Читать книгу Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian - Heinz Bellen - Страница 42
ОглавлениеDer letzte Kriegsschauplatz, der in diesem Kapitel ins Auge gefaßt werden muß, ist Judäa, wo im Jahre 66 der seit Jahrzehnten schwelende Haß gegen die römische Herrschaft in einer Weise zum Ausbruch kam, welche die Römer zum massiven Eingreifen zwang. Der Römerhaß der Juden war religiös motiviert und hatte sich an der Steuererhebung entzündet. Auch Jesus von Nazareth mußte sich mit der Frage auseinandersetzen, ob es erlaubt sei, dem Kaiser Steuer zu zahlen (Matth. 22, 17). Die radikale Gruppe der Zeloten lehnte die Steuerforderung als Zeichen der Herrschaft strikt ab; nur Gott allein sei der Herr. Die Animosität der Juden gegen die Römer wurde verstärkt durch das rücksichtslose Verhalten der Prokuratoren. Auslöser des Krieges war der Griff des Gessius Florus, der seit 64 Prokurator war, in den Tempelschatz (17 Talente). Anfängliche Erfolge der Juden gegen Florus und den syrischen Statthalter C. Cestius Gallus veranlaßten Nero, ein Sonderkommando für den ›Jüdischen Krieg‹ (zeitgenössisches Geschichtswerk des Flavius Josephus) zu schaffen, mit dem er Anfang 67 den T. Flavius Vespasianus betraute. Mit drei schon gegen Armenien eingesetzten Legionen eroberte Vespasian große Teile des Landes und stand vor Jerusalem, als die Nachricht vom Tode Neros (9. 6. 68) eintraf.
Der Ausbruch der Feindseligkeiten zwischen Juden und Römern war begleitet von solchen zwischen Juden und Griechen. In Caesarea Maritima (Iudaea) kamen bei den Auseinandersetzungen 20 000 Juden ums Leben, in Alexandria (Aegyptus) gar 50 000. Die Griechen in Alexandria hatten schon im Jahre 38 eine Judenverfolgung vom Zaun gebrochen. Die Juden wurden in ein ‘Ghetto’ (den Stadtteil Delta) zusammengepfercht und ihnen großer materieller Schaden zugefügt. Sie erhoben sich dann ihrerseits (41) und zahlten den Alexandrinern heim, was diese ihnen angetan hatten. Der schon erwähnte Brief des Claudius an die Alexandriner (oben S. 43) wies beide Seiten in ihre Schranken, bestätigte aber auch ausdrücklich den Juden die freie Religionsausübung. Dies war zugleich eine Befreiung vom Kaiserkult, wie Caligula ihn den Juden zugemutet hatte: Er wollte ja seine Statue im Tempel zu Jerusalem aufstellen lassen (Tac. hist. 5, 9, 2) und konnte nicht begreifen, daß die Juden seine Göttlichkeit leugneten (Philo leg. 353).