Читать книгу Theodora - Die Hure des Herzogs | Erotischer Roman - Helen Carter - Страница 16

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Kapitel 14

Niemand hatte mit ihr gerechnet und sie hatte sich auch nicht angekündigt. Aber da stand sie vor unserer Tür, und noch ehe ich sie nach ihrem Begehr fragen konnte, hatte sie schon die Tür aufgedrückt und war an mir vorbeigerauscht und im Salon verschwunden. Diesmal trug sie eine gewaltig hohe Spitzenhaube auf ihrem in rosa gehaltenem Haar, wobei sowohl ihr Kleid als auch die Schleifen an dem Gestell, die über ihr schwebten, in tiefem Scharlach gehalten waren.

»Der Captain hat mich gebeten, nach dem Haus zu schauen«, erklärte Miss Ingram dem stoisch dreinblickenden Thomas und mir.

Konnte es wirklich sein, dass er ihr geschrieben hatte und uns nicht?

Wie immer war ihr Kleid nach der neuesten Mode geschneidert und die vielen eingelassenen Kissen schmeichelten ihrer an sich dürren Figur, denn sie gaben ihr Formen.

Thomas erhob sich und es entging mir nicht, wie provokant langsam er es tat. Dann machten wir beide eine tiefe Verbeugung.

Sie wedelte mit ihrem Spitzentaschentuch, als wären wir lästige Fliegen.

»Soll ich Euch herumführen, Miss Ingram?«, fragte Thomas. »Dann könnt Ihr Euch überzeugen, dass alles nach den Wünschen des Masters ist.«

»Danke. Das ist nicht nötig. Ich kenne ja die Räumlichkeiten.«

Thomas und ich blickten uns kurz an.

Ich eilte ihr nach, denn ich hatte nicht vor, eine Fremde allein durch seine Zimmer schweifen zu lassen.

In seinem Schlafzimmer reckte sie sich und wischte mit ihrem behandschuhten Finger über den intarsienverzierten Schrank. Dann betrachtete sie ihre Fingerspitze eingehend, rümpfte die Nase und wandte sich seinem Bett zu.

Mir wurde mulmig. Zu lebendig waren die Erinnerungen an unsere letzte Nacht hier.

»Nutzt er irgendwelche Salben?«, wollte sie plötzlich wissen und war gerade dabei, ein Schränkchen zu öffnen, als ich es im letzten Moment wieder zuklappen ließ.

»Ich denke nicht, dass mein Herr meinte, dass Ihr in die Schränke sehen solltet.«

Sie richtete sich auf und schenkte mir einen tödlichen Blick, der besagte: Das werde ich ihm verraten, und dann kannst du London von oben betrachten, denn er wird dir einen Tritt verpassen, dass du fliegst. Du kleine Mistkröte von einer Dienstmagd. Du weißt wohl nicht, wem du gerade den Blick versperren wolltest. Also schob sie mich zur Seite und schaute in das Schränkchen. »Ich fragte dich gerade, ob dein Herr irgendwelche Salben nutzt.«

»Ich wüsste nicht.«

»Zukünftig antwortest du mir bitte gleich, verstanden?«

»Jawohl, Mistress Ingram.«

Sie legte wie erschöpft die Hände flach auf die Kissen ihres Kleides, die ihre Hüften darstellen sollten.

»Ich werde ihm etwas für sein Gesicht schicken lassen.«

»Ich finde sein Gesicht wunderschön.« Entschuldigung, aber das musste sein. Ich hatte nicht vor, meinen Herrn von einer dahergelaufenen Hure beleidigen zu lassen.

Den Schwanz eines Lords in der Möse gehabt zu haben, macht dich nicht zu einer Lady, wie mir mal ein kluger Mann gesagt hat, dachte ich.

Wären ihre Blicke aus Feuer gewesen, ich wäre als ein Häuflein Asche zu Boden gesunken.

»Als könntest du das beurteilen! Die Verletzung bereitet ihm mit Sicherheit große Schmerzen.« Sie ließ nicht mal die Räume unter dem Dach aus, wobei sie sich mit ihrem weiten Rock ziemlich quälen musste, um die schmale Treppe hinaufzukommen.

»Hier schlaft ihr also«, erklärte sie, als sie in meine Stube schaute.

»Hier schlafe ich«, korrigierte ich.

Sie drehte sich zu mir um und schenkte mir einen amüsierten Blick. »Glaubst du ernsthaft, ich nehme dir das ab? Du keusches Betschwesterlein … Da unten sitzt der schwarze Hengst und du liegst hier oben und träumst von Höherem?« Sie lachte. In Spülmädchengeschichten hätte man das vielleicht als glockenhell bezeichnet. Wobei sie den Kopf in den Nacken warf und sich beinahe an dem niedrigen Dachbalken gestoßen hätte. »Nun, für euch beide genügt es.«

Damit hatte sie genug gesehen.

»Wann kommt der Captain denn wieder?«, fragte ich harmlos, als wir wieder im Wohnzimmer waren und sie sich von mir Wein einschenken ließ.

»Woher soll ich das wissen?«

So wie sich da ihre Pupillen weiteten, wusste ich, dass ich sie erwischt hatte, und sie das begriffen hatte.

»Ich dachte, er hätte Euch geschrieben. Entschuldigt, es war mein Fehler.«

Sie senkte majestätisch den Kopf. Ganz Vergebung für meine Dummheit. »Er hat mir die Kontrolle aufgetragen, bevor er in See gestochen ist«, erläuterte sie, offensichtlich noch nicht wieder ganz auf dem Posten.

»Also habt ihr beide auch noch nichts gehört?«, fragte sie.

Jetzt verblüffte sie mich mit unerwarteter Aufrichtigkeit. Und ihre Stimme hatte einen ernsthaft besorgten Beiklang. Sie sah zu mir auf und ich hätte schwören können, dass ihr Gesicht unter der Schminke ein ganzes Stück weißer geworden war. Darum war sie also hier aufgetaucht.

»Nein, der Master hat sich bislang nicht gemeldet«, erläuterte Thomas, der jenes Schweigen zu überbrücken vermochte, dass sich zwischen ihrer Sorge und der meinen ausgebreitet hatte.

Sie schloss ihren kleinen, dunkelroten Mund und dachte offensichtlich angestrengt nach. »Ich hatte eigentlich gedacht … Schreibt er sonst nicht auch aus den verschiedenen Häfen?«

Thomas stand sehr aufrecht da. Gerade so, als spüre er die Verantwortung für die Aufrechterhaltung der Ruhe. »Es kann durchaus sein, dass die Post verloren geht. Und … nun ja, wir wissen ja nicht mal, welche Häfen er anläuft. Also, es gibt sicherlich keinen Grund zur Unruhe.«

»Mein guter Junge … Das ist doch Blödsinn. Wem willst du das denn erzählen?« Mit jedem Satz, den sie sagte, näherte ich mich dem Kern meiner Angst weiter an.

»Ich weiß, dass er normalerweise aus jedem Hafen schreibt. Und ein Brief mag verloren gehen, aber doch nicht alle.«

Ohne nachzudenken, herrschte ich sie an: »Was wollt Ihr denn damit sagen? Dass er tot ist? Dass er nie mehr wieder zurückkehrt?«

»Impertinente kleine Göre!«, keifte sie zurück. Sie knallte das Glas auf den Tisch und eilte davon.

Ich ließ mich von Verzweiflung gepackt in einen der Sessel fallen.

»Von wegen Göre«, äffte ich sie nach.

»Sie wollte nur nicht, dass wir sehen, wie viel Angst sie hat«, beschwichtigte Thomas.

»Hat er denn wirklich immer geschrieben?«

Thomas senkte den Kopf. »Ja. Aus jedem Hafen. Ich fürchte, wir müssen zumindest in Erwägung ziehen …«

Ich sprang auf und fuhr ihm über den Mund. »Niemals! Nur über meinen toten, kalten Körper!« Damit rannte ich nach oben und schaffte es bis zum nächsten Tag nicht, meine Stube zu verlassen.

Theodora - Die Hure des Herzogs | Erotischer Roman

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