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Tiberius nannte Seian „Stütze seiner Herrschaft“ (adiutor imperii, Tac. ann. 4, 7, 1) – sehr zum Leidwesen seines Sohnes Drusus, der diese Rolle für sich allein beanspruchte und Grund dazu besaß. Denn abgesehen von dem Kommando (imperium proconsulare) in Illyrien (17 – 20) war ihm 22 die tribunicia potestas übertragen worden und damit die Anwartschaft auf den Prinzipat – wie einst seinem Vater (Tac. ann. 3, 56). Gerade diese der dynastischen Erbfolge dienende Förderung aber veranlaßte Seian zu seinem Mordplan. Der Tod des Drusus traf Tiberius um so schwerer, als er wenige Jahre zuvor (19) seinen Adoptivsohn Germanicus verloren hatte, der auf einer mit umfassenden Vollmachten unternommenen Orientmission (unten S. 51f.) vom Schicksal ereilt worden war. Nun stand kein Mitglied der julisch-claudischen Familie passenden Alters mehr zur Verfügung, um Tiberius bei der Regierung des Reiches zu unterstützen. Andererseits war diesem das augusteische Modell der Mitherrschaft als Vorbild gegenwärtig, so daß es verständlich erscheint, daß er jetzt in Seian seinen vorzüglichen Helfer sah.

Während die Heranziehung der Spitzen des Senatoren- und Ritterstandes zum Reichsregiment und die bevorzugte Berücksichtigung der Mitglieder des Kaiserhauses in diesem Konzept auf Augustus zurückgingen, tauchte schon für Tiberius ein Problem auf, das unter Augustus nicht bestanden hatte, sondern erst bei seinem Ableben akut wurde: die Beteiligung einer Frau an der Regierung. Augustus hatte diese Möglichkeit seiner Frau Livia mit der testamentarischen Übertragung des Ehrennamens „Augusta“ eröffnet. Und tatsächlich hat Livia auf vielerlei Weise versucht, sich neben Tiberius zur Geltung zu bringen oder auf seine Entscheidungen Einfluß zu nehmen. Es bedurfte mancher Anstrengungen des Sohnes, um seine Mutter von ihren politischen Aktivitäten, z. B. ihren Beziehungen zum Senat, abzubringen. Nichtsdestoweniger galt Livia im Reich genauso als Repräsentantin des Kaisertums wie Tiberius selbst. Das zeigten die Anträge der Provinzen Asia und Baetica auf Errichtung gemeinsamer Tempel (unten S. 61f.). Tiberius trug schwer an den Ambitionen seiner Mutter, so schwer, daß sein Verhältnis zu ihr ganz erkaltete. Als sie im Jahre 29 starb, nahm er an ihrem Begräbnis nicht teil. Für ihre Divinisierung sorgte erst Claudius (42).

Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

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