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Fall 5: Kyōgens „Mann im Baum“

Das Kōan

Meister Kyōgen Oshō sagte: „Es ist wie ein Mann oben in einem Baum, der mit seinen Zähnen an einem Ast hängt; seine Hände greifen keinen Zweig und seine Füße erreichen keinen Boden.

Jemand erscheint unter den Baum und fragt: ‚Weswegen ist Bodhidharma aus dem Westen gekommen?’ Wenn er nicht antwortet, reagiert er nicht auf die Frage. Wenn er aber antwortet, verliert er sein Leben. Was würdest du in so einer Situation tun?“

Mumons Kommentar:

Selbst wenn deine Redegewandtheit dahinfließt wie ein Strom, ist sie ohne Nutzen. Obwohl du die gesamte buddhistische Lehre erklären kannst, ist auch das nutzlos. Wenn du dieses Problem löst, hauchst du dem Weg Leben ein, der bis zu diesem Augenblick tot dalag und tötest, was bis jetzt lebendig war. Kannst du es aber nicht, musst du auf Maitreya Buddha warten und ihn dann fragen.

Mumons Gedicht:

Kyōgen treibt wirklich Unsinn,

sein schlimmes Gift ist grenzenlos.

Er verstopft das Mundwerk der Mönche,

und Teufelsaugen sprießen aus seinem Körpern.

Erklärung:

Kyōgen Chikan Oshō (Hsiang-yen Chih-hsien), gest. 898, war ein Schüler und Dharmanachfolger von Isan Reiyū (Kuei-shan Ling-yu).

Weswegen ist Bodhidharma aus dem Westen gekommen? Eine Frage, die ganz auf der Bescheidenheit der Asiaten beruht, denn statt sich nach Art der Europäer nach ihren persönlichen Problemen zu erkundigen und zum Beispiel zu fragen, was sie persönlich anstellen müssten, um die Erleuchtung zu erlangen, wählen sie lieber eine indirekte Fragestellung. Sie fragen zum Beispiel viel häufiger, warum der Patriarch, das ist Bodhidharma, von Indien nach China gereist ist, als sich um ihre direkten Probleme im Zusammenhang mit dem Leben und dem Sterben zu erkundigen. Nie hört man einen Zen-Mönch darüber klagen, dass er von Ängsten vor dem Tod und vor dem Sterben geplagt wird oder dass er irgendwelche Befürchtungen im Zusammenhang mit einer Krankheit hätte.

Was würdest du in so einer Situation tun? Was würdest du in dieser Situation machen, in der du mit Händen und den Füßen keinen Halt finden kannst und lediglich noch deinen Mund hast, um dich an einem Ast fest zu klammern? Antwortest du dann auf eine so überflüssige Frage wie die, warum Bodhidharma aus Indien nach China gekommen ist oder auf die Frage nach dem Sinn des Zen-Buddhismus oder auf jede andere Frage? Egal, was du als Antwort auf eine Frage sagen könntest, wärst du auf jeden Fall tot, bevor du noch zu Ende gesprochen hast.

Maitreya Buddha Maitreya Buddha ist der Buddha einer zukünftigen Generation, der sich auf das Erscheinen in dieser Welt im Tushita Himmel, dem Himmel der Glückseligkeit, vorbereitet. Er wird jetzt schon als kommender Buddha der Zukunft verkehrt und sein Name bedeutet übersetzt „der große Liebende“, mit dem ihn alle Gläubigen in der buddhistischen Welt anrufen. Wenn du also aufgefordert wirst, auf Maitreya, den Buddha der zukünftigen Generationen, zu warten, dann heißt das, dass du dich auf eine unendlich lange Zeit der Ungewissheit und der Verzweiflung einrichten kannst, bevor du eine zufriedenstellende Antwort auf deine endlosen Fragen erhältst.

Er verstopft das Mundwerk der Mönche Kyōgen Oshō bringt mit diesem Kōan seine Mönche erst einmal dazu, dass sie sich nicht mehr auf Diskussionen über den Sinn des Zen-Buddhismus und die spirituelle Suche einlassen, sondern sich mit den Teufeln im eigenen Selbst auseinanderzusetzen und Frieden mit ihnen zu schließen. Denn nichts ist der spirituellen Suche abträglicher als wenn ein Zen-Schüler zu früh anfängt, über seine Erlebnisse auf dem Erleuchtungsweg zu sprechen! Und nichts ist gefährlicher für jemanden, der sich frisch auf dem geistigen Weg zum Erwachen befindet als die vermeintlich gut gemeinten Kommentare von Außenstehenden!

Warum scheißen die Vögel auf Buddhas Kopf?

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