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3.2.3 Die Biblizität der Liturgie

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Die materiale und mediale Dimension der Bibel im Gottesdienst ist praktischtheologisch folgendermaßen zu bündeln:

(a)Die Bibel erfährt im Gottesdienst sowohl kritische Interpretation wie kreativen Gebrauch.17 Dadurch eröffnet die in den unterschiedlichen liturgischen Handlungen mitteilend dargestellte Bibel mehr als nur kognitive Wahrnehmungen. In der evangelischen Tradition bleibt die ausgelegte biblische Botschaft jedoch der Kristallisationspunkt im liturgischen Geschehen, wobei die Auslegungen in erster Linie durch die Predigt, aber auch durch die anderen liturgischen Vollzüge erfolgen.

(b)Im Gottesdienst wird »die Symbolwelt der christlichen Religion«18 exemplarisch dargestellt. Dies ermöglicht Glaubenden wie Nichtglaubenden eine verlässliche Begegnung mit dieser Symbolwelt, die sprachlich, rituell, musikalisch und architektonisch erinnert und vergegenwärtigt wird und dadurch auch Kulturen prägt und durch sie geprägt wird.

(c)In der durch Interpretation und Gebrauch eröffneten Kommunikation des Evangeliums erfolgt die Begegnung mit dem Gott der Bibel. Gerade weil zur religiösen Semantik auch Worte höchster Allgemeinheit wie z. B. »Gott« gehören, die ausgesprochen ideologieanfällig sind,19 ist der kritische und konstruktive Rückbezug auf die Worte, Metaphern und Geschichten der Bibel notwendig, um den aus christlicher Sicht bestehenden Missbrauch der Rede von Gott (z. B. durch theistische oder zivilreligiöse Konzepte) zu entlarven und die Vielfalt biblischer Gottesrede und -erfahrung dazu in Konkurrenz zu setzen. Hierfür sind bloße Zitate nicht hinreichend, sondern theologische Reflexionen notwendig.

Gottes Menschenfreundlichkeit und das Fest des Lebens

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