Читать книгу Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian - Heinz Bellen - Страница 28
ОглавлениеClaudius zog aus seinen Erfahrungen mit der Getreidezufuhr den Schluß, daß Maßnahmen ergriffen werden müßten, die den Seetransport langfristig dem immensen Getreidebedarf der Stadt Rom anpaßten. Er bot deshalb allen, die neue Frachtschiffe bauen ließen und diese sechs Jahre lang für den Getreidetransport einsetzten, rechtliche Vorteile an, u.a. das römische Bürgerrecht für Personen latinischen Rechts (Suet. Claud. 18 – 19; Gai. inst. 1, 32 c). Nero führte diese Politik fort, indem er das aus Getreideschiffen bestehende Vermögen von Provinzialen für steuerfrei erklärte (Tac. ann. 13, 51, 2 zum Jahre 58). Er übernahm von Claudius auch das Projekt, das diesen während seiner ganzen Regierung beschäftigt hatte: Ostia. Ab 64 ließ Nero einen Sesterz mit der Rückseitenlegende PORTVS OSTIENSIS AUGVSTI prägen (Rom. Imp. Coin. I2 162, Nr. 178), der offenbar den Abschluß der Arbeiten an dem neuen Hafen Roms anzeigte. Claudius hatte nördlich der Tibermündung (beim Flughafen Fiumicino) mit großem Aufwand ein künstliches Hafenbecken geschaffen und durch Kanäle mit dem Tiber verbunden. Ein Leuchtturm wie der Pharus von Alexandria krönte die Einfahrt des Hafens (Suet. Claud. 20, 3; Corp. Inscr. Lat. XIV 85). Dieser, kurz Portus genannt, gab den Getreideschiffen aus Afrika größere Sicherheit für das Löschen ihrer Fracht, wenngleich Sturmfluten nach wie vor ihren Tribut forderten: Im Jahre 62 sanken 200 Schiffe im neuen Hafen (Tac. ann. 15, 18, 2)! Die Getreideflotte aus Ägypten lief weiter Puteoli an (Sen. ep. 77, 1). Als Zwischenstation auf der Strecke von hier nach Ostia ließ Nero den Hafen von Antium ausbauen. Die Stadt selbst, eine alte Kolonie, erhielt eine Veteranendeduktion (Suet. Nero 9).
Der Hafen von Ostia gehörte zu dem großen Bauprogramm, mit dem Claudius die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt belebte. Für zwei andere Objekte, den Bau der beiden Wasserleitungen Aqua Claudia/Anio Novus und die Ableitung des Fuciner Sees (lacus Fucinus) in den Liris, liegen Zahlen über die Höhe der Kosten bzw. die Masse der Beschäftigten vor. Demnach wendete Claudius für die beiden an der Porta Praenestina (Porta Maggiore) in die Stadt eintretenden Aquädukte 350 Millionen Sesterzen auf (Plin. nat. hist. 36, 122). Die Arbeiten waren von Caligula im Jahre 38 begonnen worden; Claudius vollendete sie im Jahre 52 (Corp. Inscr. Lat. VI 1256). Am Fuciner See im Gebiet der Marser arbeiteten elf Jahre lang (41 – 52) 30 000 Menschen (Suet. Claud. 20, 2). Für Rom selbst brachte der große Brand des Jahres 64 die Inangriffnahme eines Wiederaufbauprogramms umfassenden Charakters. Da zehn der vierzehn Regionen von der Feuersbrunst betroffen waren, konnte Nero die Stadt nach ‘modernen’ städtebaulichen Prinzipien wiedererstehen lassen, mit breiten Straßen, regelmäßig angeordneten Häuserblocks, bestimmten Abständen zwischen den Häusern und festgelegter Höhe. Um den Wiederaufbau zu beschleunigen, setzte der Kaiser Prämien für die Bauherren aus und übernahm selbst die Beseitigung des Schuttes. Auch die Kosten für die vor den Häuserreihen zu errichtenden Portiken sollten auf seine Rechnung gehen. Rom war damals eine riesige Baustelle – und erhielt urbanistisch ein neues Profil (Tac. ann. 15, 43).