Akrobatentanzpaar Joe und Josephine zeigten sich den verwöhntesten Ansprüchen gewachsen, und der französische Champagner, den Doris ohne Umschweife auftragen ließ, besorgte das Übrige, um den jungen Weber seine Besorgnisse vergessen zu lassen. Er verhielt sich fortan als beherrschter Kavalier, doch wurde er heiter und mitteilsam und gab sich umso ungezwungener, als er außer Rosita, Pierina und dem belanglosen Dentisten kein einziges bekanntes Gesicht zu entdecken vermochte.

Einiges vernahm Doris im Verlaufe des Abends über das eigentümliche Leben des Doktors der Rechte Franz Hermann Weber, der sich beruflich als Generaldirektor der Weberei Zwirnach AG und nebenbei als Verwaltungsratsmitglied der Weber’schen Maschinenwerke, der Papierfabrik Am Wasser und der Handels- und Privatdruckerei-Gesellschaft Friwe betätigte. Die Weberei Zwirnach gehörte, neben drei anderen Textilbetrieben, zu den unergiebigsten Domänen des Fridolin Weber’schen Königreichs, doch bildete sie gewissermaßen den Kern des Herzogtums, von welchem her das Haus der Weber zu seiner Herrscherstellung emporgestiegen war. Anders als andere Textilfürsten des neunzehnten Jahrhunderts, die sich widerstandslos, oft ahnungslos oder zum Mindesten ungläubig in die zweiten, dritten oder vierten Ränge der Hierarchie, wenn nicht gar, in Krisenzeiten, in graue Namenlosigkeit hatten zurückdrängen lassen, war Großvater Weber nicht nur rechtzeitig über den Ausbruch des stählernen Zeitalters im Klaren gewesen; er hatte aus seiner Einsicht auch unverzüglich die Konsequenzen gezogen, durch eine wohl vorbedachte Heirat seine Hand auf die damalige Maschinenfabrik Seiler und Co. gelegt und zwanzig Jahre später die Ausbildung seines Ältesten Fridolin zum Maschineningenieur angeordnet. Unter Fridolin Webers zielbewusster, ja genialer Leitung hatte sich in der Folge die bescheidene Maschinenfabrik Seiler in die weltbekannten Weber’schen Maschinenwerke verwandelt, die heute an die siebentausend Arbeiter und Angestellte beschäftigten. Sie waren die gewaltige, weitherum alles beherrschende Zitadelle, von der aus die Webers ihre unvergleichliche Hausmacht in allen Teilen der Wirtschaft des Landes und in zahlreichen Produktionszweigen Europas, Afrikas und Südamerikas errichtet und behauptet hatten. Fridolin Weber war gläubiger Protestant und wohlbekannter Gönner des Roten Kreuzes. Dass er auf eine gepflegte Küche hielt, in einem herrlichen Packard oder im Schlafwagenabteil erster Klasse, wenn nicht im Flugzeug herumreiste und auswärts nur in allerersten Hotels abzusteigen gewohnt war, verstand sich von selbst. Er hatte sich sogar im Verlaufe seines langen Daseins zwei Liebhabereien geleistet: den entspannenden Reitsport in früheren Jahrzehnten und seit etlicher Zeit den Aufbau seiner berühmten Gemäldesammlung, in der vor allem die großen französischen Maler des neunzehnten und beginnenden zwanzigsten Jahrhunderts mit hervorragenden Werken vertreten waren. Aber eine einzige wirkliche Leidenschaft hatte diesen Mann zeitlebens erfüllt: sein Reich zu mehren und zu mehren – und die Toren zu zerschmettern, die es wagten, seinem Streben im Wege zu stehen! Dieser Leidenschaft hatte er seine ganze Kraft zum Opfer gebracht. Und gewiss, streng gegen sich selbst, war er’s nicht minder gegen alle anderen, die er als Werkzeuge oder doch als Diener seines gigantischen Lebenswerks betrachtete: gegen seine Arbeiter und Angestellten, unter denen der Geiz und die Härte des Alten sprichwörtlich waren, gegen seine leitenden Mitarbeiter, die ihn bewunderten, ohne ihn zu lieben, und nicht zuletzt gegen die Auserwählten, die das Glück besaßen, Angehörige seiner Familie zu sein. Franz Hermanns älterer Bruder Ernst, seit etlichen Jahren Fridolins Nachfolger als Generaldirektor der Maschinenwerke und nebenbei Mitglied, wenn nicht Präsident von nicht weniger als siebzehn Verwaltungsräten, war in seinem Wesen dem Vater ähnlich. Ein unermüdlicher Schaffer, zeigte er sich privat verschlossen, ohne jeden Humor und verständnislos für menschliche Schwächen. Viel zugänglicher war glücklicherweise Franz Hermanns Schwager Heinrich Ziegler, gewissermaßen Fridolin Webers linke Hand, wie man Bruder Ernst als seine rechte bezeichnete. Ziegler, gewandter Diplomat, ja, wenn es sein musste, verführerischer Charmeur, war der kaufmännische Geist, der sich überall bewährte, wo es neue Märkte zu erobern, Konkurrenten im Kampf um Kundschaft oder Lieferanten ins Hintertreffen zu manövrieren galt. Wie Franz Hermann zufällig wusste, während Schwester und Vater nicht das Geringste ahnten, hielt sich Heinrich in aller Heimlichkeit eine hübsche Mätresse, er stürzte sich nebenbei, was auch die hübsche Mätresse kaum jemals erfuhr, in dieses und jenes flüchtig galante Abenteuer, und selbstverständlich war er’s, der Franz Hermann gelegentlich durch ein geschicktes Wort aus der Tinte half, wenn der Bemitleidenswerte wieder einmal Gegenstand erregter Familiendiskussionen wurde. Zu den Unerbittlichen zählte dagegen wiederum Franz Hermanns jüngerer Bruder, der seltsamerweise nichts wissen wollte von Geschäften, der schon mit dreiundzwanzig Jahren mit höchster Auszeichnung in Physik und Mathematik promoviert hatte und ohne Zweifel am Beginn einer glänzenden Gelehrtenlaufbahn stand. Franz Hermann war durchaus kein Verächter des Geschäftslebens. Es wäre auch ungerecht gewesen, ihn als arbeitsscheu hinzustellen. Ebenso großen Gefallen wie am rastlosen Zusammenraffen des Geldes hatte er indessen seit jeher daran gefunden, sich des Geldes in reichlichen Mengen für die guten Dinge dieses Daseins zu entäußern. Vor allem als Student hatte er sich bedeutend lebhafter um Wein und Weib, Tanz und Gefecht gekümmert als um tote Gesetzesparagraphen. Die Bälle und Gelage, an denen er Dutzende von Gästen freigehalten, waren bis auf den heutigen Tag berühmt-berüchtigt geblieben. Und berühmt-berüchtigt waren auch zwei, drei Luxusautomobile, die er besessen und mit denen er Stadt und Landschaft in erschreckendem Tempo durchrast hatte. Einmal hatte er mit seinem Alfa Romeo in der Abenddämmerung und bei leichtem Nebel ein korrekt auf der rechten Seite der Landstraße gehendes junges Mädchen mit über neunzig Stundenkilometern zu Tode gefahren. Aber sein phantastischer Anwalt und der mit einem der Richter befreundete Schwager Ziegler hatten es fertiggebracht, die ganze Schuld auf die angebliche Unvorsichtigkeit des Opfers und auf den Lenker eines von der Gegenseite gemächlich, doch mit etwas zu hellen Lichtern herangefahrenen Wagens zu schieben, weshalb der zitternde Franz Hermann von Schuld und Strafe freigesprochen worden war. O gewiss, der heute Zweiundvierzigjährige dachte oft mit einer gewissen Wehmut zurück an jene tollen Jahre. Aber wenn er auch heute in Amt und Würden stand und mit einer bildschönen, nur leider in mancher Hinsicht allzu kühlen blonden Bankierstochter verheiratet und Vater zweier Kinder war, so viel unkontrollierte Freizeit wusste er sich immerhin zu verschaffen, wie er zur Fortsetzung seines vergnüglichen Privatlebens benötigte. Schade nur, dass er gezwungen war, als Einzelgänger gewissermaßen in den Kellerräumen der Stadt herumzuschleichen, wo er sich mit einem Anschein von Berechtigung unbeobachtet zu glauben vermochte.

So viel ungefähr wusste Doris nach gut zweistündiger Unterhaltung über ihren Partner und seine Sippe. Und sie musste sich gestehen, obwohl über diesen Franz Hermann allerhand zu sagen war, wenn sie ihn in ihrer Vorstellung mit dem finsteren Bruder Ernst oder gar mit dem grässlichen alten Tyrannen Fridolin verglich, der nicht zuletzt auch als Produzent von Kanonen und Geschossen bekannt war, fand sie ihren neuen Verehrer geradezu liebenswürdig. Besaß dieser Prince de Galles nicht etwas von dem Herzen brechenden Zauber des Fürstensprösslings, der die Kühnheit aufbringt, aller Etikette zum Trotz als schwacher Mensch sich zu zeigen? Es schien allerdings, als hätte er bisher beim anderen Geschlecht nur die Befriedigung gewöhnlichster Triebe gesucht. Aber sie täuschte sich kaum, wenn sie sich einbildete, dass es ihr geglückt war – ausgerechnet ihr! –, etwas wie Gefühl in seinem Herzen zum Keimen zu bringen. Schade war’s eigentlich, dass sie so früh, und vielleicht für immer, sich von dem neuen Bekannten verabschieden musste. Es wäre bestimmt reizvoll gewesen, sich nebenbei einen Sklaven zu halten, der königlichen Geblütes war … Übrigens tanzte er auch ausgezeichnet, viel besser als Alf, obwohl er auf jene übermäßigen Verrenkungen von Leib und Gliedern verzichtete, die seit einigen Jahren die Tanzlokale beherrschten.

«Du bildest dir hoffentlich nicht ein, dass du mich beeindruckst mit deinem Geld», sagte sie unverfroren, als sie anstießen, nachdem er den Rest der dritten Champagnerflasche in die Gläser geleert. «Du bist ein richtiges Herrensöhnchen, und mir sind diese eingebildeten, nichtsnutzigen Herrensöhnchen seit jeher auf die Nerven gegangen. Aber dass du dich von mir hast herschleppen lassen, das ist trotz allem lieb von dir, und hoffentlich findest auch du, dass wir einen sehr netten Abend miteinander verbracht haben.»

«Einen ersten Abend», sagte er, «der mich nur eines wünschen lässt: Der zweite möge nicht auf sich warten lassen!»

«Ich kann dir nichts versprechen, aber die Stadt ist für Menschen, die oft unterwegs sind, ja nicht so groß, wie viele glauben. Der Zufall wird uns schon wieder zusammenführen.»

«Besonders, wenn ich mir die Mühe nehme, dem Zufall ein wenig behilflich zu sein …»

Er hatte seinen Stuhl allmählich um das runde Tischchen herum an ihre Seite gerückt. Während sie auflachte, legte er den Arm um ihre Schultern und zog sie sachte, kaum merklich für die anderen, zu sich heran.

In diesem Augenblick begann die Kapelle, den Tango Jalousie zu spielen. In künstlich rotem Licht ertrank die blaue Kühle des Gedankens; in künstlich rotem Licht drängte das Glutgeheimnis der Urgier unwiderstehlich empor.

Das Mädchen erhob sich, wünschte zu tanzen. Ihre karminbemalten Lippen regten sich totenfahl. Sie fühlte sich keineswegs sonderlich betrunken, doch eigentümlich gewichtig schleppten ihre kleinen Füße sich über das Parkett. Mit seltsamer Leichtigkeit, als hätte er auf Schwalbenflügeln sich vom Grunde gelöst, schwebte ihr Körper durch unbeschränkte Räume, und zwischen diesem schwerelosen Leib und dem Blei der Füße, dort, wo zuvor die Knie sich gestreckt und gebeugt hatten, ängstigte auf einmal ein Empfinden, als hätte sich Zelle um Zelle in die Unempfindlichkeit der träge schwebenden Atmosphäre verflüchtigt. Tanzte sie wirklich einen harmlosen Tango im wohlbekannten Dancing Miranda? War nicht all dies giftgetränktes Hexenwerk: diese schwüle Melodie, diese magische Beleuchtung, dieser tugendlose, doch ganz manierlich gewordene Märchenprinz – und auch der tückisch-bucklige Zwerg, der seit einiger Zeit oben an der Bar, ohne nach den Tanzenden sich umzuschauen, neben der hübschen braunen Pierina saß? Der Zwerg war übrigens von mittelhohem, dabei geradem schlankem Wuchs, er trank sein Glas und vertilgte Zigarette um Zigarette wie die meisten anderen. Allein er saß als Einziger in der Runde in seinem Mantel, einem hellbraunen begürtelten Regenmantel, den draußen kein Mensch beachtet hätte, der aber in dieser Umgebung, obwohl er durchaus nicht abgetragen aussah, eigenartig herausfordernd wirkte. Ein verwachsener Zwerg, trotz allem, am Hofe des Königs; ein Bocksfüßiger und Gehörnter unter den Engeln des Paradieses … Ach, gewiss, das Gift, das kundig gebraute, es prickelte längst in jedem Nerv, zersetzte unaufhaltsam alle Sinne. Die Tangoklänge hallten verschwommen schon ans Ohr, als strömten sie aus einer Karussellorgel. Ringsherum zerfloss jeder Umriss in den endlos flutenden Wellen der roten Brandung. Nun, was tat’s? Sie glaubte nicht an den Todesschatten. Sie glaubte an des eigenen Pulses überklaren Schlag! Er sprach von Verliebtheit in dieses Märchen von Klang und Feuer, vom Glück des Erfolgs, den sie in diesem Märchenland errungen, vom Rausch des Triumphs, den sie zu vollenden entschlossen war …

Sie lächelte zu ihrem Tänzer empor, der sie allzu eng umschlungen hielt. Und alles in ihm geriet in heiße Wallung; nie hatte ein derart schmelzendes Lächeln ihn berührt.

«Liebe», klagte er, «du hättest mir nie begegnen dürfen! Ich fühle mich außer Stande, von dir zu lassen! Du hast keine Ahnung, wie einsam und armselig ich mich fühlen würde, wenn ich dich verlöre. Ich weiß, du liebst mich nicht, und ich will überhaupt nicht an Derartiges denken. Aber grausam darfst du nicht sein. Ich flehe dich an, du musst mir sagen, wo und wann ich dich wiedersehen darf, wenn du nicht die ganze Stimmung verderben willst!»

«Du sprichst ja, als stammte deine ganze Bildung aus Heftchen-Romanen», versetzte Doris selig spottend.

«Sag, Liebe, wo ich dich sehen kann, morgen, übermorgen», drängte er unbeirrt. «Du magst frei bestimmen, wo wir uns treffen, ich kenne keine Rücksicht mehr.»

«Ein schöner Esel bist du», lachte sie laut. Dabei ergriff sie mit Daumen und Zeigefinger seine Nasenspitze und schüttelte sie vier, fünf Mal mit aller Derbheit hin und her.

Die Belästigung, statt ihn zur Besinnung zu bringen, schien ihn im Gegenteil des letzten Halts zu berauben. «Lache, soviel du magst», entwich’s seinem Munde, «eines Tages wirst du dennoch mir gehören, eines Tages, ich bin dessen gewiss, wirst du trotz allem Franz Hermann Webers Freundin sein!» Er blieb stehen, schloss die Augen und presste einen irren Kuss auf ihre Stirn.

Dieser verzweifelte Kuss – sie hätte den guten Mann bemitleiden können. Sie, die Freundin Franz Hermann Webers! Eine ganz hübsche Offerte! Pelzmäntel, eigener Wagen, Gold und Brillanten … In Sachen Liebe taugte er wohl nicht viel, aber was konnte man wissen? Jedenfalls war er ein Prinz, jedenfalls sah er gut aus, jedenfalls war er rettungslos krank vor Begierde – und sie war gesonnen, ihn nunmehr wiederzuküssen, bis er den Rest seines Verstandes verlor.

Seine abscheuliche Narbe, sie war seltsamerweise nicht ohne eigentümlichen Reiz. Doris zog mit ihrer Linken seinen schweren Kopf zu sich herunter, küsste ihn mit schelmisch zugespitzten Lippen mitten auf das grausame Mal. Dann schlug sie ihre scharfen kleinen Schneidezähne erbarmungslos in seine Wange.

Er stöhnte laut vor Schmerz. Tanzende, aber auch sitzende Gäste begannen, auf die merkwürdige Szene zu achten. Dem Mädchen war’s gleichgültig. Sie fröstelte lediglich wegen des Luftzugs, der plötzlich durch den Saal ging: Man hatte wohl den Ventilator eingeschaltet oder in einer verborgenen Ecke ein Fenster geöffnet, und obwohl sie nach dem erhitzenden Tanze kühlungsbedürftig war, überlief sie’s wie ein widerwärtiger Riesel ob der Heftigkeit des Wechsels. Zudem war da ein rätselhaft Ungeheuerliches – dort drüben, hinter der Bar! Wie eine Hypnotisierte heftete sie den Blick, zwischen Pierina und dem unverrückbar dem Raume abgekehrten Bemäntelten hindurch, auf eine bestimmte Stelle des großen Spiegels, der die ganze Wand hinter dem Bartisch bedeckte. Eine Maske starrte sie an, ein schmaler Schädel, die Wangen eingefallen und wie vom Aussatz zerfressen, erfroren der halb geöffnete Mund in Qual verkündender Verzerrung. Das Gesicht schien augenlos zu sein, doch die großen pechschwarzen Augenhöhlen waren unmittelbar und unbeweglich auf das Mädchen gerichtet. Und in der schwarzen Tiefe lauerte, unzweifelhaft, ob ewig unsichtbar, das Ungeheuer, ein Ungeheuer von schauderhafter Gewalt! Stumm blieb’s und wohlversteckt, doch sandte es magnetische Strahlen. Und das Mädchen ging hin, erst mit aller Kraft, dann schwächer und schwächer widerstrebend, und die beiden Augenhöhlen vereinigten sich zu einem einzigen riesenhaften Schacht, und Doris stürzte hinein, es war auf einmal finstere, sternenlose Nacht, und sie stürzte und stürzte, zwanzig und hundert Nächte tief, und noch war der Rachen fern, bezahnt mit tausend Riesendolchen, der auf dem Urgrund der Beute harrte …

Als sie die Augen aufschlug, lag sie am Boden, den Kopf auf ein fremdes Kleidungsstück gebettet, in dem kleinen Vorraum, wo sich die Garderobe befand. Fremde Menschen starrten auf sie nieder, während eines der Barmädchen, neben ihr kniend, mit einem kleinen Löffel schwarzen Kaffee zwischen ihre Lippen goss. Auch Franz Hermann lag auf den Knien. «Sie kommt zu sich», rief er, «Gott sei Dank! Es scheint nichts gar so Schlimmes zu sein.»

«Alf», sagte sie mit schwacher Stimme. «Wo ist Alf?»

Mit schroffer Gebärde schob sie den Kaffeelöffel beiseite, ohne sich darum zu kümmern, dass sich dessen Inhalt auf ihr Kleid und auf den Rock des Barmädchens ergoss. Dann sprang sie mühelos auf die Füße. «Es ist halb zwölf! Ich habe Alf vergessen!», rief sie entsetzt, als ihr Blick auf die Wanduhr über dem Eingang des Dancings fiel. «Franz Hermann, bitte, hole schnell deinen Wagen, Alf wartet schon lange, du musst mich gleich hinfahren!»

Zehn Minuten später hieß sie ihn seinen Cadillac anhalten mitten in der Stadt, nachdem sie während der ganzen Fahrt seinen teils besorgten, teils drängenden Bemerkungen überhaupt keine Beachtung geschenkt hatte. Es gehe ihr wieder ausgezeichnet, versicherte sie, sie dankte ihm sehr für die vergnügten Stunden, aber sie hatte wirklich keine Zeit mehr, sich eine Verabredung auszudenken. Sie schlug die Wagentür ein wenig zu heftig hinter sich zu, rannte mit ihren kurzen, doch harten, in der nachtleeren Straße weithin hallenden Schritten fünfzig Meter weiter, stürzte förmlich hinein in den bambusrohrverkleideten Tea Room Neu-Guinea, in dem sich nur noch wenige Gäste befanden.

Glücklicherweise war Alf noch da! Seit mehr als einer Stunde saß er allein in einer Ecke. Er empfing das Mädchen wortlos, mit eingezogenen Lippen und glanzlosem Blick. Und als sie ihm erzählte, wo und mit wem sie sich so lange vergnügt hatte, schwieg er sich zu Stein, obwohl er am liebsten schreiend aufgesprungen und davongelaufen wäre. Er begann erst ruhiger zu werden, als sie ihm berichtete, wie sie den Tausender in Stücke gerissen. Auch gestand sie nicht, dass sie einfach vergessen hatte, zur rechten Zeit auf ihre Verabredung sich zu besinnen. Sie habe eben aufbrechen wollen, als sie wegen dieses tückischen Champagners für mehr als eine Stunde in Ohnmacht und Schwäche gefallen sei.

Sollte Alf am Ende dieses Sonnentages an den Nebel glauben, der sein Sehen trübte? Als suchte er Befreiung vom Hämmern einer Migräne, legte er ihre nachtgekühlte Hand auf seine Augen.

«Ich bin glücklich, dass du bei mir bist», sagte er erlöst. «Wenn ich mir vorstelle, was dir hätte geschehen können! Du musst morgen unbedingt einen Arzt aufsuchen. Und bitte – ich weiß es, ich bin oft kleinlich –, bitte vergiss, dass ich dir böse war.»

Am Stammtisch der Rebellen

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