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Wendet man den Blick vom Senat als Institution auf die Senatoren als amtierende oder gewesene Beamte, so fallen die Prätoren bzw. Prätorier in die Augen, weil sie an einem entscheidenden Punkt ihrer Karriere angelangt waren. Denn ihnen bot sich die Aussicht, vom Princeps die Stellung eines Legionskommandeurs (legatus legionis) als wichtige Voraussetzung für das Konsulat zu erhalten. Weitere prätorische Ämter in Rom, z. B. die Vorstandschaft der Militärkasse (praefectus aerarii militaris), und in den Provinzen (proconsul, legatus Augusti pro praetore) gruppierten sich um das Legionskommando, so daß allmählich eine Regel entstand, auf welchem Wege und wie schnell man von der Prätur zum Konsulat gelangte. Dieses wiederum war die Ausgangsbasis für eine Reihe hoher (konsularer) Ämter in der Stadt (z. B. curator aquarum, praefectus urbi), vor allem aber in den großen Provinzen des Princeps und des Senats. In den einen war die Statthalterschaft mit dem Kommando über zwei, drei oder gar vier Legionen verknüpft, in den anderen (Asia, Africa) verlieh das Prokonsulat wegen der Berühmtheit der Provinzen hohes Prestige. Die neue Ämterlaufbahn des Prinzipats hatte zur Folge, daß sich innerhalb des Senatorenstandes eine Schicht herausbildete, deren Aufstieg sie eng mit der neuen Staatsform verband und deren Kompetenz ein wertvolles Reservoir für Führungsaufgaben domi forisque darstellte. Die höchsten Mitglieder dieser Schicht hießen primores civitatis (Tac. ann. 1, 24, 1).

Eine ähnliche Entwicklung wie im Senatorenstand ließ auch im Ritterstand eine Schicht nach oben kommen, die ihren politischen und sozialen Rang der Stellung ihrer Mitglieder als Amtsträger des Princeps verdankte. Es war Claudius, der die von Augustus geschaffene ritterliche Laufbahn durch die Eingangsstufe der tres militiae (Militärtribunat in einer Legion + zwei Präfekturen in Auxiliareinheiten) reglementierte und auch Primipilaren die Möglichkeit gab, (nach einem zweiten Primipilat) in die zivile ritterliche Karriere einzutreten. Diese bestand in der Bekleidung von Prokuraturen, die in der Mehrzahl der Finanzverwaltung (der staatlichen wie der kaiserlichen) zugehörten. Die Stellung dieser Prokuratoren wurde von Claudius dadurch gestärkt, daß er ihnen allen im Jahre 53 vom Senat eigene Jurisdiktionsgewalt erteilen ließ (Tac. ann. 12, 60; Suet. Claud. 12, 1). Prokuratoren hießen seit Claudius auch diejenigen Ritter, denen der Princeps die Statthalterschaft über kleinere Provinzen wie Iudaea und die Regionen der Westalpen anvertraute. Über den Finanz- und Präsidialprokuratoren rangierten die hohen Präfekten (praefectus praetorio, vigilum, annonae, Aegypti) als Spitzen der ritterlichen Karriere und als einflußreiche Helfer des Princeps. Die Schicht der Prokuratoren und Präfekten verstand sich als equestris nobilitas (Tac. Agr. 4, 1).

Es war ein relativ kleiner Kreis von Senatoren und Rittern, der sich aus den beiden Ständen heraushob und als elitäre Schicht dem Princeps am nächsten stand. Weit gefaßt gehörten zu diesen hohen Funktionären am Ende der julisch-claudischen Zeit etwa 200 Personen. Aus ihnen wählte der Princeps seine Berater: Manche waren geradezu seine Freunde und Vertraute, andere wurden ganz offiziell als principes civitatis bezeichnet. So ist es jedenfalls für Tiberius ausdrücklich überliefert (Suet. Tib. 55), und für die folgenden Principes gibt es Hinweise, die in die gleiche Richtung führen. Zum Beispiel beriet sich Claudius im Jahre 48 mit den potissimi amicorum (Tac. ann. 11, 31, 1) und Nero im Jahre 63 mit den primores civitatis (Tac. ann. 15, 25, 2).

Berater des Princeps besonderer Art waren L. Annaeus Seneca und Sex. Afranius Burrus in der frühen Phase des neronischen Prinzipats (54 – 62). Denn sie bestimmten praktisch die Politik jener Jahre, der Konsular und der Prätorianerpräfekt. In dem Traktat ›De clementia‹ liegt zudem ein gewichtiges Dokument der Ansprüche vor, die Seneca als römischer Staatsmann und stoischer Philosoph an das Grundverhalten des Princeps stellte – und in der Praxis zu verwirklichen suchte. Den beiden berühmten Beratern Neros war die berüchtigte Ära des Prätorianerpräfekten L. Aelius Seianus unter Tiberius vorangegangen (23 – 31). Auch Seian hatte die Rolle als Berater des Princeps mit der des weitgehend selbst Regierenden vertauscht, anders aber als Seneca und Burrus strebte er nach der höchsten Macht in ihrem ganzen Umfang, nachdem er Drusus, den Sohn des Tiberius, durch Mord beseitigt hatte (23) und Tiberius selbst nach Capri übergesiedelt war (27). Mit dem Konsulat und der Verleihung des imperium proconsulare (31) stand er kurz vor Erreichen dieses Ziels (der tribunicia potestas), als Tiberius die Bedrohung erkannte, die Seian in Wirklichkeit darstellte. Sturz und Tod waren die zwangsläufigen Folgen.

Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

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