Читать книгу Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian - Heinz Bellen - Страница 38
ОглавлениеEs ist hier einer Nachwirkung der Germanenkriege zu gedenken, die ein Schlaglicht auf die Implikationen insbesondere der Feldzüge des Germanicus wirft. Im Jahre 21 kam es in Gallien zum Ausbruch eines Aufstands gegen die römische Herrschaft, an dessen Spitze sich der Häduer Iulius Sacrovir und der Trever Iulius Florus stellten. Das Heer der Aufständischen, angeblich 40 000 Mann stark, wurde zwar von C. Silius, dem Befehlshaber des obergermanischen Heeres, mit zwei Legionen und den zugehörigen Hilfstruppen bei Augustodunum/Autun geschlagen, aber das war gewissermaßen nur eine Pflichtübung. Wichtiger waren die Gründe für das Aufbegehren der Gallier (nicht nur Häduer und Treverer). Sie bestanden in den Tributzahlungen und der dadurch bedingten Verschuldung (Tac. ann. 3, 40, 3). Es fällt nicht schwer sich vorzustellen, wie es zu diesem Zustand gekommen war: Die Germanicus-Feldzüge hatten die Leistungsfähigkeit Galliens – man denke nur an den Bau der 1000 Schiffe (oben S. 51) – über Gebühr strapaziert und dadurch die wirtschaftliche und politische Lage der Tres Galliae ernsthaft gefährdet. Insofern brachte der Sacrovir-Aufstand die Römer zu der Einsicht, daß es höchste Zeit sei, die Ausbeutung Galliens durch eine echte Integration zu ersetzen. Die Zuerkennung des ius honorum an die Häduer durch Claudius (vgl. oben S. 29) war ein bedeutender Schritt in diese Richtung, und das Verbot des Druidenkultes durch denselben Kaiser (Suet. Claud. 25, 5) fügte sich in diese Politik.
Claudius war, wie man in Rom spöttelte, ein „echter Gallier“ (Sen. apocol. 6, 1), weil er in Lugdunum/Lyon geboren war und sich deshalb angelegentlich um die Romanisierung Galliens kümmerte. Davon profitierte besonders seine Geburtsstadt. Claudius gab ihr seinen Namen: Colonia Copia Claudia Augusta Lugdunensium und verlieh ihr das italische Recht (ius Italicum). Als er im Winter 43 / 44 in ihr weilte (s. u.), ließ er eine neue Wasserleitung bauen (La Brevenne) und das von Lugdunum ausgehende Straßennetz (oben S. 14) erneuern. Als Beispiel für die letztere Tätigkeit sei die wichtige in Richtung Norden an der Saône (Arar) entlang nach Andemantunnum (Langres) führende Straße genannt (Corp. Inscr. Lat. XIII 9044). Ihre nächsten Stationen waren Augusta Treverorum/Trier und Ara Ubiorum/Köln!