Читать книгу Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian - Heinz Bellen - Страница 26
ОглавлениеUnter Kaisern wie Caligula und Nero waren die Staatsfinanzen starken Belastungen ausgesetzt. Caligula brauchte nur knapp ein Jahr, um die von Tiberius angehäufte Geldmenge (2700 Millionen Sesterzen) zu verschwenden (Suet. Cal. 37, 3), und Neros maßlose Schenkungen beliefen sich am Ende seines Lebens auf 2200 Millionen Sesterzen (Tac. hist. 1, 20, 1). Der unverantwortliche Umgang der beiden Kaiser mit dem Geld zwang sie, Methoden der Geldbeschaffung anzuwenden, die manchmal geradezu groteske Formen annahmen. So befand sich unter den „neuen und unerhörten Steuern“ (Suet. Cal. 40), die Caligula auflegte, auch eine Beischlafabgabe für Prostituierte, und Nero verlangte, daß alle Testamente, auf die sich der Begriff „Undank gegen den Princeps“ anwenden ließ, an den Fiscus fielen (Suet. Nero 32, 2),
Der römischen Währung mutete Nero eine Verschlechterung der Edelmetallmünzen zu: Im Jahre 64 erfuhr der Denar eine Reduktion von 1 / 84 des römischen Pfunds auf 1 / 96 (von 3,9 auf 3,4 g) und der Aureus von 1 / 42 auf 1 / 45 (von 7,8 auf 7,3 g). Die alten Aurei wurden eingezogen, so daß von nun an der neronische Standard den Goldumlauf beherrschte – für lange Zeit: eine neue Goldmine in Dalmatien, die 50 Pfund pro Tag lieferte (Plin. nat. hist, 33, 67), sorgte für zusätzlichen Rohstoff. Demgegenüber blieb der neronische Denar nicht konstant. Ihm wurde Kupfer beigemischt, so daß sein Silbergehalt nur etwa 92% betrug. Damit war der Anfang zu weiteren Verschlechterungen des Feingehalts gemacht!
Der Verschlechterung der Reichsmünzen war eine solche der Billon-Tetradrachmen in Alexandria/Ägypten voraufgegangen (57). Ihr Silbergehalt sank von 1 / 4 auf 1 / 6. Die sogenannten alexandrinischen Kaisermünzen gab es seit dem 7. Regierungsjahr des Tiberius (20); sie ersetzten die ptolemäischen Tetradrachmen und brachten durch das Kaiserbildnis auf der Vorderseite die enge Verbindung Ägyptens mit eben diesem Kaisertum zum Ausdruck. Andererseits machte ihre Gleichsetzung mit dem Denar, der in Ägypten nicht galt, die Sonderstellung deutlich, welche das Land auch währungspolitisch unter den Provinzen des Römischen Reiches einnahm. Die Gewichtsreduktion des Denars und des Aureus hatte eine bemerkenswerte Folge für die Akzeptanz dieser Edelmetallmünzen in Indien. Mit jenem fernen Land bestand seit der Entdeckung der Monsunwinde ein reger Seehandelsverkehr. 120 Schiffe segelten jährlich allein von dem ägyptischen Hafen Myus Hormus am Roten Meer aus nach Indien (Strab. 2, 5, 12), und Plinius (der Ältere) wollte in Erfahrung gebracht haben, daß pro Jahr 50 Millionen Sesterzen (in Aurei und Denarii) nach Indien abflossen (nat. hist. 6, 101). Zahlreiche Schatzfunde in Südindien lassen nun erkennen, daß die neronische Zeit einen Einschnitt bedeutete. Denare kamen danach so gut wie gar nicht mehr ins Land, während die Einfuhr von Aurei weiter anhielt, ja noch zunahm. Für die indischen Handelspartner hatte also der Denar durch Neros Reform seinen Metallwert verloren. Die entstandene Lücke scheint der römische Indienhandel durch ein verstärktes Warenangebot geschlossen zu haben. Denn er wollte ja weiterhin an die indischen Luxusgüter kommen, nach denen die wohlhabenden Kreise in Rom verlangten.