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3.4 Die gesellschaftliche und kulturelle Bedeutung der Bibel 3.4.1 Die Bibel als Quellen- und Bildungsbuch

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Als Quellen- und Bildungsbuch wird die Bibel in Hochschulen und Schulen gebraucht. Dort wird sie mit Hilfe unterschiedlicher Methoden wissenschaftlich ausgelegt und zu verstehen gesucht. Ihr Gebrauch in der Schule ist eng mit den religionspädagogischen Konzepten verbunden, die sich nicht zuletzt in der Frage der Bibeldidaktik unterscheiden.46 Nachdem der problemorientierte Religionsunterricht zumindest in seiner klassischen Ausprägung dem Ende entgegen geht, scheinen heute symboldidaktische Konzepte mit stärker ganzheitlich-ästhetischen Zugängen oder semiotische Konzepte mit kritisch-ästhetischen Zugängen an Einfluss zu gewinnen. Dabei haben beide Konzepte die bloße Text- oder Problemorientierung überwunden und partizipieren in unterschiedlicher Weise am ästhetisch orientierten Paradigma und der ihm inhärenten Option für plurale Lesarten. Im kirchlichen Unterricht hat sich Vergleichbares vollzogen; hier können noch stärker als in der Schule ganzheitliche Zugänge praktiziert werden.47 Wie in der Schule werden dabei die lebensgeschichtliche Situation der Jugendlichen und die christliche Tradition gleich ursprünglich berücksichtigt. Darüber hinaus sollen die Zugänge zur Bibel innerhalb der Lebensvollzüge einer konkreten Gemeinde verankert werden.

Als Quellen- und Bildungsbuch hat die Bibel in überaus starkem Maße die abendländische Musik, Literatur und bildende Kunst, Theater und Film inspiriert und ist vor allem auf diese Weise Teil des kulturellen Gedächtnisses geworden. Biblische Geschichten und Gedanken werden dargestellt, ausgelegt, zitiert, angedeutet, verfremdet und karikiert. Zu einer verstehenden Begegnung mit Kunst gehört auch, dass solche Bezugnahmen entschlüsselt werden können. Diese Kompetenz muss die Schule im Rahmen ihres Bildungsauftrages vermitteln. Allerdings reicht eine bloße Entschlüsselung nicht aus, da gleichzeitig die damit verbundenen Sinnkonzepte, Weltbilder und Werte kritisch zu prüfen sind. Daher sollte ein Religionsunterricht, der z. B. mit Videoclips arbeitet, nicht nur deren Zeichenverwendungen entschlüsseln, sondern ebenso zur theologischen Kritik, die keineswegs nur kognitiv erfolgen muss, befähigen.48

Vergleichbares gilt für gesellschaftliche Diskurse, in denen über ethische Grundfragen oder die kulturellen Werte Europas oft mit biblischen oder religiösen Bezügen argumentiert wird. Auch hier ist die Prägekraft der jüdischchristlichen Traditionen auf Rechtswesen, Wohlfahrt und Moral zu entdecken und gleichzeitig kritisch und aufklärend neu zur Diskussion zu stellen.49

Gottes Menschenfreundlichkeit und das Fest des Lebens

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