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VORWORT

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Vor einigen Jahren erschien über Harry Gmür eine Biographie, in der Markus Bürgi und Mario König seinen Weg als Politiker und Publizist nachzeichneten (Chronos Verlag, Zürich, 2009). Darin wird auch der Roman erwähnt, den er zwischen seiner gescheiterten politischen Arbeit und seinem beruflichen Neuanfang in den Fünfzigerjahren geschrieben hat. Es war die Übergangszeit nach seiner Tätigkeit als leitendes Mitglied der kommunistischen Partei der Arbeit der Schweiz und vor seiner Arbeit bei der Weltbühne, für die er ab 1958 als Journalist und Reporter unter verschiedenen Pseudonymen (wie Stefan Miller, Gaston Renard oder Mercator) geschrieben hat.

Erst in den späten Sechzigerjahren tippte er das handgeschriebene Manuskript in seine Hermes-Schreibmaschine, worauf der Text einige Jahrzehnte lang in der Schublade moderte. Ein Verlag aus der Schweiz und einer aus der DDR hatten den Roman nicht herausgeben wollen (ersterer vermutlich, weil er zu bekenntnishaft-sozialistisch, letzterer, weil er zu rebellisch war).

Dass der Roman heute bei einem lesefreudigen Publikum Aufmerksamkeit erregen könnte, liegt auch daran, dass die zeitliche Distanz zu den Fünfzigerjahren, in denen die Handlung spielt, eine freiere Annäherung ermöglicht – frei zumindest von damals grassierenden Vorurteilen. Insbesondere für eine in den Siebzigern und später geborene Generation sind die beschriebenen sozialen und politischen Verhältnisse nicht aus eigenem Erleben vertraut – und wirken daher zum Teil befremdlich. Kalter Krieg, Hochkonjunktur, Kolonialismus, herzerischer Antikommunismus und steife Umgangsformen prägten das damalige Lebensgefühl. Die Frauen hatten in dieser von Männern beherrschten Gesellschaft nicht einmal das Stimmrecht. Möglichkeiten der freien Bewegung und schnellen Kommunikation, wie sie im heutigen digitalen und globalisierten Zeitalter selbstverständlich sind, waren völlig unbekannt. Ein Auto zu besitzen, war das höchste aller Gefühle. Und auch die Ahnung einer offenen Drogenszene mit heroinsüchtigen Jugendlichen gab es in dieser Vor-Achtundsechziger-Zeit noch nicht. Entsprechend gemächlicher und biederer war der Zeitgeist.

Trotz großer Bemühungen konnte in den Archiven kein geeignetes authentisches Bild einer Stammtischrunde im Zürcher Niederdorf aus jener Zeit gefunden werden. Der Roman füllt gewissermaßen diese Lücke. Illustriert mit den neuen vortrefflichen Zeichnungen des bekannten Künstlers Amy Bollag, der die Fünfzigerjahre noch selbst erlebt hat und so aus eigener Anschauung erinnert, gibt er uns eine Vorstellung von der damaligen Atmosphäre in jenen Altstadtkneipen, eine Art Inseln in einer sauberen und adretten bürgerlichen Stadt in der Mitte des letzten Jahrhunderts: Refugien, die Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft und Gesellschaftsschichten aufsuchten – und sich dabei, wenn auch manchmal nur für einige Stunden, als Außenseiter erlebten.

Mario Gmür, Herausgeber

Am Stammtisch der Rebellen

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