Читать книгу Theodora - Die Hure des Herzogs | Erotischer Roman - Helen Carter - Страница 6

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Kapitel 4

»Findest du, ich bin zu dick?«, fragte ich und drehte mich vor dem Spiegel, während Thomas am Schreibtisch die Bücher unseres Herrn überprüfte.

Er blickte leicht irritiert auf und legte die Feder zur Seite. »Dummes Zeug. Bei mir zu Hause würdest du als zu dürr gelten. Männer wollen Frauen, an denen was dran ist. Der Körper braucht Kraft, wenn er Babys gebären will. Frauen brauchen Kraft wie die Männer, um ihre Arbeit zu tun.«

»Die Hure sagte, ich sei zu dick«, erzählte ich und hing meinem eigenen Anblick nach.

»Nenn sie nicht Hure. Sie heißt Miss Ingram. Wenn der Captain das hört, schlägt er dich windelweich. Darauf kannst du dich verlassen. Er duldet solche Reden nicht.« Damit beugte er sich wieder über das Hauptbuch.

»Wann fährt der Captain wieder zur See?« Ich hatte die Frage noch nicht beendet, da floss es siedend heiß über meinen Rücken.

»Soweit ich weiß, bleibt er noch ein, zwei Wochen.«

Zwei Wochen … Welche Ewigkeit, dachte ich beglückt.

»Wo ist er jetzt?«, fragte ich.

»Am Hafen. Er ist dabei, die Mannschaft zu inspizieren.«

»Muss er keine neuen Matrosen suchen?«

»Nein. Es fährt immer die gleiche Mannschaft mit ihm.«

»Ich weiß nur, dass normalerweise immer neue …«

»Du stellst zu viele Fragen, Frau. Geh und kümmere dich um deine Arbeit.«

Da Thomas nicht zum Schwatzen aufgelegt schien, begab ich mich in mein Lieblingszimmer im Haus: Das Schlafzimmer meines Herrn, in jenen mit dunklen Holztafeln ausgeschmückten Raum, in dessen Mitte das wundervolle Bett mit den schweren dunkelroten Vorhängen thronte. Ein Rot, das an das Blut von Stieren erinnerte. Schwer und fast schwarz wie der Wein, den der Herr so gern trank. In keinem Raum fühlte ich mich ihm so nah wie hier, denn in keinem Raum erlebte ich ihn so wie hier.

Mit einem kostbaren Tuch wischte ich über die Oberflächen und zog die Bettdecke glatt, die doch von keinem Fältchen verunstaltet war. Ich betete, dass er mich auch an diesem Abend zu sich rufen würde. Dafür lebte ich. Auch wenn ich es ihm niemals sagen konnte. Es musste mein Geheimnis bleiben.

Er würde sicherlich bald nach Hause kommen, denn ich sah auf der Uhr im Wohnzimmer, dass es kurz vor sechs war. Also lief ich schnell in den Garten hinter dem Haus und schnitt Blumen für sein Schlafzimmer und den Esstisch.

»Wofür sind die Blumen?«, fragte Thomas, als ich mit dem Strauß in Richtung der Treppe eilte.

»Für das Schlafzimmer des Captains.«

»Die werden ihm nicht auffallen.«

Die Frage nach dem Warum sparte ich mir. Ich kannte die Antwort. Er würde die Hu… Miss Ingram und ihre Mädchen aufsuchen. Die nicht ausgesprochenen Worte verlangsamten meine Schritte. Mein Herz wurde so schwer, dass es meine Beine mit Blei zu füllen schien.

Nachdem ich die Vase dekoriert hatte, begab ich mich wieder zu Thomas. »Was denkst du, wann er nach Hause kommt?«

Er klappte das Buch zu, faltete die Hände darauf und sah mich traurig an. »Theodora … Du weißt, dass sowohl du als auch ich, längst schlafen, wenn er zurückkehrt. Wir wissen beide, dass er heute Nacht auswärts isst.«

Das war unser beider Ausdruck für den mir so schmerzlichen Umstand, dass der Captain nicht in meinen Armen einschlafen würde, sondern in denen einer bezahlten Hure.

»Warum, Thomas? Was findet er bei den Mädchen im Hurenhaus, was ich ihm nicht geben kann?«

Er bewegte seinen großen Kopf mit den kurzen schwarzen Locken langsam hin und her. »Das weiß ich nicht. Er denkt anders als ich.«

»Und wie denkst du?«

Er schenkte mir ein sanftes Lächeln. »Ich habe mal eine Geschichte gelesen aus Zeiten, da die Menschen noch glaubten, dass es viele Götter gebe. Und diese Götter haben Kugelwesen geschaffen. Diese hatten die Götter erzürnt, sodass sie die Wesen zur Strafe gespalten haben. Von diesem Tag an waren die Kugelwesen dazu verdammt, ihre zweite Hälfte zu suchen. Und wenn ein Mensch sehr viel Glück hat, dann findet er seine zweite Hälfte und ist wieder ganz.«

Es war eine schöne Geschichte, fand ich, sie enthielt viel Wahrheit.

»Und der Captain?«, wollte ich wissen.

Thomas hob seine Schultern und ließ sie wieder sacken.

»Ich will nicht, dass er zu Huren geht«, flüsterte ich und sagte es mehr zu mir selbst, als zu ihm.

Theodora - Die Hure des Herzogs | Erotischer Roman

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