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Fall 4: Der Barbar aus dem Westen ohne Bart

Das Kōan

Wakuan sagte: „Warum hat der Barbar aus dem Westen keinen Bart?“

Mumons Kommentar:

Das Studium sollte echtes Studium sein, Erleuchtung sollte echte Erleuchtung sein. Du musst diesen Barbaren einmal deutlich sehen, um vollkommen mit ihm vertraut zu werden. Aber zu sagen, dass du vollkommen vertraut mit ihm bist, lässt dich schon wieder in die Dualität zurück fallen.

Mumons Gedicht:

Bespreche deinen Traum nicht mit einem Idioten.

Barbaren ohne Bart verschleiern die Klarheit.

Erklärung:

Wakuan Shitai (Huo-an Shih-t’i), 1108–1179, war ein Schüler und Dharmanachfolger von Gokoku Keigen (Hu-Kuo Ching-yüan), der wiederum ein Schüler von Meister Engo war, dem Kompilator des Hekigan Roku. Zen-Meister sind berühmt für ihre Gedichte, die sie direkt vor ihrem Tod zu Papier bringen und das von Meister Wakuan lautet:

Der Eisenbaum blüte,

der Hahn legte Eier;

zweiundsiebzig Jahre,

jetzt zerreißen die Schnüre der Wiege.

Warum hat der Barbar aus dem Westen keinen Bart? Das verblüffende an dieser Frage ist der Umstand, dass Bodhidharma, das ist der Barbar aus dem Westen, auf allen Abbildern, die von ihm überliefert sind, mit einem rauschenden Vollbart oder zumindest mit einem wuchernden drei Wochen Bart dargestellt wird.

Das Studium sollte echtes Studium sein Das Studium der Schriften sollte sich nicht auf Sekundärliteratur zu einem bestimmten Thema beschränken, sondern immer die Originale mit einbeziehen. Auch wenn der Lesefluss und die Verständlichkeit bei diesen Originaltexten wie etwa den Sūtren oder auch den alten Kōan sehr viel schwieriger ist, so ist doch auch ihr Gehalt an wirklicher Symbolik sehr viel umfassender als bei der Sekundärliteratur.

Erleuchtung sollte echte Erleuchtung sein Manchmal kommt es vor, dass ein Zen-Praktizierender den Eindruck hat, schon erleuchtet zu sein, obwohl die Erleuchtung nur auf der Einbildungskraft desjenigen beruht, der solche Gehirn-Gespinste in sich pflegt. Die Erleuchtung sollte in jedem Fall von einem Zen-Meister überprüft und gegebenenfalls auch bestätigt werden, bevor sich ein Zen-Schüler in dieser Sache sicher sein kann.

Du musst diesen Barbaren einmal deutlich sehen Du solltest diesem Barbaren, der kein anderer als der ehrwürdige Bodhidharma ist, nicht nur begegnen, sondern du solltest selber zu ihm werden.

Bespreche deinen Traum nicht mit einem Idioten Die vermeintliche Erleuchtungserfahrung solltest du nicht mit dem erstbesten besprechen, der dir zu Gesicht kommt, sondern, wenn du sie schon erzählst, dann auch einem reifen Zen-Meister, der die Erfahrung hat und überprüfen kann, ob deine Erlebnisse echt sind oder nicht.

Warum scheißen die Vögel auf Buddhas Kopf?

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