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Fall 3: Gutei hebt einen Finger

Das Kōan

Wann immer Meister Gutei Oshō über Zen befragt wurde, hob er einfach seinen Finger. Einst fragte ein Besucher Guteis jungen Diener: „Was lehrt dein Meister?“ Der Junge hob auch seinen Finger. Als Gutei davon hörte, schnitt er den Finger des Jungen mit einem Messer ab. Der Junge schrie vor Schmerz und begann wegzulaufen. Gutei rief nach ihm und als der Junge sich umdrehte, hob Gutei seinen Finger. Der Junge wurde plötzlich erleuchtet.

Als Gutei im Sterben lag, sagte er zu seinen versammelten Mönchen: „Ich habe das Ein-Finger-Zen von Meister Tenryū geerbt und es mein ganzes Leben lang benutzt, aber ich habe es noch immer nicht ausgeschöpft.“ Als er das gesagt hatte, ging er ins endgültige Nirvāna ein.

Mumons Kommentar:

Die Erleuchtung von Gutei und die des Jungen hängen nicht vom Finger ab. Wenn du dies verstehst, sind Tenryū, Gutei, der Junge und du mit dem selben Spieß durchbohrt.

Mumons Gedicht:

Gutei machte einen Idioten aus dem alten Tenryū,

als er den Jungen mit einem einzigen Schnitt befreite.

Genauso wie Kyorei den Berg Kasan spaltete,

um den Gelben Fluss hindurch zu lassen.

Erklärung:

Gutei Oshō Gutei (Chü-chi), 9. Jahrhundert, war Schüler und Dharmanachfolger von Kōshu Tenryū (Hang-chou T’ien-lung). Über ihn ist außer dem vorliegenden Kōan nicht viel bekannt. Gutei war ein spezieller Zen-Meister, der seine Zuhörer und Zuschauer immer wieder damit verblüffte, dass er auf die kompliziertesten Fragen, die auf die Philosophie des Zen-Buddhismus Bezug nahmen, nur mit einer einzigen Geste, dem Heben seines Fingers, antwortete. Gutei Oshō war sehr arm an beredter Zungenfertigkeit, dafür umso reicher an tiefgründiger erleuchteter Handlungsweisheit.

hob er einfach seinen Finger Dieses Heben eines Fingers sieht einfach und simpel aus, aber in seiner ganzen Tiefe kann es nur von jemandem erfasst werden, der außergewöhnliche Erfahrungen in der Meditation und auf dem spirituellen Weg gemacht hat. So einfach diese Handlung erscheint, so schwierig ist sie doch durchzuführen, denn je weniger Anstrengung erforderlich ist, um diese Aktion durchzuführen, desto mehr Konzentration ist notwendig, um diese Geste nicht zu einem flachen Symbol verkommen zu lassen.

Schnitt er den Finger des Jungen mit einem Messer ab Es ist sinnlos sich zu fragen, ob Gutei den Finger des Jungen wirklich mit einem Messer abgeschnitten hat oder nicht. In den Zengeschichten kommen öfters Begebenheiten vor, deren Wahrheitsgehalt schwer zu glauben ist, wie etwa Meister Nansens Töten einer Katze in Kōan Nummer 14 des Mumonkan, aber die Zen-Kōan sind voller Symbolik und so werden auch diese blutrünstigen Taten dafür benutzt, um einen spirituellen Sachverhalt deutlich zu machen.

Kōshū Tenryū (Hang-chou T’ien-lung), 9. Jahrhundert, war ein Schüler und Dharmanachfolger von Daibai Hōjō (Ta-mei Fa-ch’ang). Tenryū war der Lehrer Guteis und hatte schon vor ihm das Zen der einen Handlung geschaffen, das heutzutage so sehr mit dem Finger dieses Zen-Meisters verbunden ist, dass kaum etwas anderes über ihn bekannt ist außer dem Ein-Finger-Zen des Zen-Meisters Gutei.

mit demselben Spieß durchbohrt Es ist eine Redeweise aus dem Zen-Buddhismus die besagt, dass alle Beteiligten dieselbe Qualität an Erfahrungen gemacht und auf denselben Schatz an Erlebnissen zurückblicken können. Das heißt, dass du dieselbe Tiefe des Erlebens erreichen musst wie Gutei, Tenryū und der Junge dieser Geschichte, um mit ihnen leben und sterben zu können.

Kyorei ist eine Gottheit aus der chinesischen Legende, die den Berg Kasan in zwei Hälften teilte, um den Gelben Fluss hindurchzulassen.

Warum scheißen die Vögel auf Buddhas Kopf?

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