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Der Senat beschloß Ende Dezember 19 außergewöhnliche Ehren für den toten Germanicus, die in aller Welt bekannt gemacht wurden; sie sind auf einer Bronzetafel aus dem spanischen Municipium Siarum bei Sevilla im Wortlaut erhalten (Tabula Siarensis im Archäologischen Museum von Sevilla). Unter diesen Ehren kommt der Inschrift, die für den im Circus Flaminius zu errichtenden Ehrenbogen festgelegt wurde, besondere Bedeutung zu, weil sie den res gestae des Germanicus in West und Ost ihre endgültige Formung gab. Für den Westen bestanden demnach seine Leistungen in der Ordnung und Sicherung Galliens, der Besiegung und Bestrafung der Germanen sowie der Rückgewinnung der Feldzeichen des Varus (Tab. Siar. frg. I 13 – 15, Zeitschr. f. Papyr. u. Epigr. 86, 1991, 52 – 53). Ehrenbögen für Germanicus wurden auch auf dem Amanusgebirge in Syrien und am Ufer des Rheines errichtet, der letztere bei dem tumulus, den das Heer für Drusus, den Vater des Germanicus, geweiht hatte (Eichelstein in Mainz).

Die Asche des Germanicus wurde im Mausoleum des Augustus beigesetzt. Agrippina (die Ältere), seine Gemahlin, hatte sie von Antiochia nach Rom gebracht – mit Gefühlen der Rache und der festen Absicht, ihren drei Söhnen die Nachfolge ihres Vaters in der Anwartschaft auf die Herrschaft zu sichern. Sie ging dabei zugrunde (29 verbannt, 33 gestorben), aber ihr jüngster Sohn, Caligula, erlangte tatsächlich den Prinzipat. Piso, der Widersacher des Germanicus, mußte sich in einem Senatsprozeß verantworten. Er beging vor dem Ende des Verfahrens Selbstmord. Das Senatusconsultum vom 10. 12. 20 über diesen spektakulären Prozeß wurde im ganzen Reich veröffentlicht. Eine Bronzetafel aus der Provinz Hispania Baetica (im Archäologischen Museum von Sevilla) hat den Text vollständig aufbewahrt (Eck/Caballos/Fernández, Vestigia 48, 1996).

Wie das Wirken des Germanicus am Rhein, so brachte das Kommando (imperium proconsulare), welches Drusus, der Sohn des Tiberius, von 17 bis 20 an der Donau (Illyricum = Pannonia/Dalmatia) ausübte, eine Klärung der römischen Einstellung zu den Germanen. Arminius hatte sich nach der Abberufung des Germanicus (17) gegen den Markomannenkönig Marbod gewandt und dessen Großreich im Südosten zum Zerfall gebracht. Marbod erbat römische Hilfe, erhielt sie aber nicht, so daß er sich genötigt sah, auf römisches Gebiet überzutreten. Tiberius rechnete dies seinem Sohn Drusus als Verdienst an und war überhaupt mit dessen Verhalten, die Zwietracht unter den Germanen zu schüren, sehr zufrieden. Im Falle des Arminius war dies nicht einmal nötig. Er wurde im Jahre 21 von Sippengenossen ermordet. Sein Tod bedeutete für die römische Germanenpolitik die endgültige Abkehr von dem Anspruch, das rechtsrheinische Gebiet bis zur Elbe wiedergewinnen zu wollen.

Den Erfolg in Illyrien feierte Drusus am 28. Mai 20 durch eine Ovatio (Fast. Ost., Inscr. It. XIII 1, S. 186 – 187). Diese Ehre wiederum führte ihn zur tribunicia potestas im Jahre 22. Aber ein Jahr darauf brachte ihm, wie oben S. 31f. bereits erwähnt, die Rivalität mit dem Prätorianerpräfekten Seian den Tod – durch Gift, wie sich später herausstellte. Der Senat beschloß für Drusus die gleichen Ehren wie vier Jahre zuvor für Germanicus, ging aber in Einzelheiten noch darüber hinaus. So begleiteten die Ahnenbilder der Julier und Claudier den Trauerzug, und Tiberius hielt seinem Sohn die laudatio funebris (Tac. ann. 4, 9, 2). Den Ruhm des Drusus verkündeten vor allem die Ehrenbögen, die ihm in Rom und in seinem Wirkungsbereich an der Donau errichtet wurden. Der in Rom wurde im Jahr 30 eingeweiht (Fast. Ost., Inscr. It. XIII 1, S. 187), von dem in Illyricum wissen wir durch das Bruchstück des Senatsbeschlusses für Drusus aus dem Jahre 23 (Corp. Inscr. Lat. VI 31200b col. I 1 – 4 = Zeitschr. f. Papyr. u. Epigr. 78, 1989, 87). Schon 19 war für ihn – wie für Germanicus – ein Bogen am Mars-Ultor-Tempel auf dem Forum Augustum beschlossen worden.

Mit dem Hinscheiden der beiden Repräsentanten der römischen Germanenpolitik an Rhein und Donau (19 bzw. 23) trat diese in eine Phase der Grenzsicherung, vor allem am Rhein. Zwar erweckte Caligula mit seiner expeditio Germanica (39) den Anschein, als ob er größere Eroberungen vorhabe, doch ging es ihm in der Hauptsache um die Ausschaltung des römischen Befehlshabers am Oberrhein, Cn. Cornelius Lentulus Gaetulicus, der einen Aufstand plante. Die militärischen Operationen Caligulas rechts des Rheins (im Chattengebiet gegenüber Mogontiacum/Mainz) kamen über großangelegte Manöver nicht hinaus. Unter Claudius gab es vereinzelte Vorstöße nach Germanien, aber nur, wenn die Grenze gefährdet war. Immerhin wurde bei einem solchen (41) der noch fehlende varianische Adler erbeutet (Cass. Dio 60, 8, 7). Als 47 Cn. Domitius Corbulo, der Konsularlegat des niedergermanischen Heeres, einen regelrechten Feldzug gegen die Chauken unternahm, veranlaßte Claudius ihn zum Rückzug und zur Auflösung der rechts des Niederrheins errichteten Truppenlager (Tac. ann. 11, 19, 3). Die Germanenkriege großen Stils galten als beendet! In dieser Situation faßte Plinius (der Ältere), als seine militia equestris ihn ca. 50 an den Rhein führte, den Plan, die ›Bella Germaniae‹ der Nachwelt zu überliefern. Er berief sich dafür auf einen Traum, in dem Drusus, der im Jahre 12 v. Chr. die Kriege gegen die Germanen eröffnet hatte, ihm die Weisung erteilte, er möge ihn vor dem Vergessen bewahren (Plin. min. ep. 3, 5, 4).

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