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244. Ludwig Börne71

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25. Oktober 1831

[Börne an Jeannette Wohl, 27. Oktober:] Vorgestern war die Trauung von Dr. S. [Sichel*]. Ich und Heine waren Zeugen und mußten die Protokolle des Zivilstandes und des Kirchenbuches unterschreiben. Als der Sekretär Heine fragte, wie sein Name geschrieben werde, antwortete er: „Mit einem Hache“, statt zu sagen mit einem Asch (H). Darüber wurde er von S. [Sichel] und H. ausgelacht, was ihn in die größte Verlegenheit setzte, denn so gern und oft er spottet, so wenig kann er doch selbst Raillerie ertragen. – Bei dieser Heiratsgelegenheit, wo ich drei Stunden mit Heine beisammen war, konnte ich ihn recht gut beobachten und kennen lernen. Nie ist mir eine feigere Seele vorgekommen, die sich mit solcher Geduld von ihrem Körper tyrannisieren läßt... Sollte einmal in Deutschland eine politische Revolution eintreten, so würde Heine eine zwar kurze, aber für ihn und die Welt höchst verderbliche Rolle spielen. Er wäre, wie alle schwachen Menschen, der blutigsten Grausamkeiten fähig. Er ist von der größten Feigheit, und er hat mir offen gestanden, daß er in Italien mit Florenz seine Reise beschlossen, weil er sich gefürchtet, nach Rom zu gehen; denn er habe Feinde dort, die ihn gewiß hätten ermorden lassen (wahrscheinlich Graf Platen). Christentum, Religion überhaupt, ist ihm nicht bloß ein Greuel, es ist ihm ein Ekel. Und als er unter solchen Gesprächen mich auf der Straße verließ und ich ihm eine Weile nachsah, kam er mir vor wie ein welkes Blatt, das der Wind umhertreibt, bis es endlich, durch den Schmutz der Erde schwer geworden, auf dem Boden liegen bleibt und selbst zu Mist wird.

[Heines falsche Aussprache des französischen H hält Strodtmann (II 231) für absichtlichen Scherz: avec une ‘hache = mit einem Beil. Dieses Beisammensein mit Börne „bei der Heirat eines gemeinsamen Freundes, der uns beide als Zeugen gewählt“, erwähnt auch Heine im vierten Teil seines Börnebuches.]

Gespräche mit Heine

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