Читать книгу Warum scheißen die Vögel auf Buddhas Kopf? - Harry Mi Sho Teske - Страница 9
ОглавлениеMumons Vorwort
Buddhismus macht Geist zu seiner Grundlage und das Torlose zu seinem Tor. Nun, wie kommst du durch dieses torlose Tor? Es wird gesagt, dass Dinge, die durch das Tor kommen, niemals dein eigener Schatz sein können. Was durch äußere Umstände gewonnen wird, verschwindet am Ende wieder. Jedoch erzeugt solche Rede Wellen, wenn gar kein Wind da ist. Es ist ein Schnitt in makellose Haut. Was die angeht, die versuchen durch anderer Leute Worte zu verstehen, so schlagen sie den Mond mit einem Stock; kratzen den Schuh, wo es der Fuß ist, der juckt. Welches Anliegen haben sie an die Wahrheit?
Im Sommer des ersten Jahres von Jōtei war Ekai im Ryūshō Tempel als Obermönch und arbeitete mit den Mönchen, indem er die Fälle der alten Meister als Ziegelbrocken benutzte, um das Tor einzuschlagen, und leitete sie gemäß ihrem jeweiligen Vermögen an. Der Text wurde nicht nach irgendeinem Schema niedergeschrieben, sondern lediglich, um eine Sammlung von Achtundvierzig Fällen zu erstellen. Sie wird Mumonkan genannt, das „Torlose Tor“.
Ein entschlossener Mensch wird unerschrocken seinen Weg vorwärts gehen, ohne Rücksicht auf alle Gefahren. Dann kann nicht einmal der achtarmige Nata ihn noch hindern. Sogar die viermal sieben aus dem Westen und die zweimal drei aus dem Osten werden um ihr Leben betteln.
Wenn jemand keine Entschlossenheit hat, dann wird er wie einer sein, der einen flüchtigen Blick auf ein Pferd zu erhaschen hofft, das am Fenster vorbei galoppiert: Im Handumdrehen ist es schon wieder weg.
Der große Weg ist torlos.
Tausend Wege führen zu ihm hin.
Bist du einmal durch diese Barriere hindurch,
durchschreitest du frei das ganze Universum.
Erklärung:
Mumon Ekai (Wu-men Hui-k’ai) 1183–1260, war ein Schüler und Dharmanachfolger von Gatsurin Shikan (Yüeh-lin Shih-kuan). Er hat diese achtundvierzig Kōan zusammen gesammelt und verfasst einen kurzen Kommentar dazu, den er noch durch ein Gedicht am Schluss des Kōan ergänzt und diesen Fall damit zusammenfasst.
das Torlose Es ist eines der faszinierendsten Phänomene, dass die Lehre des Buddhismus keinen Eingang hat und kein Tor, durch das man sich ihm nähern könnte. Du bist praktisch aufgefordert, diesen torlosen Eingang zu finden, wenn du die Lehre des Buddhismus verstehen willst und er mehr sein soll als lediglich eine neue und exotische Sicht der Welt. Wenn du direkten Einblick in das Wesen der Dinge haben willst, dann musst du durch das torlose Tor des Zen-Buddhismus hindurch.
das Tor Dieses Tor ist der Einstieg in eine völlig neue Sicht der Wirklichkeit, die dir bis zum Augenblick deiner Erleuchtung völlig unbekannt ist und deinen persönlichen Blick auf die Dinge dieser Welt umdreht. Es ist nicht so, dass die Welt sich verändert, sie bleibt immer so wie sie ist. Nur unser Blick auf die Welt wird durch das Sitzen in Stille vollkommen anders.
dein Schatz Es ist der Schatz in dir, den du entdecken musst, wenn du mit dem Leiden und der Unzufriedenheit ein für alle mal fertig werden willst. Dieser Schatz liegt in jedem von uns verborgen und die ihn entdecken sind für immer vom Leiden dieser Welt befreit. Zu Anfang geraten wir noch in den verschieden Situationen des Lebens ins Straucheln, wissen aber schon um den Weg und wie wir uns aus den Schwierigkeiten lösen können. Mit der Zeit werden wir immer geschickter und erkennen zweifelsfrei den Zusammenhang von Ursache und Wirkung, der uns immer wieder in dieselben Schwierigkeiten hineingetrieben hat.
anderer Leute Worte Durch die Worte anderer Leute werden wir verleitet, nicht mehr den Dingen selber auf den Grund zu gehen, sondern uns auf das zu verlassen, was sie uns zu sagen haben. Das wird besonders schwierig, wenn es sich um anerkannte große Meister aus der Vergangenheit handelt, die uns natürlich etwas zu sagen haben. Aber im Fall der Erkenntnis der Leerheit, um die es in erster Linie geht, nützen uns die Worte anderer überhaupt nichts, sie werden sogar zu einer großen Falle, und deswegen wird im Zen-Buddhismus davon abgeraten. Wir können uns ruhig mit anderen Büchern, Audio-Dateien und sonstigen Veröffentlichungen beschäftigen, aber wenn es um das Wesentliche geht, dann sollten wir uns ausschließlich auf das verlassen, was uns durch unsere eigene Anstrengung zugekommen ist.
den Mond mit einem Stock Wenn man einmal dazu gelangt ist, die Wirklichkeit mithilfe der Worte anderer Menschen zu begreifen, dann kann man sicher sein, dass diese Sicht der Wirklichkeit wieder vergehen wird. Vielleicht scheint sie uns eine ganze Zeit äußerst passend zu sein, um die Wirklichkeit zu definieren, aber wir können gewiss sein, dass wir in ein paar Jahren völlig anders über diesen Sachverhalt denken werden. Wenn sie sich allerdings auf unsere eigene Erfahrung stützt, die wir im Laufe unser Meditation gemacht haben und die immer weiter gefestigt wird, dann kann dieser Schatz nicht mehr verloren gehen und wir haben eine Erkenntnis, die unerschütterlich geworden ist.
Ekai Ekai war der Mönchsname von Meister Mumon, der ihm von seinem Meister gegeben wurde, als dieser ihn als seinen Schüler angenommen hat. Er wird im Laufe der Zeit so wichtig, dass der persönliche Name völlig in den Hintergrund tritt.
die Fälle der alten Meister Dies ist eine andere Ausdrucksweise für die Kōan, mit denen uns Meister Mumon im Folgenden belästigen wird und die uns hoffentlich eine ganze Menge an Kopfzerbrechen verursachen werden. Denn dieses Kopfzerbrechen ist ein Anzeichen dafür, dass die gewöhnliche Art des dualistischen Denkens immer mehr an Kraft verliert und wir langsam in einen Bereich kommen, in dem man von einer direkten Erkenntnis der Wirklichkeit sprechen kann.
Mumonkan Das Mumonkan ist die Sammlung dieser achtundvierzig Kōan und bedeutet wörtlich „das torlose Tor“, was darauf hindeuten soll, dass es zur Wirklichkeit des Zen-Buddhismus kein Eingangstor gibt. Man erkennt sie einfach oder eben nicht. Das Mumonkan wurde etwas später als das Hekigan Roku verfasst und stellt den einfachsten Zugang zur Kōan-Schulung des Rinzai-Zen dar, denn die Kōan und vor allem die Kommentare sind noch nicht so kunstvoll wie im Hekigan Roku. Nichts desto trotz bildet es die erste Barriere, die ein Zen-Schüler bezwingen muss, wenn er zum Kern der Absoluten Wirklichkeit vordringen will.
der achtarmige Nata Dieses Fabelwesen stammt aus der indischen Mythologie und ist ein Wesen mit drei Gesichtern und acht Armen. Er ist der Sohn von Vaisravana und einer der zwanzig Götter und Meister Engo sagt im Kōan Nr. 87 des Hekigan Roku von ihm: „Wenn er die Wut von Nada (ein anderer Name für ihn) zeigt, dann hat er drei Gesichter und sechs Arme“. Er kann also in mehreren Gestalten auftreten, wie fast alle Götter und Dämonen der umfangreichen indischen Götterwelt.
viermal sieben aus dem Westen Mit den viermal sieben sind die achtundzwanzig Patriarchen der indischen Tradition gemeint, angefangen mit dem historischen Buddha Shakyamuni bis hin zum achtundzwanzigsten Patriarchen Bodhidharma, der gleichzeitg als der erste Patriarch der chinesischen Tradition gezählt wird.
zweimal drei aus dem Osten So sind die zweimal drei dem entsprechend die sechs Patriarchen der chinesischen Linie, wieder angefangen mit Bodhidharma als dem ersten Patriarch bis hin zu Hui-neng als dem sechsten und letzten Patriarchen. Mit Hui-neng ist die Einrichtung des Patriarchats erloschen und eine neue Tradition ist entstanden, die der Dharmanachfolge, in der durch das Inka-Siegel vom Meister die Bestätigung gegeben wird, dass der Schüler denselben Grad an Erleuchtung erreicht hat wie er selber.
diese Barriere Hiermit ist die Erfahrung der Erleuchtung gemeint, in der einem die Leerheit aller Erscheinungen eindeutig und zweifelsfrei klar wird und keine Unklarheit bezüglich den Vorgängen in dieser Welt zurückbleibt.