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248. Ludwig Börne71

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15. Dezember 1831

[Börne an Jeannette Wohl:] *Heine war eben bei mir, nachdem er heute die Briefe gelesen. Er ist ganz außer sich vor Entzücken. Er sagt, es wäre besser als alles, was ich früher geschrieben, und der Stil wäre unvergleichlich. Daß ich ihn einige Male so sehr gelobt, mag freilich sein Urteil etwas exaltiert haben. Heine ist zugleich der eitelste und der feigste Mensch von der Welt. Meine Briefe werden auf seine künftige politische Schriftstellerei einen sehr schädlichen Einfluß haben. Furchtsam, wie er ist, wird er künftig nicht den Mut haben, selbst mit seiner früheren gemäßigteren Kraft zu schreiben. Das sagt er selbst, nicht in meiner Gegenwart, aber es wurde mir wiedererzählt, und daß er dabei über meinen Übermut sich sehr tadelnd ausgelassen. Mit diesem Grunde seiner künftigen Mäßigung täuscht er andere, vielleicht sich selbst. Der Hauptgrund ist die Eitelkeit. Sich weder die Kraft noch den Mut zutrauend, mit mir in Politik an Tapferkeit zu wetteifern, wird er freiwillig unter sich selbst herabsinken, nur um sich von mir zu entfernen und nicht mit mir verglichen werden zu können. Er gefällt mir alle Tage weniger, ob er mich zwar sehr hoch stellt und sein Urteil, als das eines Kenners, mir sehr schmeichelhaft sein muß. Er ist ein Lümpchen, hat keine und hält auf keine Ehre. Die Partei der Liberalen ist aber noch so schwach in Deutschland, daß nur die strengste Rechtlichkeit ihr Gewicht geben kann. Wie alle furchtsamen Menschen, hat auch Heine ein Grauen vor dem Volke, und er kann sich gar nicht darein finden, wie ich dem Pöbel so zugetan sein, ihn so warm verteidigen mag. Ich habe ihm erst heute gesagt: „Laßt uns unsern künftigen Herrn ehren!“*

[So wenig sympathisch Börnes spionenhafte Berichte über Heine berühren – an den äußeren Tatsachen, die er angibt, ist kaum ein Zweifel statthaft. Heine hat ihn demnach doch bedeutend öfter besucht, als er in seiner Schrift über Börne wahrhaben wollte; hier legt er Wert darauf, festzustellen, daß er nur zweimal bei ihm war, dann ihn noch zweimal an dritten Orten getroffen und ihm dann „geflissentlich“ ausgewichen sei; dagegen sei Börne ihm „nachgekrochen“ in die Restaurants, wo Heine speiste. Die Besuche Heines bei Börne am 24. Oktober und 15. Dezember 1831, das mehrfache Zusammentreffen mit ihm am 30. Oktober und Anfang Dezember 1831, am 4. März 1832 hat Heine vergessen oder absichtlich verschwiegen. Daß er Börne kurz nach dem Hambacher Fest (27. Mai 1832) „zum letztenmal in diesem Leben wiedersah“, stimmt keinesfalls. Börnes Bericht vom 5. Januar 1833 über einen langen Besuch Heines bei ihm ist gewiß nicht Erfindung.]

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