Читать книгу Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian - Heinz Bellen - Страница 13
ОглавлениеDas Prädikat ‘klassisch’ ist der augusteischen Kultur insgesamt zuteil geworden: der Kunst, die vor allem durch großartige Bauwerke in Erscheinung getreten war, und der Literatur, die durch Vergil, Horaz und Ovid geradezu Himmelshöhen erreicht hatte. Augustus selbst hatte sich gerühmt, er hinterlasse Rom als Marmorstadt (Suet. Aug. 28, 3), und von dem Architekten Vitruv war ihm das Lob gespendet worden, seine Bauten repräsentierten die „Hoheit des Reiches“ (maiestas imperii, Vitr. praef. 2). Der Dichter Vergil hatte die außergewöhnliche Ehrung erfahren, daß bei einem Theaterbesuch das Publikum sich vor ihm erhob – „wie vor Augustus“ (Tac. dial. 13), und Horaz war von Augustus ausersehen worden, das carmen für die Säkularfeier zu dichten. Ovid dagegen hatte den Haß des Augustus auf sich gezogen, der freilich die Wirkung seiner Werke nicht beeinträchtigte.
Von den Dichtern befand Vergil sich in größtmöglicher Übereinstimmung mit den Anliegen des Augustus. Dies galt nicht nur für die ›Aeneis‹, die den augusteischen Prinzipat aus dem Mythos herleitete, sondern auch für das Gedicht über den Landbau (›Georgica‹). Es stellte Italien als Inbegriff der Mutter Erde und als Heimat eines Heldengeschlechts dar (2, 136 – 176) – wie später das berühmte Tellus-Relief der Ara Pacis Augustae. Augustus fühlte sich mit Italien eng verbunden: Vater und Mutter stammten aus italischen Landstädten (Velitrae bzw. Aricia), und er selbst war in einer dieser Städte (Velitrae) aufgewachsen. Im Jahre 32 v. Chr. hatte ihm „ganz Italien“ einen Treueid geschworen (Mon. Anc. c. 25) und war damit zu seiner militärisch-politischen Gefolgschaft geworden. In einer besonders nahen Beziehung zu Augustus standen die 28 von ihm in Italien gegründeten Kolonien (Suet. Aug. 46), aber auch die übrigen Kolonien und Munizipien Italiens waren sich bewußt, daß sie ihm viel zu verdanken hatten (vgl. Mon. Anc. c. 21).