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Vier Legionen waren, wie erwähnt, an der Invasion Britanniens beteiligt. Sie wurden aus Germanien (3) und Pannonien (1) abgezogen. Germanien erhielt Ersatz durch zwei (wahrscheinlich schon von Caligula) neu aufgestellte Legionen. Nichtsdestoweniger blieb ein Defizit von einer Legion, das Germania superior zu verkraften hatte. Auch Pannonien mußte mit einer Legion weniger auskommen (zwei statt drei). Die vier Legionen in Britannien waren erforderlich, um das eroberte Gebiet zu sichern und zu erweitern. Gen Westen markierte der Flußlauf der Sabrina (Severn) die Grenze, die sich nach Nordosten entlang der Trisantona (Trent) fortsetzte. Lindum/Lincoln wurde zum nördlichsten Legionslager ausersehen. Später, unter dem Statthalter C. Suetonius Paullinus (58 – 61), trat ihm auf gleicher Höhe an der Westküste Deva/Chester zur Seite. Von hier aus sollte die Insel Mona/Anglesey, das Zentrum der ‘allmächtigen’ Druiden und die Zufluchtsstätte zahlreicher Flüchtlinge, erobert werden.

Während Suetonius Paullinus 61 im Westen (auf Mona) kämpfte, brach bei den Iceni im Osten Britanniens ein Aufstand aus. Er hatte seine Ursache in der brutalen Form der Provinzialisierung dieses durch das Testament des letzten Königs an Rom gefallenen Königreichs. Die Witwe des Königs, Boudicca, trat an die Spitze der Aufständischen aus allen Teilen der Provinz. Die Britannier waren insgesamt erbost über die Ausbeutung durch die Römer. Die Profitgier hatte z. B. auch Seneca veranlaßt, 40 Millionen Sesterzen in Darlehensgeschäfte zu investieren und Kapital nebst Zinsen rücksichtslos eintreiben zu lassen (Cass. Dio 62, 2, 1). In den Städten Londinium/London, Verulamium/St.Albans und Camulodunum/Colchester hatten sich römische Geschäftemacher zu Tausenden niedergelassen. Sie fielen alle – angeblich 70 000 – den Aufständischen zum Opfer. Großen Haß hatten auch die Veteranen in Camulodunum (seit ca. 50 Kolonie) erregt, indem sie die Eingeborenen wie Sklaven behandelten. Alle drei Städte wurden von den Aufständischen zerstört. Eine von Lindum heranrückende Legion fand bis auf die Reiterei den Untergang. Erst als Suetonius Paullinus den Britanniern Boudiccas in einer regelrechten Schlacht begegnete, siegte die römische Kriegskunst. 80 000 Britannier sollen gefallen sein (Tac. ann. 14, 37, 2); Boudicca beging Selbstmord. Britannien war als Provinz gerettet und erlebte nun seine endgültige Unterwerfung unter die römische Herrschaft.

C. Suetonius Paullinus war einer der beiden besten Feldherren, über die Rom zu dieser Zeit verfügte. Der andere war Cn. Domitius Corbulo, der, 54 von Nero in den Osten beordert, im Jahre 58 durch die Eroberung Armeniens großen Ruhm erlangt hatte. Es gab eine Art Wettstreit zwischen Paullinus und Corbulo. Der Sieg des ersteren über die Britannier, „den Siegen der alten Zeit vergleichbar“ (Tac. ann. 14, 37, 2), stellte die Ebenbürtigkeit der beiden Feldherren wieder her.

Corbulo hatte 54 von Nero die Statthalterschaft der Provinzen Galatia und Cappadocia erhalten. Die letztere Provinz war unter Tiberius aus dem Königreich gleichen Namens hervorgegangen; Germanicus hatte sie während seines Orientkommandos (18) als solche organisiert. Bisher war Cappadocia einem Ritter als Statthalter unterstellt und hatte keine Legion in Garnison. Jetzt wurde die Provinz Aufmarschgebiet für den Krieg gegen Armenien. Zwei Legionen kamen aus Syrien, später noch eine dritte, für die als Ersatz eine Legion aus Mösien an die syrisch-parthische Grenze (Zeugma) gelegt wurde. Dazu traten die Hilfstruppen, auch solche der Klientelfürsten, vor allem die des Königs von Commagene. Mit dieser Heeresmacht errang Corbulo im Jahre 58 den Erfolg, der seine Feldherrnqualitäten hell erstrahlen ließ und Nero höchste Ehren von seiten des Senats, u. a. einen Ehrenbogen auf dem Kapitol, einbrachte. Der vom Partherkönig Vologaeses im Jahre 54 eingesetzte König von Armenien, sein Bruder Tiridates, war vertrieben und durch einen römischen Klientelkönig ersetzt. Die Hauptstadt Artaxata lag in Schutt und Asche.

Die Lage in Armenien änderte sich aber rasch. 61 nahm Tiridates mit parthischer Hilfe Armenien wieder in Besitz. Corbulo hatte inzwischen die Statthalterschaft in Syrien übernommen. Die Aufgabe, den römischen Einfluß in Armenien wiederherzustellen, fiel dem neuen Statthalter von Kappadokien, L. Caesennius Paetus, zu. Im Jahre 62 unternahm dieser mit zwei aus Syrien abkommandierten Legionen den Feldzug gegen Tiridates und Vologaeses; eine dritte Legion wurde aus Mösien in Marsch gesetzt. Das Unternehmen endete jedoch schmählich, mit Verlusten, Belagerung, Kapitulation und Rückzug nach Kappadokien. Die römische Reaktion bestand in der erneuten Betrauung Corbulos mit dem Orientkommando. Er übernahm 63 wieder die Provinzen Galatia und Cappadocia, dazu wurde ihm die Verfügungsgewalt über alle Ressourcen des Ostens erteilt. Sechs Legionen standen in Syrien und Kappadokien, eine siebte wurde aus Pannonien herangezogen. Corbulo besaß damit eine Stellung, wie sie einst Pompeius im Seeräuberkrieg (67 v. Chr.) besessen hatte (Tac. ann. 15, 25, 3).

Mit einer gewaltigen Streitmacht (vier Legionen, Vexillationen aus Illyrien und Ägypten, allen verfügbaren Hilfstruppen) rückte Corbulo 63 in Armenien ein. Der Erfolg dieser Machtdemonstration bestand in dem Angebot des Tiridates, er werde nach Rom reisen und Nero um die Königswürde bitten. Corbulo verlangte daraufhin von Tiridates die Ablegung des Diadems, bis er es von Nero neu empfange. Diese Zeremonie fand kurze Zeit später vor den versammelten Legionen geradezu als religiöse Handlung statt. Hinzu kam, daß der Schauplatz des Geschehens die Stätte der Kapitulation des Caesennius Paetus war: Rhandeia. Corbulo hatte die römische Ehre voll wiederhergestellt. Sozusagen als Anerkennung seiner Verdienste wurden ‘seine’ Provinzen, Galatia und Cappadocia, durch Annexion des sogenannten Pontus Polemoniacus (64) ans Schwarze Meer vorgeschoben. In Rom ließ Nero 65 den Ianus-Bogen schließen und durch Münzen verkünden, daß zu Lande und auf dem Meer Friede herrsche (Rom. Imp. Coin. I2 166, Nr. 263).

Im Jahre 66 kam Tiridates nach einem 9monatigen prunkvollen Zug durch die Provinzen und Städte des Römischen Reiches nach Rom. Nero gestaltete seinen Empfang zu einem Ereignis, dessen Glanz die ganze Stadt erfüllte. Das Zeremoniell der Königskrönung fand auf dem Forum statt in Gegenwart des Senats, der Prätorianer und einer unübersehbaren Menschenmenge. Nero trug das Triumphalgewand, und er nahm auf einem kurulischen Sessel sitzend den Kniefall des Tiridates entgegen, der versprach, ihn wie den heimischen Gott Mithras zu verehren. Aus der Hand Neros empfing er dann das Diadem als Zeichen der Einsetzung zum König von Armenien. Nero betonte, daß dies ein Ausdruck seiner Macht sei, das Königtum zu geben – und zu nehmen. Im übrigen riß der ‘Gewinn’ Armeniens ein gewaltiges Loch in die Staatskasse: Der 9monatige Aufenthalt des Tiridates auf römischem Boden kostete pro Tag 800 000 Sesterzen, und die Geschenke, die Nero ihm machte, beliefen sich auf 200 Millionen Sesterzen (Cass. Dio 63, 2, 2 + 63, 6, 5).

Zwölf Jahre lang standen die Ereignisse in Armenien im Brennpunkt des römischen Interesses. Von den Feldzügen der Jahre 58, 62 und 63 waren nicht nur die Provinzen Syria, Galatia und Cappadocia betroffen, sondern auch Moesia und Pannonia. Moesia, seit 14 im Provinzstatus, mußte zwei Legionen, Pannonia eine Legion in den Osten schicken. Einen Widerhall fand die Heranziehung der mösischen Truppen für die Feldzüge gegen Armenien in der Grabinschrift des Ti. Plautius Silvanus, Statthalters in Mösien 60 – 67. Er rühmte sich darin, trotz des Abzugs eines großen Teils seines (3 Legionen-)Heeres mehr als 100 000 Menschen von jenseits der Donau (Transdanuviani) auf Provinzialboden angesiedelt zu haben (Corp. Inscr. Lat. XIV 3608). Die Aktion stand im Zusammenhang mit den durch die Sarmaten bewirkten Völkerverschiebungen an der unteren Donau. Die römische Präsenz war hier seit der Umwandlung des thrakischen Klientelkönigtums in die Provinz Thracia (46) gegeben. Denn der Uferdistrikt Thrakiens (ripa Thraciae) wurde der Provinz Moesia zugeschlagen, die sich dadurch bis an die Donau-Mündungen ausdehnte. Die Provinz Thracia erhielt einen Prokurator als Statthalter.

Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

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