Читать книгу Theodora - Die Hure des Herzogs | Erotischer Roman - Helen Carter - Страница 7

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Kapitel 5

»Wenn ich dich noch einmal hier erwische – das schwöre ich dir – werde ich dich prügeln, dass deine Wunden noch offen sind, wenn ich von der See zurückkehre!«

Er hielt meinen Arm so heftig gepackt, dass meine Finger steif und taub wurden, während seine Fingerkuppen sich durch mein Fleisch bis auf meine Knochen durchzubohren schienen.

Wir standen an Deck und er hatte mich auf meine Knie gedrückt, während seine Männer verstohlen aus den Augenwinkeln beobachteten, was er mit mir tat. Als hätte es nicht genügt, diese wilden Gesellen zu sehen, mit den vernarbten und verbrannten Körpern. Schädeln, auf denen das Haar in Büscheln wuchs, weil sie von Narben überzogen waren. Bläuliche Tätowierungen aus längst vergessenen Häfen, auf einer Haut, die nicht vergessen konnte.

Er war die Treppe emporgepoltert gekommen, nachdem man mich gemeldet hatte. Sein Gesicht rot vor Zorn, seine Stimme bebend. »Was in tausend Teufelsnamen tust du hier, Weib?«, schrie er mich an. »Wer hat sie auf das Schiff gelassen?« Er riss noch während er sprach einen Knüppel aus einer Halterung und reckte ihn drohend jedem entgegen.

»Niemand«, wimmerte ich.

Weiter kam ich nicht. Er stieß mich die Stufen zu seiner Kajüte hinunter, wo ich der Länge nach hinschlug. Der Captain aber kümmerte sich überhaupt nicht um mich und so musste ich mich allein aufrappeln und – den Schwindel bekämpfend – gegen die Wand lehnen. »Ich wollte Euch nur einen Brief bringen … Der Bote sagte, es sei dringend.«

Er entriss mir den zerdrückten Umschlag und öffnete ihn ohne Rücksicht auf das Siegel, das ich gerade noch rot schimmernd zur Erde fallen sah. Der Herr überflog die Zeilen und goss gleichzeitig Gin in ein auf dem Tisch stehendes Glas nach.

Aus dem Augenwinkel kontrollierend, hielt er mir das Glas hin. Es war wohl seine Art, sich zu entschuldigen.

Ich leerte das Glas. Auch wenn es meine Angst nicht bannte, so deckte es sie doch gnädig mit einem dichten Nebel zu.

»Komm nie mehr hierher! Hast du das verstanden, du dummes Ding? Höchstens in Begleitung von Thomas. Aber niemals allein!«

Als hätte das alles noch nicht genügt, packte er jetzt mein Kinn mit seinem stählernen Griff und seine Augen funkelten so dicht vor meinen, dass ich jeden Sprenkel in ihnen erkennen konnte.

»Diese Kerle da oben ficken eine Frau tot, ohne, dass sie auch nur mit der Wimper dabei zucken.«

Als hätte ich ihm das nicht auf Anhieb und ohne jeden Zweifel sofort geglaubt.

Abermals las er die Zeilen des Schreibens. Er schien die Tragweite ermessen zu wollen, doch schien es ihm nicht wirklich zu gelingen. Wenigstens hatte er mich wieder losgelassen.

Ohne zu fragen, schenkte ich nach.

»Lass mir auch noch was in der Flasche«, knurrte er.

»Ihr stecht bald wieder in See, ja?«, fragte ich vorsichtig, denn es verunsicherte mich, wenn er so gar nichts weiter sagte.

Mit zusammengepressten Lippen nickte er. Dann nahm er mir das Glas ab, zuckte ungeduldig damit in meine Richtung und leerte es, nachdem ich es aufgefüllt hatte. Es scherte ihn offensichtlich nicht, dass ich zuvor daraus getrunken hatte.

»Was Wichtiges in dem Brief, Sir?«

Er las ihn wohl schon zum vierten Mal, ohne, dass sich ihm der Inhalt zu erschließen schien. Oder wartete er, dass dieser sich einfach änderte? Dass er etwas fand, woran er erkannte, dass er etwas falsch verstanden hatte?

Plötzlich stopfte er den eben noch so wichtigen Brief nachlässig in seinen Ärmelaufschlag.

»Ich bringe dich nach Hause. Jetzt«, betonte er mit Blick auf das Glas, das ich gerade nochmals hatte füllen wollen.

Wir verließen das Schiff unter den düsteren Blicken der Mannschaft. Nein, ich hatte keinen Bedarf, meinen Heimweg allein anzutreten. Nicht, wenn solche Augenpaare mir folgten.

Gerade aber, da wir an einer üblen Spelunke vorüberkamen – wir waren noch nicht mal außer Sichtweite des Schiffes – da packte er meinen Ellenbogen und stieß mich überraschend halb in den Schankraum.

In düsteren Ecken bewegten sich Schatten, als wir hereingepoltert kamen. Gewiss, der »Zerbrochene Krug«, in dem ich gearbeitet hatte, war schon ein übler Ort gewesen, doch er war nichts gegen das hier! Selbst wenn sich hier keine Seele aufhalten mochte, hätte ich die Schenke nur mit einem blanken Messer in der Hand betreten.

Der Captain aber sah sich suchend um, und als er brüllte: »Wo bist du, verdammter Hundsfott?«, regten sich abermals ein paar dunkle Schatten in den Ecken.

»Halts Maul, wir wollen schlafen«, knurrte es aus einer der düsteren Ecken, woraufhin der Captain in den Schatten griff und ein Bündel herauszerrte. Das Bündel wedelte und trat, wodurch ein kaum erträglicher Gestank im Raum verteilt wurde.

Ich war Schlimmes gewöhnt, doch jetzt dachte ich, ich müsse mich jeden Moment übergeben.

»Wo ist Lynch?«, zischte der Captain.

Voller Entsetzen sah ich einen Dolch aufblitzen und hörte dann einen unterdrückten Schrei. Das Lumpenbündel sackte zu Boden.

»Wo ist Lynch, der verkommene Haufen Scheiße unter dem Stiefel eines ehrbaren Seemannes?«, brüllte der Captain jetzt.

»Ich bin hier«, ertönte es mit einem mächtigen Bass. Ein deckenhoher Kerl mit wildem schwarzem Bart, in den er silberne Perlen gefädelt trug, trat in den Schankraum.

»Hast du mir diesen Brief geschrieben?« Der Captain tippte gegen seinen Ärmelaufschlag.

»Aye«, erwiderte der Hüne, der sich Lynch nannte.

»Und wieso?«

»Weil sie hinter deinem Arsch her sind, Brüderchen der See.«

»Und woher willst du das wissen?«

Der gewaltige Kerl ließ sich auf eine Eckbank fallen, die unter ihm zu bersten drohte und wohl nur von Dreck und Schnaps zusammengehalten wurde. »Weil ich … ha ha ha … Das könnte dir so gefallen. Nee, nee, nee. Wenn ich mit dir plaudern soll, musst dir das was wert sein.« Seine schwarzen Augen durchmaßen die Schatten um uns herum. An mir blieben sie hängen. »Die Kleine da … Die würde ich als Bezahlung akzeptieren. Hast dich doch sicher an ihr sattgefickt, oder?«

Der Captain verlor kein Wort, was beinahe genauso verletzend war, wie wenn er zugestimmt hätte.

»Oder gehst du noch immer zur schönen Miss Ingram? Allerdings …« Er dehnte das Wort, als hinge es an einem Seil und werde auf See geschleppt. »… hört man in letzter Zeit auch immer öfter, dass du stramme Ärsche nicht verachtest …«

»Jeder andere hätte dich für diese Worte aufgeschlitzt, du verdammter Hurensohn!«

Die Stimme war eindeutig zu hoch für meinen Herrn. Grundgütiger! Das war ich, die das brüllte!

Sein Lachen toste, als wäre ich in die Mitte eines Orkans geraten. »Du lässt dich von einem Weib verteidigen? Jaaa …«, abermaliges Donnertosen, »… sooo ist’s recht. Kerlen den Schwanz reinschieben und die Weiber den Säbel schwingen lassen!« Lynch konnte gar nicht genug bekommen von seinen eigenen Scherzen.

Ich kochte vor Zorn und der Einzige, der vollkommen gefasst blieb, war mein Herr.

»Geh raus«, sagte er ruhig zu mir.

»Ich würde der Süßen hier das Maul mit meinem Schwanz stopfen, wenn du es nicht kannst!«, entbot sich der Koloss. »Du weißt aber schon, dass sie mit dir reingekommen ist?« Lynchs Stimme hatte einen neugierigen Tonfall angenommen. »Ich dachte nur … Vielleicht erkennst du sie nur, wenn ihr Arsch blank ist …« Wie donnerte sein Lachen durch den düsteren Raum.

Ich war gerade dabei, mich zu erheben und Luft zu holen für eine Fluchtirade, als der Captain meinen Arm packte und mich so brutal bremste. »Geh – jetzt – raus! Sofort. Ohne ein Wort.«

Ich raffte meine Röcke und bewegte mich langsam auf die Tür zu, die ich allerdings in der Dunkelheit nur erahnen konnte.

Nein, ich würde nicht hinausgehen. Dann wäre er ganz allein hier drinnen und ich kannte die Finten der Wirtshaus-Schläger. Plötzlich würden all seine Spießgesellen aus ihren stinkenden Ecken gekrochen kommen, um sich ihr Pfund Fleisch zu holen. Nie im Leben würde ich meinen Herrn hier allein lassen.

Mein Vorteil bestand darin, dass ich eine Frau war und diese Teufel nicht ahnten, dass ich zum Kampf bereit war. Also tat ich so, als ginge ich zur Tür, verbarg mich aber kurz davor hinter einem breiten, rußgeschwärzten Tragebalken. Nicht, ohne nach einem Schürhaken gegriffen zu haben, der beim offenen Kamin stand, in dem ein kleines Feuer blakte. Mit diesem Haken konnte ich so manchen Schädel spalten, wenn es darauf ankam. Ich atmete ruhig und lauschte. Das war im Zweifel überlebenswichtig, um zu hören, was sie sprachen und wie ihre Stimmen klangen. Mein Herz schlug um keinen deut schneller, als wenn ich zu Hause am Kamin gesessen hätte. Was mich etwas verunsicherte, war allerdings die Tatsache, dass ich sie nur murmeln hörte. Und dann plötzlich ein Ächzen. Ich spähte um den Balken herum und sah gerade noch, wie Lynch wegrutschte.

Der Captain beugte sich hinunter, wischte seinen Dolch an der Jacke des Mannes ab und erhob sich.

Es war mein Herz, das mich warnte, und so konnte ich gerade noch jenem Kerl eins überbraten, der sich nur einen Schritt von mir entfernt erhoben hatte, wohl entweder, um seinem Spießgesellen Lynch zur Hilfe zu eilen, oder um von dessen Leiche zu rauben, was sich erwischen ließ. Der Schürhaken traf zuerst auf einen harten Grund, sodass ich fürchtete, ich hätte daneben geschlagen. Doch dann wurde es weich und der Kerl sackte zu Boden.

Der Kopf des Captains ruckte hoch und er starrte mich für einen Augenaufschlag verblüfft an.

»Hinten raus«, rief er, packte meine Hand und zog mich mit sich. Den Schürhaken behielt ich sicherheitshalber, denn ich war mir nicht sicher, ob sie uns nicht verfolgen würden.

Sobald wir den Hinterhof verlassen und uns unter die Passanten gemischt hatten, gingen wir wieder langsamer. Wir durften auf keinen Fall auffallen. Ich betete, dass ich nicht allzu viel Blut abbekommen haben mochte.

Seine wachsamen Blicke entgingen mir nicht, während wir uns in Richtung seines Hauses bewegten. Wenn seine Adleraugen auch jede noch so winzige Bewegung wahrnahmen, so ließ seine ganze Haltung doch nicht für eine Sekunde darauf schließen, dass er fürchtete, verfolgt zu werden. Mein Herr schwieg, bis wir die Haustür hinter uns geschlossen hatten.

Thomas kam auf uns zu. »Herr …«, hob er an, doch er kam nicht dazu, auch nur ein Wort zu sagen, da traf ihn ein harter, krachender Schlag ins Gesicht.

»Wie kannst du sie laufen lassen? Wie?«, brüllte der Captain, noch donnernder, so schien es mir, als Lynch.

»Sie taucht plötzlich auf der ›Vindicta‹ auf mit einem gottverdammten Brief in der Hand. Auf der ›Vindicta‹!«

Thomas senkte den Kopf. Nicht nur, dass er den Schlag hatte hinnehmen müssen, er schien ihn auch für gerechtfertigt zu halten.

»Er kann doch nichts dafür«, versetzte ich in neu gewonnenem Selbstbewusstsein. »Er hat ja gar nicht mitbekommen, dass ich den Brief entgegengenommen habe und auch nicht, dass ich losgelaufen bin.«

»Dann müsste ich diesen Idioten eigentlich gleich noch einmal schlagen, denn er soll auf dich und das Haus aufpassen, wenn ich nicht da bin.« Er ging mit langen Schritten zur Treppe und nahm dort zwei Stufen mit einem Schritt. »Lass mir ein Bad ein«, brüllte er, ohne zu sagen, wer das tun sollte.

»Es tut mir leid«, sagte ich leise zu Thomas.

»Der Herr hat recht. Ich habe versagt. Ich kannte meine Aufgabe und ich habe …« Seinen Zorn mühsam unterdrückend, wandte er sich ab und ging davon.

Ich aber eilte die Treppe hinauf und in das Schlafzimmer des Herrn. Dort entfachte ich das Feuer im Kamin und stellte die Wanne auf.

Gemeinsam mit Thomas schleppte ich Eimer um Eimer hinauf, bis die Wanne zu einem Gutteil gefüllt war. Der Schweiß lief uns beiden über die Köpfe und den Rücken hinab.

»Ich bräuchte jetzt ein Bad«, murrte ich und Thomas stimmte mir zu.

Als der Captain das Schlafzimmer betrat, hatte ich mich wieder gefangen und auch mein Atem ging wieder ruhig. Das Schweigen zwischen uns nicht brechend, öffnete ich die Knöpfe seiner langen ärmellosen Weste und dann sein Hemd.

Er stand starr wie eine Wachspuppe.

»Du hast dem Kerl den Schädel eingeschlagen«, sagte er ruhig über meinen Scheitel hinweg, da ich leicht gebeugt vor ihm stand, um seine Hose zu öffnen.

»Das hier sollte eigentlich Thomas machen«, sagte ich. Zum einen, um das Thema zu wechseln, und zum andern, um zu verdeutlichen, dass ich Kinderstube hatte. Auch wenn ich von Zeit zu Zeit Männern den Schädel einschlug …

»Das heilt wieder«, fügte ich an, allerdings mit nicht ganz fester Stimme.

»Sicher. Wenn jemand seine Schädeldecke davon überzeugen kann, wieder zusammenzuwachsen …«, versetzte der Captain lakonisch.

»Zur Hölle mit ihm«, murmelte ich. Hatte er nicht Lynch den Garaus gemacht?

Er ergriff mich bei meinen Oberarmen und zwang mich, ihn anzusehen, was mir umso schwerer fiel, als ich seine Brust beobachtete, die von seinen Armmuskeln bewegt wurde.

»Sei doch nicht so töricht«, sagte er und es klang so besorgt, als wäre ich ein Kind, das vor einem Pferd über die Straße gerannt ist.

»Er wollte Euch angreifen!«

»Und? Meinst du, ich werde mit einem besoffenen Seemann nicht fertig?«

»Verzeiht mir.« Ich senkte den Kopf, denn mir wurde klar, dass ich für meine Aktion kein Lob von ihm erhalten würde.

»Noch drei Tage, dann stechen wir in See. Ich erwarte, dass du dich schicklich verhältst. Wenn ich auch nur den Hauch einer Beschwerde über dich bekomme, werfe ich dich hinaus.«

»Ja, Sir.«

Hatte er noch etwas ausgelassen, das mich tiefer in den Boden hätte rammen können? Nur drei Tage noch und ich hatte ihn so verärgert …

»Du weißt, dass du dich absolut tadellos verhalten musst«, insistierte mein Herr und stand dabei bereits in der Wanne. »Wenn ich auf See bin, kann ich dich nicht beschützen.«

Plötzlich war mein Argwohn geweckt.

»Was ist los?« Er blickte mich überrascht an, während er sich noch auf dem Wannenrand abstützte, um sich langsam in das heiße Wasser gleiten zu lassen.

»Dieser Brief … Das, was in der Spelunke geschehen ist und jetzt Eure Ermahnungen … Irgendetwas ist passiert …«

Er warf mir einen Lappen zu. »Reib meinen Rücken ab!«, kommandierte er.

Ich tauchte das Tuch in das heiße Wasser und ließ es dann energisch über seinen Rücken wandern, wobei ich ihn mit der freien Hand an der Schulter festhielt. Er würde meine Frage nicht beantworten. Wie sehr ich auch beharren mochte.

»Willst du mir die Haut abreißen, Weib?«, knurrte er.

Ich musste mich zu meiner Frage überwinden. »Sir?«

»Ja?«

»Wenn Ihr in drei Tagen England verlasst …«

»Ja?«, versetzte er ungeduldig. Er mochte nicht, wenn man zögerte.

»Werdet Ihr heute Nacht … bei mir schlafen?«

Er blieb mir auch diese Antwort schuldig.

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