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Ein Dorf im Schatten des Klosters? Einsiedler Wirtschaft (1750–1900)

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Die Wirtschaftsgeschichte der Region Einsiedeln im 18. und 19. Jahrhundert ist bisher wenig untersucht. Zwar gibt es einige – häufig ältere – Arbeiten zu einzelnen Wirtschaftszweigen, vor allem zu jenen, die für das Kloster wichtig waren; umfassende Arbeiten aber fehlen. Zu anderen Regionen der Zentralschweiz sowie zur Innerschweiz und zum Kanton Schwyz als Ganzes hingegen sind in jüngerer Vergangenheit einige gehaltvolle Studien erschienen.47 Diese Arbeiten betonen, wie wenig sich die Innerschweiz im 18. und vor allem im 19. Jahrhundert industriell entwickelte. Einen Hauptgrund für die insgesamt sehr schleppende Industrialisierung in der Innerschweiz sehen die Autoren nicht in einer allgemeinen Mentalität katholischen Müssiggangs, wie ältere Publikationen oft nahelegten, sondern in der ausbleibenden Initiative potenzieller privater Unternehmer, denen das Kapital oder die Risikobereitschaft für Investitionen fehlten. Gerade in jenen Orten, in denen eine starke, alteingesessene Führungsschicht bestand, blieben unternehmerische Investitionen häufig aus, weil die Elite kein Interesse an risikoreichen Geschäften hatte oder weil sie ihr Vermögen in Liegenschaften investiert hatte, aus denen sie es nicht ohne grössere Verluste herauslösen konnte.48 Im Kanton Schwyz mag auch der lukrative Export von Milchkühen nach Norditalien, der bis Ende des 19. Jahrhunderts konkurrenzlos blieb, eine Rolle gespielt haben. So gab es wenige Anreize für unternehmerische Investitionen.49

Zu Recht wiesen verschiedene Historiker in der Vergangenheit auch auf die grosse Heterogenität der Innerschweizer Kantone hin, die sich in einer regional sehr unterschiedlichen wirtschaftlichen Entwicklung spiegelte.50 Das Beispiel des Kantons Schwyz zeigt, dass selbst innerhalb eines einzelnen Kantons beträchtliche Unterschiede bestehen konnten. Zwischen dem Hauptort Schwyz im Talkessel, Gersau und Küssnacht am Vierwaldstättersee, den Ausserschwyzer Bezirken am Zürichsee und Einsiedeln im Hochtal bestanden seit jeher nicht nur geografische, sondern auch politische und kulturelle Unterschiede. Es erstaunt deshalb wenig, dass sich die verschiedenen Regionen innerhalb des Kantons auch wirtschaftlich selektiv entwickelten. Das politische Zentrum im Schwyzer Talkessel blieb im Übergang vom 18. ins 19. Jahrhundert tendenziell ländlichen und traditionellen Wirtschaftsformen verhaftet. Demgegenüber entwickelten sich im alten Gewerbezentrum Einsiedeln, in näher an den Kantonsgrenzen liegenden Orten wie Gersau, Küssnacht und in den Bezirken Höfe und March am Zürichsee lokal begrenzte industrialisierte Inseln. Die geografische Nähe zu den früh industrialisierten Regionen Zürich und Glarus gilt als Hauptgrund dafür, dass an diesen Orten im 19. Jahrhundert unternehmerischer gedacht und gehandelt wurde als an anderen.51

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