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Vom fliegenden Gleichnis

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Wolfram eröffnet sein Epos mit einer Herausforderung an unsere Verständnisfähigkeit. Was gemeinhin von einem Prolog erwartet wird, etwa Angaben über den Verfasser, dessen Auftraggeber und Quellen, suchen wir hier vergebens. Chrétien de Troyes beispielsweise führt seine Erzählung mit einer Lobesrede und Danksagung an seinen fürstlichen Gönner ein und geleitet Leser oder Zuhörer freundlich und sanft zum Anfang der Geschichte hin. Anders Wolfram von Eschenbach: Der Prolog gehört sicherlich zu den schwierigsten Textpartien seines Werkes, als habe der Dichter gleich zu Anfang ein Hindernis aufbauen wollen, an dem sich die Geister scheiden. Wissenschaftlich ist jede Einzelheit endlos diskutiert worden, was in der Forschung auch zu einer kritischen Besinnung geführt hat. «Vieles von der vermeintlichen Dunkelheit geht auf das Konto der Forschung», meint Bernd Schirok, «die – um Aufklärung bemüht – manches verunklärt hat. Gerade beim Prolog ist es deshalb unerlässlich, seine Überschichtung durch die Sekundärliteratur entschieden beiseite zu räumen, ihn gewissermaßen zu ‹exhumieren›.»1

Betrachten wir nun den Text des Prologs mit unbefangenem Blick, dann kann uns zunächst auffallen, dass er durchgängig, bis in die sprachliche Form hinein, in Polaritäten aufgebaut ist. Das zweite Wort schon drückt jene Zweiheit aus, die – gewissermaßen als Urteilung – den Keimpunkt der dramatischen Entwicklung darstellt, den Zweifel (zwîvel). Der aus dem Zweifel hervorgehende Konflikt entfaltet sich zu einem zweiteiligen Bild, der Nachbarschaft von Zweifel und Herz («ist zwîvel herzen nâchgebûr»), und schließlich stehen sich erster und zweiter Vers als Bedingung und Folge gegenüber: «Ist Zweifel dem Herzen benachbart, das muss der Seele sauer werden (daz muoz der sêle werden sûr).» Denn sie droht dadurch, so können wir das Bild ergänzen, ihre individuelle – das heißt unteilbare – Wesenseinheit zu verlieren, deren Zentrum das Herz ist.

Im nun folgenden Elster-Gleichnis wird die Urpolarität von Hell und Dunkel, Licht und Finsternis ins Bild gesetzt. Damit klingt schon gleich zu Anfang jenes Grundmotiv an, das sich durch das gesamte Werk hindurchzieht und in entscheidenden Momenten in Parzivals Entwicklung in den Vordergrund tritt. So ist es das Bild von Licht und Finsternis, mit dem die Mutter dem Knaben das Wesen des Göttlichen nahebringen will und ihn so – unbeabsichtigt – an den Ausgangspunkt seines Schicksalsweges führt. Und es ist eine schwarzweiß gefleckte Gestalt, die ihm am Ende seiner Gralssuche entgegentritt und ihm das letzte Tor zum Gral erschließt.

Während die Mutter dem Knaben allerdings rät, er solle die «dunklen Furten meiden», betont der Prolog den dynamischen Aspekt, der sich daraus ergibt, dass der Mensch in die Polarität von Licht und Finsternis hineingestellt ist und sich in dieser Auseinandersetzung entwickelt. Das Licht ist ihm dabei nicht Refugium, sondern Orientierung auf dem Weg. Deshalb ist der zwîvel auch nicht etwas, das unterdrückt oder gemieden werden könnte, sondern der Schicksalsfaden führt «mitten hindurch». Wenn der Mensch handelt, hat stets beides daran teil, «Himmel» und «Hölle». Wollte er das Böse fliehen, würde er sich der Wirklichkeit entfremden. «Schmach und Schmuck» zugleich erlebt deshalb der Mensch, der mit unverzagter Seelenkraft diesen Widerspruch trägt – wie die Elster ihre Farben. Das ist ganz modern und gar nicht mittelalterlich gedacht. Die innere Dynamik des Werkes wird so im Prolog urbildlich vorweggenommen.

Wie der Zweifel aus dem Gedanken kommt, der dem Menschen die Herzenssicherheit raubt und ihn in die innere Entzweiung stürzt, so setzt auch die Kraft, die ihm die Orientierung und innere Sicherheit verleiht, am Denken an: die «stæte». Sie ist jene Beständigkeit und Dauerhaftigkeit im Wechsel der Erscheinungen, die wir benötigen, wenn wir uns um Erkenntnis bemühen, wenn wir etwas suchen, einem Gedankenfaden oder einer Spur folgen. Wenn wir eine Frage offenhalten, wenn wir vor einem Rätsel nicht verzagen. Nur der «unstæte geselle» gerät gänzlich in die Finsternis («wirt och nâch der vinster var»).

Die stæte ist dieselbe Kraft, die Wolfram mit seinem «fliegenden Gleichnis» und seinem «hakenschlagenden» Erzählen vom Hörer und Leser fordert. Dem äußeren Anschein nach ähneln seine Bilder und Gleichnisse trügerischen Spiegelungen oder «des blinden troum», sind flüchtige und wirklichkeitsfremde Schimären. Für solche Menschen, denen die stæte mangelt, geben sie nur die Oberfläche der Erscheinungen wieder («gebent antlützes roum», roum = Rahm, Schimmer). Diese «dummen (tumben) Leute» kommen deshalb auch über die Widersprüche und Sprünge – in dem Prolog – nicht hinweg, und auf deren Kritik einzugehen wäre müßig: So jemand «rupft mich da, wo mir kein Haar gewachsen ist (roufet mich dâ nie kein hâr gewuohs)».

Diesen «tumben» Menschen stellt Wolfram die «wîsen» gegenüber, die wirklich erfahren wollen, welche «gute Lehre» diese Geschichte enthält. Mithalten mit dem wechselvollen Hin und Her der Geschichte kann nur, wer sich «nicht verhockt und nicht verläuft, sondern wer sich recht versteht (der sich niht versitzet noch vergêt und sich anders wol verstêt)». Das ist keine bloße Wortspielerei. Es bedarf eben einer bewussten Seelenkraft, die bewahrt, ohne zu erstarren, und die suchend vordringt, ohne sich zu verlieren. Man kann darin die Gebärde lebendiger Entwicklung schlechthin erkennen. Um sich dies klar zu machen, versuche man einmal, die Entwicklung einer Pflanze in der inneren Anschauung zu vollziehen. Man wird bald bemerken, mit welcher Anstrengung das verbunden ist und mit welchen Kräften man es dabei zu tun hat: Gestaltwandel in Entwicklungsprozessen mitzuvollziehen verlangt eben stæte. –

Eine weitere Tugend, die Wolfram vom Leser fordert, ist Treue. Im Unterschied zur stæte enthält die «triuwe» oder «triwe» auch das Element der inneren Bindung an jemanden oder etwas. Suche ich nach dem Wesentlichen – im Leben wie im Denken –, muss ich Widersprüche aushalten. Wie will ich da Treue finden, wo im ständigen Hin und Her die Naturkräfte einander auslöschen, so wie Feuer und Wasser? «Will ich triwe vinden aldâ si kann verswinden, als viur in dem brunnen unt daz tou von der sunnen?» Das Feuer erlischt im Brunnen, und der Tau verdunstet in der Sonne – das Menschenleben jedoch unterwirft sich nicht dem Wechsel der Erscheinungen, sondern strebt danach, die Gegensätze in Einklang zu bringen. Der Kluge weiß das, er wird, um den tieferen Sinn zu ergründen, sich darauf einlassen, was diese Geschichte erfordert und wohin sie steuert («welher stiure disiu mære gernt»). Er wird der mære treu bleiben, wie einem beseelten Wesen, das «mal flieht und mal jagt, das mal entweicht und wieder umkehrt, das mal erniedrigt und mal erhebt». Wer aber die nötige Geduld und Beständigkeit nicht aufbringt, auf dessen Seele ist kein Verlass, seine Gesellschaft hat keine wahre Verbindlichkeit, sie ist falsch und «taugt nur fürs Höllenfeuer, ein Hagelschlag auf alle hohen Werte» («valsch geselleclîcher muot ist zem hellefiure guot, und ist hôher werdekeit ein hagel»). Seine Treue gleicht dem viel zu kurzen Schwanz jener Kuh – Wolfram spielt hier auf eine damals bekannte Fabel an, ohne sie ganz auszuführen –, die sich im Sommer der Bremsenstiche nicht mehr zu erwehren wusste – weil sie im Winter unfähig war, das Schmelzen des Eises abzuwarten, und sich daher den eingefrorenen Schwanz abriss.

Der Prolog möchte also die Kräfte im Hörer und Leser aufwecken, die von dem Helden der Erzählung gefordert werden. Der tieferen Wirklichkeit des menschlichen Lebens gegenüber versagen die statischen Begriffe und Vorstellungen, die wir gewohnheitsmäßig an das Geschehen herantragen. Stæte und triuwe sind es, die uns die offenkundigen Widersprüche und Ungereimtheiten zunächst ertragen lassen und unsere Fragen, unsere Suche nach dem Sinn im Wechsel der Erscheinungen wachhalten. Wolfram erwartet, dass ein wahrer Sucher sei, wer sich auf seine Geschichte einlässt. So führt er ihn durch ein Geflecht von Widersprüchen und Gegensätzen – wer darin hängen bleibt, dem mangelt es auch an Verständnisfähigkeit (witze) für das Folgende. Vom zwîvel ausgehend führt er uns durch Hell und Dunkel, stæte und unstæte, Weisheit und Tumbheit, Himmel und Hölle … Im Hintergrund zeigt sich, allem übergeordnet, die Urpolarität allen Fragens und Erkennens: Wesen und Erscheinung.

Diese bildet aber zugleich auch die geistige Brücke zu einem weiteren Abschnitt, einer anderen Perspektive, die der bisherigen Betrachtung polar gegenübersteht. Bislang hatten wir es nämlich mit dem Erkenntnisstreben des Menschen zu tun, seiner Suche nach der wahren Wirklichkeit, nach dem Wesen hinter den Erscheinungen. Der Erscheinung selbst wurde die Wirklichkeit abgesprochen, sie war «nur Schein» und diente als Ansatzpunkt für die Suchbewegung im Streben nach Wahrheit. Anders stellt sich uns die Polarität von Wesen und Erscheinung jedoch dar, wo Letztere selbst zur Geltung kommt, wo uns die Erscheinung selbst genügt. Wir bewegen uns dann auf dem Feld des Schönen, in dem das Wesen der Dinge erscheint, oder, um mit Goethe zu sprechen, wo sich uns die «geheimen Naturgesetze» als Erscheinung vor die Sinne stellen. Hier müssen wir anders fragen: Entspricht die äußere Gestalt der inneren, ist sie ein wahrhaftiger Ausdruck? Ist der schöne Schein nur Oberfläche, oder offenbart er innere Wahrheit?

Bisher wurde der Blick des Lesers und Gralssuchers – der ist letztlich hier angesprochen – auf einen Aspekt der menschlichen Wesenheit gelenkt, dem Wolfram «männliche» Qualitäten zuspricht: «unverzaget mannesmuot» und «stæte Gedanken» haben das Feld beherrscht. Es ist ihm aber wichtig zu betonen, dass seine Ausführungen nicht nur für den Mann bestimmt sind («niht gar von manne sint»). Wenn er nun dazu übergeht, auch der Frau ein Ziel zu setzen («für diu wîp stôze ich disiu zil»), dann können wir ergänzen: Auch diese Ausführungen sind nicht nur für die Frau bestimmt. Während es bisher darum ging, die Wahrheit zu «erjagen», geht es jetzt darum, sie zu verkörpern. Der Mensch, der Wahrheit sucht, muss sich ihr anverwandeln, muss zur «schönen Seele» werden, in der sich das Wesen der Dinge ausspricht. Es geht Wolfram nicht darum, den Geschlechtern ihre Rollen zuzuweisen, sondern deutlich zu machen, dass das Wesen des Menschen eine «männliche» und eine «weibliche» Seite hat. Es wird sich später noch zeigen, dass er die Polarität von männlich und weiblich in einem viel umfassenderen Sinne versteht, als wir es im Alltag, mit dem äußeren Blick auf die beiden Geschlechter, gewohnt sind. Ist doch die Zugehörigkeit des Menschen zum Weiblichen oder Männlichen die Urteilung, die grundlegendste Zweiteilung des eigentlich Unteilbaren, Individuellen, der «zwîvel» schlechthin. Dem folgt deshalb der Aufbau des Prologs.

Dass der «den Frauen gewidmete» Teil des Prologs universalen Charakter hat, geht schon aus dem Tugendkatalog hervor. «Triuwe» und «mâze» sind gleichermaßen «männliche» Tugenden, und die «scham» spielt auch in der Ritterlehre des Gurnemanz eine zentrale Rolle. Ebenso verhält es sich mit der «kiusche», der seelischen Reinheit, auch wenn sie gewöhnlich mehr dem Weiblichen vorbehalten zu sein scheint. Tatsächlich ist sie der charakteristische Wesenszug der Gralsträgerin Repanse de Schoye, aber auch Parzivals. Der aufmerksame Leser wird sicher bemerken, dass Wolfram nicht nur «die Frau» als das weibliche Geschlecht anspricht, sondern die Seele des Hörers und Lesers, wenn er «sie» dazu auffordert, auf seinen Rat zu achten, damit sie «wisse, wohin sie sich wende mit Lob und Ehre (sol wizzen war si kêre ir prîs und ir êre)» und «für wen sie dann ihre Liebe und ihre Würde bereithält (wem si dâ nâch sî bereit minne und ir werdekeit)». Im folgenden Bild, mit dem Wolfram die «Seelenkraft der rechten Frau» vergleicht («dem glîche ich rehten wîbes muot»), werden wir dann unüberhörbar auf den Gral und seine Trägerin gewiesen: «Ich halte das nicht für eine unbedeutende Sache, wenn man in schwaches Messing einen edlen Rubin mit all seinen geheimen Wundern fasst (ich enhân daz niht für lîhtiu dinc, swer in den kranken messinc verwurket edeln rubîn und al die âventiure sîn).» Den Gral kann nur eine Seele tragen, die den «kiusche sîn bewart»2. Wir werden später auf dieses Bild und diese Tugend noch ausführlich zu sprechen kommen.

Geht man davon aus, dass der Prolog-Sprecher den Hörer und Leser «zum Mitspieler machen» will, der seine Aufmerksamkeit und Fähigkeit dazu einbringt, «das Hin und Her der Erzählung mitzumachen oder sich darauf einzulassen»3, dann sollte man auch so konsequent sein und solche Lesart durchhalten: dass der Leser sich in eine seelisch «kiusche» Verfassung bringen soll, in der er die höheren Wahrheiten aufnehmen kann, die ihm im Folgenden angetragen werden. Nur diese Lesart erlaubt dann auch ohne Bruch den Übergang zum nächsten, dritten Teil, zum Schlussteil des Prologs.

Mit einem rätselhaften Vergleich leitet Wolfram zur Erzählung selbst über: «Nun lasst mein eines Wesen drei sein, und jeder der drei möge so viel Kunstfertigkeit aufbringen, dass sie meine aufwiegt: dazu bedürfte es wilder Erfindungen, wollten sie euch kundtun, was ich allein euch künden will. Sie hätten große Mühe. (nu lât mîn eines wesen drî, der ieslîcher sunder phlege daz mîner künste widerwege: dar zuo gehôrte wilder funt, op si iu gerne tæten kunt daz ich iu eine künden will. si heten arbeite vil.)» Diese Erzählung ist nicht nur ein Stück Literatur, so will Wolfram uns verdeutlichen, bloße Kunstfertigkeit und Phantasie brächten sie niemals zustande. Die Geschichte (mære), die ich euch erzähle, ist in einem viel tieferen Sinne wahr als herkömmliche Literatur. Damit schließt Wolfram an den Anfang an: Der Zweifel an der Wirklichkeit des Grals kann überwunden werden, wenn man sich auf die Geschichte ganz einlässt und die Voraussetzungen erfüllt, die in beiden Teilen des Prologs dargelegt werden. Ähnlich wie er später die Echtheit des Mittelsmannes «Meister Kyot» betont, so beteuert er schon im Prolog die Wahrhaftigkeit seiner Darstellung.

Bedenkt man zudem, wie gezielt und bewusst Wolfram mit Zahlengrößen umgeht, so darf man auch hier vermuten, dass er nicht zufällig von einer Dreiheit neben der Einheit spricht. Und zwar nicht nur im Sinne einer vagen Anspielung auf die Trinität, sondern konkret bezogen auf das gesamte Werk selbst, in dem drei «Aventüren» zu einem höheren Ganzen verbunden, in einem Wesen vereint sind. Der Prolog leitet das Epos nicht nur ein, er enthält auch dessen Aufbau schon im Keim. In dem Teil des Prologs, wo es um das hakenschlagende Erzählen geht, wo es um das «Verfolgen» der Geschichte, das Ringen um Erkenntnis und die Suche nach dem Sinn geht, herrscht ein dynamisch-kämpferischer Ton, vorwärtsstrebend und drängend. Dem entspricht die Stimmung der Parzival-Aventüren. Was in dem «weiblichen» Teil des Prologs anklingt, das Wesen der Schönheit und die Frage nach der inneren Wahrhaftigkeit des schönen Scheins, entfaltet sich später in der Welt der Gawan-Aventüren. Am Anfang und Ende aber, und das ist ein drittes Element, steht das Elster-Gleichnis als Bild für das Hell-Dunkel der menschlichen Existenz: für das Ertragen des Zweifels, für das Hineingestelltsein in die Polarität von Licht und Finsternis, Gut und Böse, für das Aufgerufensein des menschlichen Willens zur richtigen Entscheidung. Es wurde schon angesprochen, dass dieses Motiv eine zentrale Rolle in der Entwicklung Parzivals spielt. Repräsentiert wird dieser Aspekt der menschlichen Wesenheit durch eine dritte Figur neben Parzival und Gawan, deren Bedeutung leicht übersehen wird, weil sie nur einen verhältnismäßig geringen Zeitraum der Erzählung beansprucht: Parzivals Halbbruder Feirefiz. Er ist der Ältere. Er wird eine geraume Zeit vor Parzival geboren, schwarzweiß von Gestalt, und ohne dass wir mehr von ihm erfahren, tragen wir ihn während der ganzen Erzählung, gerade wegen dieser elsterähnlichen Absonderlichkeit, im Bewusstsein. Erst gegen Ende wird er erscheinen, als Dritter im Bunde, und es wird sich zeigen, dass er in einer einzigartigen existenziellen Entscheidungssituation für Parzival das Tor zur Wirklichkeit des Grals öffnet.

Wer das gesamte Werk überblickt, kann nicht umhin, über das Meisterwerk dieses Prologs zu staunen. Bei aller «hakenschlagenden» Sprunghaftigkeit offenbart er eine innere Geschlossenheit, die uns tatsächlich den Eindruck vermitteln kann, dass wir es nicht nur mit Literatur zu tun haben. Wolfram ruft Hörer und Leser dazu auf, sich als ganzen Menschen zu erfassen, als Drei in Eins, und sich als solcher mit allen seinen Wesensteilen in das Geschehen hineinzubegeben: sich als Erkenntnissuchender in stæte und triuwe an der Wahrheit zu orientieren, sich seelisch zu öffnen und in «kiuscher» Hingabe die Wirklichkeit des Grals in sich lebendig werden zu lassen – am Anfang aber steht der entschlossene Willensimpuls, sich auf den rechten Weg zu machen.

Der Parzival Wolframs von Eschenbach

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