Читать книгу Theodora - Die Hure des Herzogs | Erotischer Roman - Helen Carter - Страница 13

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Kapitel 11

Die Nacht verbrachte ich angezogen am Dachfenster sitzend. Ich sah den Himmel und ein paar Dächer. Die Straße konnte ich nicht sehen, selbst wenn ich mich auf einen Hocker stellte. Von Ferne hörte ich die Kirchturmglocken und bellende Hunde. Es waren nicht mehr so viele wie vor dem »Großen Brand«, aber noch ausreichend, um mir ins Gedächtnis zu rufen, wie langsam die Zeit verstrich, wenn man innerlich bebte.

Er ist hässlich, sagte ich mir. Ich hatte gehört, wie Leute ihn hinter seinem Rücken Janus nannten. Was es bedeutete, wusste ich nicht, aber ich wusste, dass es kein Lob war. Ich wusste nichts von ihm. Nicht, was er dachte, welche Pläne oder Ziele er im Leben hatte. Absolut nichts. Es gab zwei Nächte, die mich mit ihm verbanden und die Tatsache, dass er mich als Bezahlung von meinem früheren Herrn erhalten hatte. Die Toten in der Kaschemme ignorierte ich geflissentlich. Ich glaubte ja noch nicht mal die Geschichte mit dem Handelsschiff. Ein Handelsschiff, das bis unter die Segel mit Kanonen bestückt ist? Dieser Captain war ein Freibeuter! So viel verstand ich von der Welt. Freibeuter sind nicht besser als Piraten, so hatte man es mir im »Zerbrochenen Krug« gesagt. Man hängte sie nur später. Daraus zog ich die Lehre, dass man bei den Piraten zuerst abkassieren musste. Man wusste nie, ob sie lange genug lebten, um die Zeche zu zahlen.

Ein Pirat allerdings konnte er nicht sein. Das stand fest. Kein Piratenschiff lag einfach so an der Themse vor Anker und kein Pirat wohnte in solch einem eleganten Haus.

So verbrachte ich die Stunden bis zum ersten Hahnenschrei damit, Antworten zu suchen, zu denen ich kaum wagte, die Fragen zu stellen.

Endlich konnte ich aufatmen, denn ich hörte Thomas im Zimmer des Captains rumoren. Eine schwere Kiste wurde zur Treppe gezogen. Ich eilte zu ihm und half dabei, sie die Stufen hinunter zu befördern.

»Und wie willst du die zum Schiff bringen? Soll ich dir nicht beim Tragen helfen?«

Der wuchtige Afrikaner richtete sich auf und grinste mich breit an. »Schon mal was von einem Pferdefuhrwerk gehört? Natürlich trage ich die Kiste nicht zum Hafen.«

»Thomas …«, ich rang noch um Atem, denn wir hatten die schwere Kiste auf den Karren befördert. »… ich würde mich doch so gern von ihm verabschieden. Er muss mich auch gar nicht sehen. Ich verstecke mich irgendwo.«

Für einen wunderbaren Moment schien er nachzudenken, vielleicht sogar mit seinen Prinzipien zu ringen. Aber dann schüttelte er entschlossen den Kopf. »Nein. Tut mir leid. Der Herr hat es so befohlen und ich widersetze mich ihm nicht. Auch wenn ich es nicht richtig finde. Er hat seine Gründe.«

Noch gab ich nicht auf. »Thomas, du weißt, dass ich ihn vielleicht nie mehr wiedersehe. Du hast doch ein fühlendes Herz …«

Er stieg auf den Bock und nahm die Zügel in die Hand. »Nein. Ich setze mich nicht über den Willen meines Herrn hinweg.« Damit ließ er die Lederriemen auf den Rücken des Grauen schnellen und fuhr davon.

Egal, was Thomas auch dachte, was der Captain auch tat, ich würde ihn sehen! Also legte ich mein grobgestricktes Tuch um, zog es fest um meine Schultern, schloss das Haus ab und folgte dem Fuhrwerk in sicherem Abstand bis zum Hafen.

Als Versteck wählte ich ein Lagerhaus, hinter dessen Firmenschild ich mich verbarg. Nah genug, um die Landungsbrücke sehen zu können, und weit genug entfernt, dass dies keinem auffiel.

Da stand der Karren. Zwei finster dreinblickende Seeleute luden die Seekiste ab. Sie schien kaum mehr zu wiegen, als eine papierne Schachtel, zumindest für die beiden Kerle. Sie nickten Thomas zu und trugen ihre Last den Steg hinauf.

Es war ein sonniger Spätsommertag und der Hafen wimmelte nur so von Menschen aus aller Herren Länder. Doch dafür interessierte ich mich nicht. Reiter kamen an mir vorbei und Kutschen. Mietdroschken und Eselskarren. Und dann kam eine schwarze Kutsche, die nur wenige Schritte von der »Vindicta« entfernt anhielt. Ein Ruck ging durch das schwarze Gefährt, dessen Schlag von einem livrierten Kutscher geöffnet wurde.

Mein Herz machte einen Sprung, als ich den Captain erkannte, der vor der Stufe stehen blieb und seine Hand ins Innere der Kutsche streckte. Er war also nicht allein gekommen …

Plötzlich tauchte ein strahlend weißer Arm auf, entblößt fast bis zum Ellenbogen. Ich hörte beinahe das Klingen der goldenen Armreife, die die Frau trug.

Der Captain sagte etwas, trat dann noch einmal auf die unterste Trittstufe, beugte sich in die Kutsche und – es konnte keinen Irrtum geben – küsste die Frau leidenschaftlich.

Ich aber presste meine Stirn gegen den hölzernen Rahmen des Firmenschildes und verfluchte mich selbst für meine absurde Idee, seinem Willen zuwider zu handeln. Durch meine Sturheit hatte ich mir selbst meinen Seelenfrieden geraubt. Jetzt würde ich bis zu seiner Rückkehr darüber nachsinnen, wer diese Frau war, die ihn begleiten durfte und der sein letzter Kuss galt.

Sieh es ein, sagte ich mir. Du hast keinerlei Bedeutung für ihn. Er hätte vorletzte Nacht nicht mal mit dir geschlafen, wenn du dich ihm nicht so aufgedrängt hättest.

Der Captain trat wieder auf die Straße, wobei sich die weiße Frauenhand am Aufschlag seines Ärmels festhielt, ihn offensichtlich genauso wenig gehen lassen wollte, wie ich. Mit einer geschmeidigen Geste griff er nach der Hand, drehte sie um und hauchte einen Kuss auf den Handteller.

Ein heftiges Würgen stieg in meiner Kehle auf.

Er machte eine galante Verbeugung, wobei er mit seinem Hut in der Hand einen gekonnten Bogen beschrieb, dann straffte mein Herr sich, lächelte in das Wageninnere und begab sich zum Schiff.

Als sich die Kutsche in Bewegung gesetzt hatte, war auch er verschwunden. Ich stand allein hinter dem Firmenschild und starrte zur »Vindicta« hin. Seeleute eilten hin und her und es war sinnlos, stehen zu bleiben, um ihn noch einmal zu sehen. Sollte er doch seine beiden Gesichter nehmen und über alle Ozeane verschwinden! Es gab so unendlich viele Männer …

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