Читать книгу Theodora - Die Hure des Herzogs | Erotischer Roman - Helen Carter - Страница 3

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Kapitel 1

»Pack dein Zeug!«, donnerte seine Stimme durch den Schankraum.

»Hab ich was gemacht?«, blaffte ich zurück.

»Pack dein Zeug, sag ich dir, oder ich prügel dich raus!«

Da ich nur zu gut wusste, wie sich die Faust von Master Drake anfühlte, stopfte ich meine paar Habseligkeiten in die alte lederne Satteltasche, die ein Gast vergessen hatte, und die seitdem mir gehörte. Ich schaute von Master Drake, der überraschend nüchtern war, zu dem Afrikaner, der in der Tür der Schänke stand und den ganzen Raum ruhig überblickte.

»Der da bringt dich zu deinem neuen Zuhause.« Es klang beinahe versöhnlich.

»Und wer macht meine Arbeit hier? Bleibt doch alles liegen. Und wenn ich zurückkomme, hab ich noch mehr zu tun.«

Drake schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Du bist scheinbar nicht nur taub … Du bist auch noch dämlich. Du gehst mit dem Afrikaner und tauchst hier nicht mehr auf. Kapiert?«

Er machte mit ausgestreckter Faust ein paar schnelle Schritte auf mich zu. Ich konnte gerade noch einen tönernen Krug in seine Richtung schleudern, um ihn von seinem Vorhaben, auf mich einzuschlagen, abzubringen. Das Gefäß zerplatzte ziemlich dicht neben seinem Kopf an einem hölzernen Dachbalken.

Der große, breitschultrige Afrikaner in den kurzen Hosen und der gepflegten Jacke hatte ebenfalls seinen Platz verlassen. Offensichtlich hatte er mich vor einer Tracht Prügel bewahren wollen.

»Verpiss dich, du Schlampe!«, keifte Master Drake hinter uns her, nachdem wir das Gasthaus verlassen hatten. »Kannst deine Schenkel ja eh nicht zusammenhalten!«

Als wäre ich an dem Wechsel meiner Arbeitsstelle schuld! Ich beschloss, nicht mehr zurückzublicken, sondern herauszufinden, wo mein Ziel lag. »Wo gehen wir hin?«, fragte ich.

Mein Begleiter war gut zwei Köpfe größer als ich, doch er würdigte mich keines Blickes, während er antwortete: »Zu Captain John Lewis.«

»Was für ein Captain ist er?«

»Er fährt zur See, kleine Dame.«

Klein … Das kannte ich als Attribut für mich. Dame war neu. Ich mochte den Kerl.

»Und wieso muss ich zu ihm?«, wollte ich weiter wissen.

Wir drängten uns durch die überfüllte Straße. Frauen, die ihre Waren in Körben schleppten. Kinder mit Bierkrügen. Pferde. Maulesel. Gestank. Geschrei.

Neben mir platschte es. Aus den Augenwinkeln sah ich eine Frau, die einen Nachttopf aus dem Fenster leerte. Verdammt, ich hatte keine Lust, meine neue Arbeitsstelle nach Pisse stinkend anzutreten.

»Soweit ich weiß, hat mein Herr deinem Herrn Waren geliefert, die dein Herr nicht bezahlen konnte.«

Mehr brauchte er nicht zu sagen. Ich war also die Bezahlung.

Wir mussten ein ordentliches Stück laufen, bis wir an einem schmalen Haus ankamen, dessen Front zur Themse wies und für einen Captain in angemessener Nähe zum Hafen lag.

»Das ist ja ein neues Haus …«, stellte ich fest. »Es ist schön.«

»Ja, nach dem holländischen Stil erbaut«, erläuterte mir mein kluger Begleiter. Es war eine entschiedene Verbesserung, verglichen mit dem düsteren Wirtshaus, in dem ich bislang gelebt hatte.

»Werde ich den Herrn gleich treffen?«, fragte ich.

»Er wird kaum Zeit haben, sich um dich zu kümmern.«

Wir betraten das Haus durch die Vordertür. Den Atem anhaltend blieb ich stehen und starrte in den Vorraum, wo einen bereits ein offener Kamin begrüßte.

»Bist du ein Dämon, dass du nicht über die Schwelle treten kannst?«, spöttelte mein Begleiter.

Welche Pracht herrschte im Inneren des Hauses! Überall gab es Tische und Stühle, Kerzen, wohin man auch blickte. Sogar einen Spiegel sah ich im angrenzenden Zimmer. Und wie sauber es überall war …

»Thomas? Hast du den Brief besorgt?«, rief eine raue Stimme aus einem der weiter hinten gelegenen Zimmer.

»Ja, Sir. Noch bevor ich das neue Dienstmädchen abgeholt habe.«

»Ah. Ist sie da?« Schwere Schritte von genagelten Stiefeln näherten sich und dann stand er da.

Mittelgroß, das lange Haar nach hinten gekämmt mit einem sauber gestutzten Bart, der Kinn und Lippen umstand. Seine Augen waren leicht zusammengekniffen, offensichtlich, um mich besser sehen zu können. Die Sonne stand hinter Thomas und mir.

Ich hielt die Luft an vor Schreck. Es war ein Schock, der meine Arme taub herunterhängen ließ und in meinem Magen ein Gefühl erzeugte, als müsse ich mich im nächsten Moment übergeben. Gewiss, ich hatte schon viele entstellte Menschen gesehen. Entweder durch Unfälle, Verletzungen oder Krankheiten, aber noch nie hatte ich so etwas gesehen! Dieses Gesicht war sicherlich einst beinahe schön zu nennen gewesen, doch jetzt zog sich eine Narbe vom Haaransatz über sein rechtes Auge und bis zu seiner linken Wange. Sie spaltete das Gesicht förmlich in zwei Teile wie ein dunkelroter Graben. Seine Unterarme – er trug die Ärmel seines weißen Hemdes hochgekrempelt, und darüber nur die lange, ärmellose Weste – waren von Muskeln und Narben überzogen.

Er überkreuzte sie vor seiner Brust und fragte: »Kannst du kochen?«

Was auch immer er verlangen würde – ich konnte es! Aus diesem wundervollen Haus würde mich niemand mehr vertreiben. Und den Blick in sein Gesicht würde ich einfach so gut wie möglich vermeiden.

»Natürlich!«, erklärte ich ruhig.

»Gut. Thomas … Zeig ihr die Küche. Sie soll gleich anfangen.« Damit marschierte mein neuer Herr breitbeinig davon, als ginge er über die Planken eines schwankenden Schiffes.

»Gibt es noch mehr Dienstboten? Lerne ich die Herrin auch kennen? Gibt es Kinder im Haus?«

»Ja. Nein. Nein.«

Da ich die Reihenfolge meiner Fragen vergessen hatte, kam sein Scherz nicht gut bei mir an.

»Der Captain ist nicht verheiratet. Ab und an kommen Frauen ins Haus. Das geht dich aber nichts an.«

»Ich bin nicht töricht, Thomas. Ich weiß, was das heißt. Ich habe einen Gutteil von der Welt gesehen.«

Hatte ich Amüsement oder Überraschung in seiner Miene zu sehen erwartet, so irrte ich mich. Er wirkte verärgert.

»Du hast noch gar nichts gesehen, kleine Dame. Gar nichts!«

Theodora - Die Hure des Herzogs | Erotischer Roman

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